Naturlehrweg Gamsgrube
Der Gamsgrubenweg ist ein Naturlehrweg im Nationalpark Hohe Tauern.
Einleitung
Der Gamsgrubenweg führt von der Kaiser-Franz-Josefs-Höhe am Endpunkt Gletscherstraße, einer Stichstraße der Großglockner Hochalpenstraße vom Kreisverkehr Guttal auf Kärntner Seite, in Richtung Oberwalderhütte durch das Sonderschutzgebiet Gamsgrube. Erhalter ist die Großglockner Hochalpenstraßen AG.
Seit 2020 ist Gamsgrubenweg aufgrund von Steinschlaggefahr nur bis zum Tunnel 6 für Besucher geöffnet. Nur erfahrene Alpinisten dürfen den Weg weitergehen zB. Zur Oberwalderhütte.[1]
Geschichte
Nachdem am 1. August 1936 die Straßenverlängerung vom Parkplatz unterhalb der alten Kaiser-Franz-Josefs-Höhe bis zum Parkplatz Freiwandeck (heute Nationalparkplatz) fertiggestellt war, begannen die Arbeiten für den "Promenadenweg zum Wasserfallwinkel", wie das Projekt genannt wurde, dem heutigen Naturlehrweg Gamsgrubenweg. Dieser wurde vom Parkplatz aus (es gab noch kein Besucherzentrum und kein Parkhaus) bis zum Wasserfallwinkel-Gletscher gebaut.
Der zwei Meter breite Weg wurde durch zwei durch Fels geschlagene Stollen am Südwesthang der Freiwand geführt. Sein Ende befand sich damals beim Abfluss des Wasserfallwinkel-Gletschers. Das waren damals mächtige Moränenablagerungen und Gletschereis, die ein weiters Vordringen unmöglich machten.
Der Weg wurde als "Promenadenweg zum Wasserfallwinkel" am 28. Juni 1937 von Bundeskanzler Dr. Kurt Schuschnigg eröffnet. Bei der Eröffnung überraschte der Salzburger Landeshauptmann Dr. Franz Rehrl mit der Aussage, der Weg hieße nun "Kanzler-Schuschnigg-Weg". Diesen Namen hatte Dr. Rehrl aus der Überlegung geschaffen, dass er die Unterstützung des Bundeskanzlers für noch für ungebaute Projekte in diesem Bereich dringend benötigte. Diese wurde dann allerdings trotzdem nicht realisiert.[2]
Der Gamsgrubenweg wurde 2011 vom "E.C.O. Institut für Ökologie" als Themenweg des Jahres ausgezeichnet.
2014 wurden Arbeiten zur Steinschlag-Schutzverbauung der sechs Gamsgrubentunnel entlang des Gamsgrubenweges Ende Juni, gut einen Monat früher als geplant abgeschlossen. Schon seit dem Jahr 2003 führt der erste Abschnitt des Weges aufgrund der hohen Steinschlaggefahr durch sechs Tunnels. 2013/2014 kam eine weitere Schutzverbauung hinzu. "Nun haben wir um knapp 900.000 € auch die Tunnelausgänge überbauen lassen - damit sind die sensationellen Ausblicke für die nächsten Jahre im wahrsten Wortsinn wieder "gesichert"!" meinte Dr. Johannes Hörl, Vorstand der GROHAG, bei der Wiederöffnung des Weges Anfang Juli 2014. Die Gesamtkosten von knapp drei Millionen Euro wurden verteilt über einen Zeitraum von zwölf Jahren vom Land Kärnten, dem Österreichischen Alpenverein (OEAV) und der GROHAG getragen.
2020 musste der Gamsgrubenweg neuerlich wegen Steinschlaggefahr gesperrt werden. Trotzdem wurden bei automatischen Zählstellen 2021 trotz der Absperrung des Gamsgrubenwegs mit Scherengittern und Ketten an dessen Anfang an die 70 000 und am Endpunkt noch 10 000 Besucher registriert. Die Leute würden überall hinsteigen, auch in jene Bereiche der Gamsgrube, die nicht betreten werden dürfen, so Peter Rupitsch, Direktor des Nationalparks Hohe Tauern. Der Weg soll durch eine weitere Galerie geschützt werden. Die Kosten dafür belaufen sich inklusive der Schutzhütte (siehe nächsten Abschnitt) auf etwa 3,5 Mill. Euro.
