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Geschichte Straßwalchens

Von der Urgeschichte bis zur ersten Namensnennung
Der Fund eines Lochbeils aus der Jüngeren Steinzeit in Watzlberg bezeugt eine frühe Besiedelung des Raumes Straßwalchen (4 000 bis 2 000 vor Christus). An die Römerzeit erinnern nicht nur Orte mit der Endung "walchen", sondern auch einige Funde im Raum Straßwalchen belegen die Zeit, als Straßwalchen Teil der Provinz Norikum war: ein Steinblock mit Reiterrelief in der Filialkirche Maria Himmelfahrt von Irrsdorf, Reste der römischen Straße bei Pfenninglanden sowie ein Skelett mit Schmuck, das 1938 beim Neubau der Volksschule Irrsdorf gefunden worden war. Auf die Zeit der Bajuwaren, die ab etwa 550 in dieser Gegend siedelten, weisen Ortsnamen mit den Endungen -ing, -ham und -dorf hin.
Am 11. April 799 kommt es zur ersten urkundlichen Nennung von Straßwalchen als "strazzuualaha".
Vom Mittelalter zur Neuzeit
Das Bistum Regensburg erhält von König Ludwig der Deutsche im Jahr 833 das Kloster Mondsee übergeben, zu dem auch die Pfarre Straßwalchen gehörte. Nachdem 1101 das Kloster Mondsee wieder seine Unabhängigkeit erlangte, verbleibt aber die Pfarre Straßwalchen beim Kloster Mondsee.
1243 gelangt die Herrschaft Straßwalchen an das Bistum Passau, später dann zur Herrschaft Wildenegg. 1286 wird die Mautstätte Straßwalchen bayerisch und bis 1779 das Innviertel zu Österreich kommt, bleibt Straßwalchen ein ewiger Zankapfel zwischen dem Erzbistum Salzburg, Bayern und Oberösterreich.
1390 bzw. 1398 erwerben die Salzburger Fürsterzbischöfe Pilgrim II. von Puchheim und Gregor Schenk von Osterwitz von Passau die Herrschaft Mattsee mit Straßwalchen und dem Gericht Hochfeld. 1414 erwirbt Fürsterzbischof Eberhard III. von Neuhaus um 10.000 Dukaten von Bayern das Halsgericht für Straßwalchen auf Wiederkauf, der 1428 eingelöst wurde.
1420 kam es zur Vereinigung der Pfleggerichte Straßwalchen mit jenem von Mattsee. 1431 erhält das Erzstift für 9.000 Gulden von Bayern wiederum das Hals- und oberste Gericht, aber nur pfandweise, 1442 kommt das Halsgericht, allerdings gegen Wiedereinlösung, erneut an Salzburg. Fürsterzbischof Sigmund I. von Volkersdorf und Herzog Ludwig von Bayern schließen 1458 einen Vertrag bezüglich der Mautfreiheit der Straßwalchner Bürger und im selben Jahr verleiht Fürsterzbischof Sigismund I. von Volkersdorf Straßwalchen das Marktrecht. Der Marktrichter übte die Niedergerichtsbarkeit aus, das Hals- oder Blutgericht verblieb in Bayern. Sigismund war es auch dann, der 1464 der Bürgerschaft das Recht verleiht, ein Wappen zu führen und die Erlaubnis zur Wahl zweier Bürgermeister erteilt. 1493 fällt die Halsgerichtsbarkeit über Straßwalchen wegen Wiedereinlösung an Bayern zurück.
Dreifürsteneck mit wilder Vergangenheit
Heute ist an Straßwalchens Grenzen alles ziemlich unkompliziert, wenn auch einzigartig. Ganze sechs oberösterreichische Gemeinden hat die Marktgemeinde neben Köstendorf im Westen und Neumarkt im Süden als Nachbarn und ragt wie eine Hundeschnauze ins Oberösterreichische. Diese Randlage verursacht heute keine politischen Verwicklungen mehr, doch blickt Straßwalchen auf mehr als unruhige 500 Jahre zurück, in denen die Gemeinde am geografischen Scharnier dreier Herrschaftsbereiche diese exponierte Lage zu spüren bekam. Die Schwierigkeiten begannen 1286, als die Bayerischen Herzöge ihr Gebiet erweiterten und in Straßwalchen auf dem Standort des heutigen Gemeindeamts eine Mautstelle einrichteten. Schließlich wollten auch sie am lukrativen Salzburger Salzhandel mitnaschen. Da auch der Transportweg über die Salzach immer wieder von den Bayern behindert wurde, ließen die Erzbischöfe mit dem "Salzweg" über Irrsdorf eine Umgehungsroute errichten, wovon noch heute ein Grenzstein bei Taign aus dem Jahr 1577 zeugt.
