Gedenktafel Mutter und Schwester Mozarts in St. Gilgen
Die Gedenktafel Mutter und Schwester Mozarts befindet sich in St. Gilgen an der Fassade des Mozarthauses.
Über die Gedenktafel
Am 25. Dezember 1720 wurde Mozarts Mutter Anna Maria Walburga Pertl in diesem Haus geboren. Am 23. August 1784 heiratete Mozarts Schwester Maria Anna Walburga Ignatia Mozart, genannt "Nannerl", einen Amtsnachfolger ihres Großvaters, den Reichsfreiherrn Johann Baptist Berchtold zu Sonnenburg und bezog das "Geburtshaus" ihrer Mutter. Daran erinnert diese Gedenktafel.
Über die Enthüllung am 16. August 1906 berichtet die "Salzkammergut-Zeitung" in ihrer Ausgabe vom vom 26. August 1906:[1]
St. Gilgen am Abersee[2], 20. August. (Gedenktafel-Enthüllung.) Bei günstigstem Wetter fand am 16. ds. die Enthüllung der Gedenktafel an dem Geburtshause der Mutter und Wohnhause der Schwester Nannerl unseres großen Meisters im Reiche der Töne, Wolfgang Amadeus Mozart statt. Der ganze Ort war festlich beflaggt und dekoriert. Die k. k. Regimentsmusik der Tiroler Kaiserjäger leitete den Festtag mit klingendem Spiele ein. Um 9 Uhr war Aufstellung des Fesstzuges, voran die Schuljugend, die Wolsgangce Bürgermusik, die Vereine, die Mozartgemeinde und Mozarteum in Salzburg, die Honoratioren, die Gemeindevertretungen von St. Gilgen, Fuschl und Strobl, die Liedertafel St. Gilgen, und andere Festgäste. Nach Empfang des k. k. Landespräsidenten Graf Clemens St. Julien Wallsee und der sonstigen Festgäste aus Salzburg, bewegte sich der Festzug auf den Reitbühel, wo die Feldmesse stattfand.
Vor Beginn derselben langte auch Seine kaiserl. Hoheit Erzherzog Eugen, per Automobil von Salzburg kommend, hier an, welcher nach Begrüßung durch das Komitee und der Gemeindevorstehung sodann der Feldmesse, von Herrn Pfarrer Kostenzer unter Assistenz zelebriert, anwohnte. Während der Messe spielte die Militärkapelle die deutsche Messe von Haydn. Nach der Messe ging der Zug zum Geburtshause der Mutter Mozarts, dem k. k. Amtsgebäude in St. Gilgen. Nachdem die Festgäste, die Vereine, Körperschaften und die massenhaften Festteilnehmer Aufstellung genommen, hielt Professor Dr. Hans Ritter von Frisch in formvollendeter Weise die Festrede, worauf Seine kaiserliche Hoheit Erzherzog Eugen die Zustimmung zur Enthüllung des Gedenksteines gab. Dasselbe ist vom akademischen Bildhauer Jakob Gruber aus Wien, einem gebürtigen Halleiner, aus Untersberger Marmor hergestellt und stellt ein Doppelrelief der Mutter und Schwester Mozarts dar, darunter die Inschrift: "Geburtshaus der Mutter Mozarts, seine Schwester Nannerl wohnte hier 1784—1801. Errichtet 1906".