"Gaststätten-Projekt" im Schutzgebiet
- Hauptartikel Projekt Sepp-Forcher-Hütte
Im Frühjahr 2022 klagte der Alpenverein die GROHAG, den Erhalter des Naturlehrwegs. Der Umweltdachverband und der Naturschutzbund fordern eine sofortige Absage des "Gaststätten-Projekts" der GROHAG im Sonderschutzgebiet Gamsgrube. Es geht um ein 1936 enteignetes Grundstück im Nationalpark. Die Ursache ist aber der geplante Bau einer Schutzhütte im Sonderschutzgebiet. Die Bezeichnung für das Projekt lautete ursprünglich "Schutzhütte Gamsgrube". Im März 2025 erging ein Urteil zugunsten der GROHAG.
Beschreibung
Der wohl eindrucksvollste Wanderweg an der Großglockner Hochalpenstraße im Nationalpark Hohe Tauern ist der Naturlehr- und Sagenweg Gamsgrube auf der Kaiser-Franz-Josefs-Höhe. Nach umfangreichen Felssicherungsarbeiten, die bereits im Spätherbst 2013 begonnen hatten, ist dieser Panoramaweg seit Anfang Juli 2014 wieder frei und sicher begehbar.
Dieser bequeme, breite und ohne wesentliche Steigungen (der Höhenunterschied beträgt 200 Meter) Panoramaweg verläuft oberhalb des imposanten Gletscherstromes der Pasterze, genau gegenüber des alles überragenden Großglockners. Der Wegbeginn liegt auf 2 369 m ü. A., das Wegende auf rund 2 600 m ü. A. im Wasserfallwinkel. Die Weglänge beträgt 2,43 Kilometer, die durchschnittliche Steigung 7,1 %. Unmittelbar nach dem Besucherzentrum durchstoßen zwei Stollen von 78 m und 42 m Länge eine aus Grünschiefer (Serpentinit) bestehende Felsrippe. Die Innenabmessungen der Stollen betrugen im Jahr der Eröffnung 2,50 mal 2,50 Meter.
Anschließend an die beiden Stollen führt der Weg am Südwesthang der Freiwand oberhalb der Randmoräne des Pasterzengletschers entlang und erreicht eine Zone kahler Plattenschüsse. Ein Weg zweigt zu der im September 2016 abgerissenen Hofmannshütte ab. Weiter führt der Weg zur Randmoräne des Wasserfallwinkelkessels.
Am Ende des Weges, nach knapp einer Stunde Wanderung, kann man eine außerordentliche Rarität in den Alpen bestaunen: Gigantische Gletscherschliffe. Das sind auffallend glatte Felsen, die der mittlerweile abgeschmolzene Wasserfallwinkel-Gletscher einst regelrecht poliert hatte. Denn ein Kubikmeter Eis wiegt fast eine Tonne. Ein langsam gleitender Gletscher von zehn Meter Dicke fräst somit den Fels mit fast zehn Tonnen Gewicht je Quadratmeter ab.
Das Hochalpinzentrum Oberwalderhütte ist ebenfalls über den bestens markierten alpinen Steig Gamsgrubenweg inklusive kurzem Gletscherübergang in rund 2,5 Stunden zu erreichen (vom Wasserfallwinkel etwa 400 Höhenmeter). Aktuell (2024) ist der Aufstieg über den Gamsgrubenweg aber nur für erfahrene Alpinisten möglich. Die Oberwalderhütte kann bis zu 120 Besucher bewirten und beherbergen. Sepp Forcher (* 1930; † 2021) arbeitete schon vor über 60 Jahren als Lastenträger auf der Oberwalderhütte und hatte dort nicht nur die Großglockner Hochalpenstraße ("meine Traumstraße") sondern auch seine Ehefrau "Helli" (* 1930; † 2021) kennen und lieben gelernt.
Unterhalb des Gamsgrubenweges fällt eine eigenartige Linie auf. Oberhalb Bewuchs mit Gras und Blumen, unterhalb nichts als glatter Fels. Diese Linie markiert den Höchststand der Pasterze um 1856, als Kaiser Franz Joseph I. bis zu der nach ihm benannten Höhe aufgestiegen ist.
