Eberhard III. von Neuhaus
Eberhard III. von Neuhaus († 18. Jänner 1427 in der Stadt Salzburg) war ein Salzburger Fürsterzbischof im frühen 15. Jahrhundert.
Herkunft
Eberhard III. entstammte einem alten Rittergeschlecht im Dienst der Grafen von Cilli (heute Slowenien), die sich nach der Gurker Lehensherrschaft Neuhaus benannten. Eberhard III. sah sich beim Antritt seiner Regentschaft außen- und innenpolitisch vor Probleme gestellt. Gegen den kurz nach seiner Wahl eingesetzten und vom Papst anerkannten Erzbischof Berthold von Wehingen konnte er sich erst allmählich durchsetzen. Zum Erzbischof gewählt wurde Eberhard am 22. Mai 1403. allerdings fehlte ihm die Bestätigung des Papstes. Bis 1406 blieb Eberhard daher Elekt bzw. "Erwählter zum Erzbischof". Er nannte sich in dieser Zeit "Wir Eberhart, von gotes genaden erwelter Herr (des goczhaus ze Salczburg)". Erst am 13. Jänner 1406 erfolgte die Anerkennung durch Papst Innozenz VII., am 4. April erhielt er das Pallium. Am gleichen Tag erst erhielte er auch die Weihe zum Bischof.
Der Igelbund
- Hauptartikel Igelbund
Unmittelbar vor seiner Wahl zum Fürsterzbischof schlossen nach dem Vorbild zahlreicher Ritterbünde im Deutschen Reich Salzburger Ritter und Edelknechte und die Bürgerschaft der Städte Salzburg, Laufen an der Salzach, Tittmoning, Hallein und Radstadt ein Bündnis, um gemeinsam und solidarisch die künftigen Landesherren zur Erfüllung ihrer zahlreichen gemeinsamen Wünsche und Anliegen zu verpflichten. Die Urkunde mit zahlreichen Siegeln ist erhalten und wurde durch die Form des Pergamentes mit seinen wegstehenden Siegelbändern als Igelbundurkunde benannt. Die Erfüllung solcher Forderungen wurde zwar grundsätzlich zugesagt, in der Folge allerdings stets hinausgezögert und unterbunden.
Der Streit um Berchtesgaden
Die schwierige Lage, in der sich der Fürsterzbischof befand, nützte der Herzog von Oberbayern-München Wilhelm III. geschickt aus. Er wollte die Inkorporation der Fürstpropstei Berchtesgaden durch das Fürsterzbistum Salzburg nicht hinnehmen und hatte dabei Erfolg. Papst Bonifacius IX. bestellt auf Grund der Intervention des Herzogs Propst Konrad von Berchtesgaden zum Bischof von Lavant und übertrug die Fürstpropstei Berchtesgaden dem Gesandten des bayrischen Herzogs, Diakon Peter Pienzenauer, der die Inkorporation Berchtesgadens für ungültig erklärte. Diese Vorgänge nahm Eberhard III. zwar zunächst nicht offiziell zur Kenntnis. Die Päpste Innozenz VII. und Gregor XII. bestätigten aber in der Folge die Entscheidung, so dass Eberhard III. 1409 die päpstliche Entscheidung unter der Bedingung anerkannte, dass als Gegenleistung für die hohen Beträge, welche die Propstei dem Fürsterzbistum schuldete, die Saline Schellenberg samt allen Anlagen und dem Sudhaus bis zur Tilgung der Schulden an Salzburg verpfändet wurde.
Die Wirtschaft des Landes unter Eberhard III.
Eberhard III. genoss im Reich dank seiner vielen diplomatischen Erfolge höchstes Ansehen. Er bemühte sich auch, seinen Pflichten als Landesfürst gewissenhaft nachzukommen, und war stets um friedliche Beilegung aller Streitigkeiten unter Berücksichtigung aller sozialen Härten bedacht. Durch die unter seinem Vorgänger angehäuften hohen Schulden und die hohen Abgaben an die Kurie, die Abschlagszahlungen an seinen einstigen Rivalen Berthold von Wehingen, sowie die großen Investitionskosten von Berchtesgaden, den Kosten für den Kauf des Halsgerichtes Isengau und von Mattsee führten zu einer sehr schwierigen Finanzlage. Die Suche nach einem gemeinsamen Vorgehen mit den Ständen unterließ der Fürsterzbischof, da damit ein Verlust an Macht verbunden gewesen wäre.
