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Geschichte Niedernsills
Name
Der Name Niedernsill leitet sich laut Josef Lahnsteiner von Sidel, Sedel, Sedl ab. Als Sel bezeichnet man im Pinzgau jenen Platz, wo das Almvieh, das Tag und Nacht im Freien verbringt, in der Nacht lagert.
Franz Hörburger berichtet, dass sich die –sel und –sill-Namen auf wenige beschränken. Das althochdeutsche seli gehört zum gleichbedeutenden mittelhochdeutschen sal in der Bedeutung von "Saal, Haus, dann Wohnsitz". Urkundlich ist Niedernsill als Nidernsel seit ca. 1145 bekannt. Es ist auffallend, dass ein zu erwartendes Obernsill als Pendant zu Niedernsill fehlt, wohl aber urkundlich 1350 als Obersel aufscheint. Dieser Name ist abgekommen und vermutlich durch einen anderen ersetzt worden.
Ehemalige Burganlage Naglköpfl
- Hauptartikel Naglköpfl
Wer in den Oberpinzgau fährt, dem fällt das Naglköpfl am orographisch[1] linken Salzachufer ins Auge. Die Anhöhe ragt bei Walchen in Piesendorf in das Salzachtal hinein und bietet von seinem Gipfelplateau aus einen weitreichenden Blick. Hier befand sich im Mittelalter wahrscheinlich eine Fluchtburg. Deren Graben und Wall ist heute noch zu sehen. Es wird eine Wallanlage mit Palisaden wie auf der Burganlage Götschenberg in Bischofshofen vermutet.
Der ehemalige Landesarchäologe Martin Hell hat im Jahr 1924 auf dem Naglköpfl auch eine Siedlung aus der Bronzezeit entdeckt. Herr Hechenberger, Wirt und Bauer auf dem Naglköpflgut, früher Nagl-Gitschn genannt, erzählte, dass seine Eltern früher, als noch Getreide angebaut wurde, immer wieder Scherben fanden, die Martin Hell bekommen habe. Eine Grabung in naher Zukunft ist angeblich in Planung.
Heute ist das Naglköpfl ein sog. Erlebnisberg mit Skilift und anderen Wintersportmöglichkeiten. Die Zufahrt erfolgt von Walchen in Piesendorf, erwandert werden kann das Naglköpfl aber auch von der Niedernsiller Sonnseite.
Ehemalige Burganlage Birgkögei
- Hauptartikel Birgkögei
Südöstlich von Niedernsill liegt das sog. Birgkögei am orographisch rechten Ufer des Mühlbaches. Auf dem Hügel befinden sich drei terassenähnliche Geländestufen. Man findet Reste einer mittelalterlichen Burganlage, es wurden von der Gattin des Landesarchäologen Martin Hell aber auch Scherben aus der Bronzezeit aufgelesen, die eine bronzezeitliche Siedlung vermuten lassen.
Burgruine Radenspach
- Hauptartikel Burgruine Radenspach
Am Wald von Aisdorf, einem Weiler westlich vom Dorf Niedernsill, befindet sich am orographisch rechten Ufer des Radensbaches eine Anhöhe mit einem Plateau, dem sog. Burgboden. Etwas oberhalb liegt die ehemalige Burganlage. Mauerreste sind noch erkennbar. Das Ehepaar Hell hat in der Anlage und deren Umgebung vergeblich nach prähistorischen Spuren gesucht. Sicher ist, dass der Burgplatz und sein Umfeld früher nicht bewaldet waren. Diese mittelalterliche Anlage wurde in den letzten Jahren näher untersucht.
Lengdorf
Lengdorf ist neben Steindorf, Jesdorf und Aisdorf einer der Weiler, bzw. Dörfer, die zu Niedernsill gehören und liegt am orographisch linken Salzachufer ca. 1,5 km westlich von Niedernsill. Laut Josef Lahnsteiner scheint Lengdorf mit dem Jahr 963 urkundlich wesentlich früher auf als das heutige Dorf Niedernsill. Lengdorf kommt im Codex traditionum Friedrich I. als Lencindorf vor.
Die große Flut im Jahr 1798
Am 5. August 1798 zog um 4 Uhr früh ein Hochwetter über die Tauerntäler. Neben beträchtlichen Schäden in Krimml und in Hollersbach im Pinzgau löste das Hochwetter vor allem in Niedernsill eine Katastrophe aus. Das Gewitter war vor allem über dem Mühlbachtal (Hohe Tauern) niedergegangen, im Dorf selbst fielen nur wenige Tropfen.
Das Mühlbachtal ist eng, hat zahlreiche steile Leiten und die Gesteinsformationen bestehen aus Glimmerschiefer, der leicht verwittert. Ideale Bedingungen für Erdrutsche. Durch das Unmaß an Niederschlag innerhalb kürzester Zeit wurden an den Hängen des Tales zahlreiche Plaiken (Erdrutsche) ausgelöst. Eine besonders große Plaike ging am Bannbach, der in den Mühlbach entwässert, ab. Die Masse an Bäumen, Schlamm und Felsbrocken verklausten den Bach immer wieder und stauten das Wasser jedes Mal höher, bis sich schlussendlich das Gemenge in Bewegung setzte. Am Talausgang befindet sich eine schmale Schlucht. Dort verkeilten sich Felsbrocken und Hölzer und bildeten zusammen mit dem Plaikenmaterial eine sog. Klause, sodass kein Wasser mehr durch konnte. Hinter dem Gasthaus Hubertus wuchs die Klause immer höher, sodass Rinnsale sogar über das Bürgkögei herunter kamen. In der Luft lag plötzlich ein Schwefelgeruch, der einen Bauern, der Richtung Kirche unterwegs war, vorwarnte. Der Schwefelgestank entsteht durch das Zermahlen des Schwefelkieses, der im Schiefergestein des Mühlbachtales eingesprengt ist.
Während die Niedernsiller Bevölkerung an diesem Portiunkulasonntag bereits sehr früh in der Kirche war, ertönten plötzlich Warnrufe von der Sonnseite herüber: "Fliehts, fliehts, der Bach kimmt!" Die Leute flohen aus Kirche und Häusern, aber der Mühlbach, der zu einer Lawine aus Wasser, Schlamm, Bäumen, Ästen, Felsbrocken und Steinen geworden war, wälzte sich bereits in einem breiten Strom auf das Dorf zu. Die Leute flohen über die Salzachbrücke auf das linke Ufer, kletterten auf Hausdächer, verschanzten sich in der Kirche, wo sie sich auf der Empore sicher wähnten. Einige beherzte Männer retteten mehrere Menschen von der Kirchenempore und brachten sie gerade noch rechtzeitig in Sicherheit. Kaum war die Kirche menschenleer, wälzte sich eine weitere Wasserschlammlawine durch das Dorf. Sie drückte die Sakristei ein und verfüllte den Kirchenraum bis zur halben Höhe des Hochaltars mit Schutt und Schlamm.
Die Schlammlawinen rissen zahlreiche Häuser weg und beschädigten andere schwer. Wiesen und Felder waren vermurt, Felsblöcke so groß wie Heustadel hatten Häuser eingedrückt und lagen im Gelände.
Durch den glücklichen Umstand, dass die Flut bei Tageslicht gekommen war, konnten sich die meisten Menschen retten. Sechs Menschen verloren trotzdem ihr Leben, darunter ein Säugling, der mitsamt seiner Wiege davon getragen wurde.
Dorfbrand von 1877
Am 7. Oktober 1877 suchte ein Großfeuer das Ortszentrum von Niedernsill heim.
- ↑ siehe Wikipedia Orografie