Johann Reich

Johann Reich (* 26. April 1871 in Werfenweng; † 27. Dezember 1905 in St. Koloman)[1] war großherzoglich-toskanischer Aufsichtsjäger in der Tennengauer Gemeinde St. Koloman und wurde von einem Wilderer erschossen.

Geschichte

Im "Salzburger Volksblatt" stand am 8. Jänner 1906 eine kurze Notiz über das Verschwinden von Reich am 27. Dezember 1905, der in Hintertaugl wohnte. In Golling zirkulierte das Gerücht, er sei in einer Höhle lebend angetroffen worden. Jedoch für bemerkenswert hielt die Zeitung, dass am 26. Dezember der Knecht Pankraz Seywald aus Kuchl nach Hintertaugl wildern ging und seit jener Zeit ebenfalls vermisst wurde. "Man kann wohl annehmen, daß sich an irgend einer einsamen Stelle des Reviers ein Drama abgespielt hat, dessen Opfer Reich und vielleicht auch Seywald ist." schrieb das "Salzburger Volksblatt".

In seiner Ausgabe vom 15. Jänner 1906 korrigierte das "Salzburger Volksblatt" das Datum des Verschwindens des Wilderers Seywald um ein Jahr vorher - 1904 - und berichtete von dem Gerücht, das im nächsten Absatz geschildert wird.

Am 16. Jänner 1906 berichtete dann die "Salzburger Chronik" noch von einem "abenteuerlichen Gerücht" über das Verschwinden von Johann Reich. Er war seit 27. Dezember 1905 vermisst und es bestand Mitte Jänner 1906 noch die sehr wahrscheinliche Annahme, dass sich Reich wegen eines Familienzwistes von zu Hause entfernt hätte. Reich schien "ab und zu ein Rappelkopf" gewesen zu sein, da es schon zwei Mal vorgekommen war, dass er nach einem Zwist mit seiner Frau auf und davonging und erst "nach geraumer Zeit (acht bis 14 Tage)" wieder zurückkehrte. "Ähnlich mag es daher sich auch diesmal verhalten" schrieb die "Salzburger Chronik" Mitte Jänner 1906. Nach einem Zwist am 27. Dezember hatte er sein "besseres" Gewand angezogen, die vorhandenen Barmittel von 160 Kronen mitgenommen und ging fort. Den Jagdhund hatte er daheim gelassen. Seine letzte Äußerung dürfte wohl nur eine Drohung gewesen sein und man nahm an, dass er nach Ausgabe seiner Barmittel wieder zur Familie zurückkehrt. Allerdings schloss die Zeitung zum Zeitpunkt des Erscheinens des Artikels nicht aus, dass ihm wirklich ein Unglück zugestoßen war.

Erst in der Ausgabe vom 22. Juni 1906 berichtete dann das "Salzburger Volksblatt" von der Auffindung der Leiche des Jägers Johann Reich in der Nähe der Gitschenwand südwestlich des Trattbergs am 14. Juni 1906, die drei Schusskanäle aufwies. Es folgten in St. Koloman aufseheneregende Verhaftungen der Knechte Philipp Putz, Rupert, Josef und Georg Neureiter, Johann Trenkl und Rupert Weiß. Sie wilderten am 27. Dezember 1905 am Vordertrattberg und ein Mitglied dieser Wilderergesellschaft hatte dies einem Freund gegenüber im Wirtshaus ausgeplaudert. Ob sich unter ihnen tatsächlich der Mörder befand, konnte bisher noch nicht in Quellen gefunden werden. Allerdings dürfte es sich dabei nicht um die Täter handeln (siehe weiter unten).

Ende September fand dann doch eine Gerichtsverhandlung gegen die Brüder Josef (20 Jahre) und Rupert Gruber (18 Jahre), Bauernsöhne vom Ramsaugut in Georgenberg in Kuchl wegen Mord und wegen versuchten Wilddiebstahls statt. Die beiden Brüder waren von Zeugen am 27. Dezember 1905 in der Gegend des Tatortes gesehen worden. Ein weiterer Verdachtsgrund gegen Josef Gruber bestand darin, dass man bei der Leiche des Reich eine Kugel fand, die genau in den Lauf eines von Josef Gruber kurze Zeit vorher gekauften Gewehres passte. Nach mehreren Verhandlungstagen kamen die Geschworenen zur Überzeugung, dass keiner der beiden der Täter war und sie wurden freigesprochen.

Erzherzog Ferdinand IV., Großherzog von Toscana als Jagd­herr hatte Tatort einen Gedenkstein aus Marmor mit der Aufschrift: "Zum Andenken an den in Ausübung seiner Pflicht am 27. Dezember 1906 erschossenen Jäger Johann Reich" gestiftet, dessen feierliche Einweihung am 7. September 1906 um 17 Uhr durch den Kooperator Franz Seeleitner aus St. Kolomann stattfand. Der großherzoglich-toskanische Jagdleiter August Baron Schwarz hielt dabei eine Rede, in der er unter anderem der Hoffnung Ausdruck gab, "daß es der irdischen Gerechtigkeit gelinge, den Täter der wohlverdienten Strafe zuzuführen."

Man hatte die Tat niemals geklärt.

Gedenkstein

Ein Gedenkstein in der Nähe der Gitschenwand erinnert an Johann Reich.

Quellen

  • ANNO, "Salzburger Volksblatt", Ausgabe vom 8. Jänner 1906, Seite 6
  • ANNO, "Salzburger Volksblatt", Ausgabe vom 15. Jänner 1906, Seite 4
  • ANNO, "Salzburger Chronik", Ausgabe vom 16. Jänner 1906, Seite 3
  • ANNO, "Salzburger Volksblatt", Ausgabe 22. Juni 1906, Seite 4
  • ANNO, "Salzburger Volksblatt", Ausgabe 9. September 1906, Seite 5
  • ANNO, "Salzburger Chronik", Ausgabe vom 25. September 1906, Seite 7
  • ANNO, "Salzburger Chronik", Ausgabe vom 28. September 1906, Seite 3
  • ANNO, "Salzburger Volksblatt", Ausgabe vom 10. September 1906, Seite 5

Einzelnachweis