Nach der Enthüllung trugen die anwesenden Sänger unter Mozarteumdirektor Hummels Leitung das "Bundeslied" von Mozart vor, die Militärkapelle einige Stücke aus Mozarts "Zauberflöte". Nach der eigentlichen Enthüllungsfeier wurden Seiner kaiserl. Hoheit dem Erzherzog elbhafte Ovationen dargebracht: derselbe zeichnete mehrere Herren durch Ansprachen aus, ließ sich auch den Schöpfer des Denkmales, Bildhauer Gruber, vorstellen und fuhr sodann per Automobil wieder nach Salzburg zurück. Die Liedertafel Salzburg legte am Denkmale einen Lorbeerkranz mit weißroter Schleife und der Widmung: "Der Mutter unseres unsterblichen Mozart" nieder. Nach längerer Mittagspause war an drei Plätzen Konzert der k. k. Militärkapelle, der Bürgermusik, Glückshafen, Tombola, Bazar, und verschiedene andere Volksbelustigungen und unterhielt sich Alt und Jung bei den herrlichen Klängen der Musikkapellen auf das Beste. Im neuen Mozartsaale bei Kendler ließen die Sänger allerlei heitere Weisen erklingen und ging es hier nach echter Sängerart besonders gemütlich und fidel her. Leider mußte der abendliche Teil des Festes, See- und Höhenbeleuchtung, Feuerwerk, verbunden mit Kaiserfeier wegen des eingetretenen Sprühregens unterbleiben. St. Gilgen, die lebhaft im Aufschwünge begriffene liebliche Sommerfrische, hat nun sein Mozartdenkmal und mit der Schaffung desselben den großen Meister, sowie dessen Mutter und Schwester, aber auch sich selbst geehrt. Das Fest verlief in schönster und ungestörtester Ordnung und wird allen Teilnehmern noch lange in freundlichster Erinnerung bleiben. Nur etwas mehr Salzburger Musikfestgäste hätte man erwartet, da ja doch die St. Gilgener Gedenktafelenthüllung in den Rahmen des Salzburger Festes einbezogen war. Es ging aber auch so.
Um das Zustandekommen dieses schönen Denkmales hat sich außerordentliche Verdienste erworben, Herr Philipp Stratzer, Realitätenbesitzer in Salzburg. Der genannte Herr, welcher seit Monaten rastlos tätig war, um die Mittel für ein würdiges Denkmal und für eine würdige Enthüllungsfeier zu beschaffen, hat sich dadurch für immer den Dank aller Mozartverehrer, insbesondere aber der Bewohner von St. Gilgen, verdient und gesichert. Anläßlich der erwähnten Feier sind dem Denkmal-Komitee schriftliche Begrüßungen vom Damenchor des Mozarteums in Salzburg, vom Mozart-Vereine in Dresden und von Frau Baronin Buxhöveden in Dresden zugekommen. Der Wiener Männer-Gesang-Verein war durch Prof. Dr. Elschnig vertreten. Mitglieder der Salzburger Liedertafel überbrachtcn einen prächtigen Lorbeerkranz, welcher bei der Gedenktafel niedergelegt wurde.
Endlich sei eines Umstandes gedacht, der sich am Festtage nachmittags ereignete. Wie jedermann hier bekannt, hat der hiesige sehr rührige Spediteur und langjährige Feuerwehrkommandant Herr Georg Weber seit Jahren seine Kräfte als Arrangeur in uneigennützigster Weise bei den verschiedenen Festen stets mit größter Bereitwilligkeit eingesetzt und war auch bei diesem Feste hiezu ausersehen. Leider machte dies sein kürzlich erlittener schwerer Unfall unmöglich. Seiner großen Verdienste insbesondere als Wehrmann eingedenkt und als Zeichen der Würdigung derselben wurde nachmittags von zirka 30 Feuerwehrmännern der Entschluß gefaßt, Herrn Weber eine kleine Ovation darzubringen, wozu sich die anwesende St. Wolfganger Bürgermusikkapelle über Ersuchen bereitwilligst zur Mitwirkung herbeiließ. Um ½3 Uhr nachmittags marschierte der Zug unter Führung des Kommandanten-Stellvertreters mit einem flottgespielten Marsche der Wohnung des Obgenannten zu, woselbst alle vor dem Hause Aufstellung nahmen. Sofort ließ sich Genannter durch seinen Sohn (Zugsführer) mit einem Rollwagen vor das Haus schieben. Der Obmann-Stellvertreter hielt im Namen aller eine Ansprache, worin er der großen Verdienste gedachte, dem Wunsche auf recht baldige Genesung Ausdruck verlieh und mit einem kräftigen "Gut Heil" endete. Der Gefeierte sowie auch dessen Gattin und Kinder waren sichtlich erfreut und zu Tränen gerührt.
Quelle
- anno.onb.ac.at "Salzkammergut-Zeitung", Ausgabe vom 26. August 1906, Seite 19
Einzelnachweise
- ↑ ANNO, "Salzkammergut-Zeitung", Ausgabe vom 26. August 1906, Seite 19
- ↑ Abersee ist die alte Bezeichnung für den Wolfgangsee, heute die Bezeichnung für eine Halbinsel