Dreigeteiltes Alltagsleben
Die Straßwalchener mussten mit einer Dreiteilung leben: Mautrechtlich gehörten sie zu Bayern, pfarrlich zum Bistum Passau und hatten den Salzburger Erzbischof als Landesherren. Damit nicht genug, wechselte die Halsgerichtsbarkeit, also das Recht zur Verhängung von Todesstrafen, laufend zwischen Salzburg und Bayern, und beide Seiten leiteten daraus weitere Ansprüche ab. Der katholische Ortspfarrer durfte über diesen Dingen stehen: Er las die Messe im oberösterreichischen Oberhofen, in Heiligenstatt (heute in der Gemeinde Friedburg) in Bayern und in der Straßwalchener Marktkirche auf Salzburger Boden.
Mit den Mauteinnahmen waren auch die zu kontrollierenden Straßen zu erhalten. Nicht immer wurde dem nachgekommen, weshalb etwa 1702 eine Fuhre von 6 000 Eiern, die als Zehent an die Festung Hohensalzburg abzuliefern war, überwiegend zerbrochen den Empfänger erreichte – Verwaltungsversäumnisse wurden so auf recht anschauliche Weise auf den (Knack)punkt gebracht.
Handgreiflicher Maut-Protest
Die Straßwalchener erkämpften sich immerhin eine Mautbefreiung für den Eigenbedarf, deren Auslegung jedoch wiederholt für Streit mit der Mautverwaltung sorgt. Handgreiflichkeiten waren da nicht die Ausnahme: So geriet ein Fuhrknecht, der seine voll beladenen Wägen auf der ungeräumten Straße über mehrere Tage und Nächte stehen lassen musste, derart in Rage, dass er den Mautschreiber als Lumpenkerl bezeichnete und der verwitweten Mautnerin einen Stoß in den "S. V: hintern" versetzte.
Gänzlich der Kragen platzte den Straßwalchenern, als die Maut kurzerhand um das Doppelte erhöht wurde und der Bierpreis drastisch stieg. Aus diesem Grund wurden 1716 von der Bevölkerung das Mauthaus im Straßwalchener Ortszentrum und die Beimaut in Steindorf überfallen und die Schilder demoliert.
Nachbarliches Bierverbot
Ob es am Geschmack lag, lässt sich heute nicht mehr eruieren, doch war es den bayerischen Behörden ein Dorn im Auge, wenn die eigenen Leute ihren Durst beim Salzburger Nachbarn löschten und ordneten 1750 bei Strafe von 24 Talern an, dass kein Bayerischer Untertan in Salzburger Wirtshäusern Bier trinken darf.
Auch der Galgen an der Straßwalchener Hinrichtungsstätte wurde Opfer des Gezerres um die Blutgerichtsbarkeit zwischen Bayern und Salzburg. Von Braunauer – also damals bayerischer – Seite wurde er wiederholt umgehackt, und das trotz militärischer Bewachung.
Ab 1779 kehrt Ruhe ein
Einen vorläufigen Schlussstrich unter die Zwistigkeiten wurde mit der Angliederung des ehemals Bayerischen Innviertels 1779 an Österreich gezogen. Jetzt war das Gedankenspiel, beim Dreiländereck in den Ausläufern des Kobernaußerwaldes die Fürsten Bayerns, Österreichs und Salzburgs an einem Tisch, doch jeden in seinem Herrschaftsgebiet sitzen und miteinander sprechen zu lassen, endgültig unmöglich geworden. Bis 1816 Straßwalchen endgültig und vollinhaltlich zu Salzburg kam, gab es noch einige administrative Geplänkel, doch seither ist Ruhe eingekehrt in den nordöstlichen Zipfel des Flachgaus.
Luftfahrt
Der Eröffnungsflug der Österreichischen Luftverkehrs AG (ÖLAG) von Wien nach München fand am 24. April 1926 ein vorzeitiges Ende in Straßwalchen. Ein Hagel- und Schneesturm zwang die Maschine zur Landung und konnte erst am nächsten Tag weiterfliegen.