Ilse Aichinger

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Ilse Aichinger (* 1. November 1921 in Wien; † 11. November 2016 ebenda) war eine bedeutende österreichische Schriftstellerin, die knapp 20 Jahre in Großgmain im Flachgau lebte.

Leben

Ilse Aichinger wuchs mit ihrer Zwillingsschwester Helga Michie in Wien und Linz auf. Als sich der nationalsozialistische Vater und die jüdische Mutter scheiden lassen kam Ilse Aichinger in die Obhut der Großeltern in Wien. 1939 konnte ihre Schwester noch nach England fliehen, die Großmutter wurde 1942 nach Minsk deportiert.

1948 erschien der Roman "Die größere Hoffnung", der eigene Erfahrungen unter der Nazizeit verarbeitet. Im Umfeld der deutschen Literatengruppe "Gruppe 47" avancierte sie zu einer Schriftstellerin, der rasch Aufmerksamkeit zuteil wurde. Sie lernte den Lyriker Günter Eich kennen, den sie 1953 heiratete und mit dem sie nach Oberbayern (Lenggries, dann Chiemsee) übersiedelte. Das Paar hatte zwei Kinder, Clemens (* 1954; † 1998) und Mirijam (* 1957).

1963 übersiedelte die Familie nach Großgmain, von wo aus die beiden Schriftsteller ihr literarisches Schaffen fortsetzten. 1971 wurde Ilse Aichinger zu den ersten Rauriser Literaturtagen eingeladen. 1972 starb Günter Eich an einer Herzkrankheit. Nach dem Tod ihrer Mutter zog Ilse Aichinger zuerst nach Frankfurt am Main, später nach Wien.

Ihre Literatur ist Widerstand. Gegen Unrecht, Gewalt, Verlogenheit, auch in Zeiten scheinbaren Friedens, auch in uns selbst. Sie steht nicht auf der Seite der Gekaderten, sondern auf jener der Opfer, die sie in ihrer Sprache birgt. Diese Sprache ist analytisch, sinnlich, konkret und zugleich raum- und zeitlos, sie ist welthaltiges Symbol und von irritierender Doppelbödigkeit. Ilse Aichinger ist die Dichterin der Fremdheit, der Anarchie, von ihrem ersten Roman "Die größere Hoffnung" an bis zu ihren Gedichten, Hörspielen und Erzählungen, bis zur surrealen Kurzprosa der "schlechten Wörter" und den luziden Kolumnen, die sie als über 80-Jährige schrieb.

Auszeichnungen

  • Literaturpreis der "Gruppe 47" (1952)
  • Förderpreis des Kulturkreises der deutschen Wirtschaft im BDI e.V. (1953)
  • Immermann-Literaturpreis der Stadt Bremen (1955) (für "Der Gefesselte. Erzählungen")
  • Literaturpreis der Bayerischen Akademie der Schönen Künste (1961)
  • Anton-Wildgans-Preis (1968)
  • Nelly-Sachs-Preis (1971)
  • Literaturpreis der Stadt Wien (1974)
  • Österreichischer Würdigungspreis für Literatur (1974)
  • Roswitha-Preis (1975)
  • Georg-Trakl-Preis für Lyrik (1979)
  • Franz-Nabl-Preis (1979)
  • Petrarca-Preis (1982)
  • Franz-Kafka-Literaturpreis (1983)
  • Marie-Luise-Kaschnitz-Preis (1984)
  • Günter-Eich-Preis (Lyrik) (1984)
  • Europalia-Literatur-Preis der Europäischen Gemeinschaft (1987)
  • Weilheimer Literaturpreis (1991)
  • Peter-Rosegger-Preis (1991)
  • Großer Literaturpreis der Bayerischen Akademie der Schönen Künste (1991)
  • Großer Österreichischer Staatspreis für Literatur (1995)
  • Österreichischer Staatspreis für Europäische Literatur (1995)
  • Erich-Fried-Preis (1997)
  • Joseph-Breitbach-Preis (2000)
  • Ehrenpreis des österreichischen Buchhandels für Toleranz in Denken und Handeln, (2001)
  • Ehrenpreis des österreichischen Buchhandels für Toleranz in Denken und Handeln (2002)
  • Großer Kunstpreis des Landes Salzburg (2015)

Wichtige Werke

  • "Die größere Hoffnung". Roman (1948)
  • "Rede unter dem Galgen" (1952)
  • "Der Gefesselte" (1953)
  • "Zu keiner Stunde" (1957)
  • "Besuch im Pfarrhaus". Ein Hörspiel (1961)
  • "Hörspiele" (1961)
  • "Wo ich wohne". Erzählungen, Gedichte, Dialoge (1961)
  • "Eliza, Eliza". Erzählungen (1965)
  • "Auckland". Vier Hörspiele (1969)
  • "schlechte wörter" (1976)
  • "verschenkter Rat". Gedichte (1978)
  • "Meine Sprache und ich". Erzählungen (1978)
  • "Spiegelgeschichte". Erzählungen und Dialoge (1979)
  • "Kleist, Moos, Fasane" (1987)
  • "Werke in acht Bänden" (1991)
  • "Film und Verhängnis". Blitzlichter auf ein Leben (2001)
  • "Der Wolf und die sieben jungen Geißlein" (2004)
  • "Unglaubwürdigere Reisen" (2005)

Quellen

Weblinks