Bergkristall, ewiges Eis und verschwundene Hochalm
Neben dem Besucherzentrum auf der Kaiser-Franz-Josefs-Höhe beginnt der Weg, der zunächst durch sechs Tunnels führt. Im längsten von ihnen, dem Gamsgrubentunnel, taucht der Wanderer in die geheimnisvolle Welt der Sagen rund um die Entstehung der Pasterze ein. Sie erzählt von einem Ereignis in längst vergangener Zeit, wo am Frauentag ein großer Jahrmarkt mit einer Feldmesse abgehalten wurde und durch den Übermut einiger wohlhabenden Bauern das Schicksal gnadenlos seinen Lauf nahm. Auf einer Länge von 650 m hat die Kärntner Designerin Michaela Fink Installationen aus Stein, Licht, Ton und Malerei errichtet. Bei sieben interaktiven Stationen wird der Besucher eingeladen, die mystische Welt des Berges zu erleben. Am Ende der sagenhaften Reise durch den Tunnel der Vergangenheit wird er mit einem grandiosen Blick auf die Pasterze und den Großglockner belohnt.
Der Wanderer sieht nun Firndome und Gletscherbrüche, an den Berghängen Felsgrate, tief unten den Pasterzengletscher und gegenüber Österreichs höchsten Gipfel, den Großglockner. Blickt er nach vorne, so sieht er den 3 453 Meter hohen Johannisberg, der sich auf der Grenze Osttirol-Kärnten befindet. Vorbei am Sonderschutzgebiet Gamsgrube, Lebensraum für einige der seltensten Pflanzen in ganz Europa, wird zuletzt sogar der Rand des ewigen Eises, das Wasserfallwinkel Kees erreicht.
Infos zur Wanderung
- Ausgangspunkt: Kaiser-Franz-Josefs-Höhe (2 362 m ü. A.) an der Großglockner-Hochalpenstraße
- Gehzeit: drei bis vier Stunden (hin und retour)
- Höhendifferenz: ca. 200 m
- Schwierigkeit: leichte Wanderung (aktuell - 2024 - nur bis Tunnel 6!) im hochalpinen Gelände
- Charakteristik: Breiter, nahezu ebener Weg
- Familientauglicher Wanderweg (aktuell - 2024 - nur bis Tunnel 6!)
- Beste Jahreszeit: Juli–Oktober
Vom Anfang Juli bis Anfang September wird täglich eine kostenlose, geführte Wanderung am Gamsgrubenweg mit Nationalpark-Rangern angeboten. Treffpunkt: 11.00 Uhr, Informationsstelle im Besucherzentrum an der Kaiser-Franz-Josefs-Höhe.
Bildergalerie
Bilder vom Weg und Ausblicke vom Weg
Links das Kleinglocknerkees, darüber der Kleinglockner, der Großglockner und rechts die Glocknerwand, darunter das Glocknerkees (Gletscher).
- Flora entlang des Weges
Bilder von den Sicherungsarbeiten 2013/14
- Gamsgrubenweg Sicherungsarbeiten – Sammlung von weiteren Bildern, Videos und Audiodateien im SALZBURGWIKI
weitere Bilder
- Naturlehrweg Gamsgrube – Sammlung von weiteren Bildern, Videos und Audiodateien im SALZBURGWIKI
Weblink
- grossglocknerpanoramastrasse.wordpress.com "1937–2017: 80 Jahre Gamsgrubenweg und warum es dorthin keine Straße gibt", ein Beitrag von Peter Krackowizer im Blog "80 Jahre Großglockner Hochalpenstraße"
Quellen
- Presseaussendung GROHAG 4. Juni 2014, sowie Informationen auf deren Homepage
- www.nationalpark-hohetauern.at
- Wallack, Franz: Die Großglockner Hochalpenstraße - die Geschichte ihres Baues, zweite Ausgabe, anlässlich der 25-Jahr-Feier der Großglockner Hochalpenstraße, 1960, Springer Verlag, Wien
- ANNO, "Oesterreichische Illustrierte Zeitung", 1. Juni 1937 (OENB)
- Krackowizer, Peter: "Glockner-Splitter", Seite 112
Einzelnachweise
- ↑ Information der GROHAG auf Nachfrage von Peter Krackowizer am 3. Juli 2024
- ↑ ANNO "Salzburger Volksblatt", 30. Juni 1937, Seite 3