Die Vertreibung der Juden
1404 wurden die Juden der Städte Salzburg und Hallein unter dem Vorwand eines angeblich vorangegangenen Hostienfrevels vertrieben. In Pettau wurden sie längere Zeit gefangen gehalten und dann ebenfalls ausgewiesen. Offensichtlich stand die Ausweisung im Zusammenhang mit der schlechten wirtschaftlichen Lage des Landes - die sich durch die Ausweisungen aber keineswegs besserte. Verschont wurden lediglich wenige besonders reiche Juden (magnus judeus), solche Juden, die zum christlichen Glauben übertraten, sowie Kinder unter elf Jahren und schwangere Frauen.
Eberhard von Neuhaus wurde im Salzburger Dom in der St. Anna-Kapelle beigesetzt.
Quelle
- Heinz Dopsch, Hans Spatzenegger (Hrsg.): Geschichte Salzburgs, Stadt und Land, Verlag Anton Pustet, Salzburg 1988; ISBN 3-7025-0243-2
Vorgänger |
Salzburger Erzbischof 1406–1427 |
Nachfolger |
Bischöfe, 7. bis 8. Jahrhundert
Rupert · Vitalis · Flobrigis · Johannes I. · Virgil
Erzbischöfe
8. bis 10. Jahrhundert
Arn · Adalram · Liupram · Adalwin · Adalbert I. · Theotmar I. · Pilgrim I. · Adalbert II. · Egilolf · Herold · Friedrich I. · Hartwig
11. Jahrhundert
Gunther von Meißen · Thietmar II. · Baldwin · Gebhard · Berthold von Moosburg · Thiemo
12. Jahrhundert
Konrad I. von Abenberg · Eberhard I. von Biburg · Konrad II. von Babenberg · Adalbert III. von Böhmen · Heinrich von Berchtesgaden · Konrad III. von Wittelsbach · Adalbert III. von Böhmen
13. Jahrhundert
Eberhard II. von Regensberg · Burkhart I. von Ziegenhain · Philipp von Spanheim · Ulrich I. · Wlodizlaus von Schlesien · Friedrich II. von Walchen · Rudolf I. von Hohenegg · Stephan von Niederbayern · Konrad IV. von Fohnsdorf
14. Jahrhundert
Weichart von Polheim · Friedrich III. von Leibnitz · Heinrich von Pirnbrunn
Fürsterzbischöfe
Ortolf von Weißeneck · Pilgrim II. von Puchheim · Gregor Schenk von Osterwitz
15. Jahrhundert
Berthold von Wehingen · Eberhard III. von Neuhaus · Eberhard IV. von Starhemberg · Johann II. von Reisberg · Friedrich IV. Truchseß von Emmerberg · Sigmund I. von Volkersdorf · Burkhard II. von Weißpriach · Bernhard von Rohr · Johann III. Beckenschlager · Friedrich V. von Schaunberg · Sigmund II. von Hollenegg
16. Jahrhundert
Leonhard von Keutschach · Matthäus Lang von Wellenburg · Ernst Herzog von Bayern · Michael von Kuenburg · Johann Jakob Kuen von Belasy · Georg von Kuenburg · Wolf Dietrich von Raitenau
17. Jahrhundert
Markus Sittikus von Hohenems · Paris Graf von Lodron · Guidobald Graf von Thun und Hohenstein · Maximilian Gandolf Graf von Kuenburg · Johann Ernst Graf von Thun und Hohenstein
18. Jahrhundert
Franz Anton Fürst Harrach · Leopold Anton Freiherr von Firmian · Jakob Ernst Graf Liechtenstein · Andreas I. Jakob Graf Dietrichstein · Sigismund III. Christoph Graf Schrattenbach · Hieronymus Graf Colloredo
Erzbischöfe, die noch den Titel "Fürsterzbischof" trugen, aber keine weltliche Macht mehr hatten
19. Jahrhundert
Sigmund Christoph von Zeil und Trauchburg · Leopold Maximilian von Firmian · Augustin Johann Joseph Gruber · Maximilian Josef von Tarnóczy · Franz de Paula Albert Eder · Johann IV. Evangelist Haller
20. Jahrhundert
Johann V. Baptist Katschthaler · Balthasar Kaltner · Ignaz Rieder · Sigismund IV. von Waitz · Andreas II. Rohracher
Erzbischöfe
Eduard Macheiner · Karl Berg · Georg Eder
21. Jahrhundert
Alois Kothgasser · Franz Lackner