Lichtspiele Zell am See

Aus SALZBURGWIKI
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Letzter Kinobesuch im Oktober 2023, ein 03:31 min. Video

Die Lichtspiele Zell am See waren ein Kino in der Pinzgauer Bezirkshauptstadt Zell am See.

Geschichte

Die Lichtspiele Zell am See wurden Anfang der 1930er-Jahre vom Vater von Anny Mayer-Schönberger Josef Guggenberger gegründet. Sie, bekannt auch als "Madame Kino", war schon als Kind vom Film fasziniert, übernahm 1952, nach dem Tod des Vaters, selbst das Haus und brachte es zur vollen Blüte.

Nach dem Krieg hatten die Amerikaner das Kino übernommen und dort für ihre Truppen Filme vorgeführt. Dann aber wurde Zell am See eine Stadt der Filmemacher: Am 27. Jänner 1955 fand hier die Welturaufführung von "Das Lied von Kaprun" statt. Der Film – er wurde ausschließlich in Kaprun gedreht – handelt von der Entstehung des Tauernkraftwerks. Im Jahr darauf wurde "Liebe, Schnee und Sonnenschein" auf der Schmittenhöhe, in Zell am See und im Grand Hotel gedreht. Unvergessen ist auch der Film "Allotria in Zell am See" (1963) mit Beppo Brem, Harald Juhnke und Hannelore Elsner.

Und auch Jahre später, als das Fernsehen dem Kino schon längst den Rang abgelaufen hatte, feierte man Filmpremieren in Zell am See. 1994 etwa "Tafelspitz" mit Christiane Hörbiger und Otto Schenk, 1995 Wolfram Paulus junior "Du bringst mich noch um" oder 2010 Reinhold Bilgeris "Atem des Himmels".

In den 1950er-Jahren zählte das Kino in Zell am See zu den größten im Bundesland Salzburg. Pro Jahr zählte man damals an die 300 000 Besucher. Es waren die "goldenen Zeiten" des Betriebs. Handschriftliche Aufzeichnungen von Anny Mayer-Schönberger zeigen, dass damals bis zu 20 000 Besucher pro Monat kamen. Schauspieler wie Peter Alexander, Hans Moser und Waltraud Haas kamen zu Premieren. Durch ihre guten Beziehungen zum Constantin-Filmverleih gelang es ihr immer, Premierenfilme zu bekommen.

2018 war das Kino zunächst wegen geplanten Umbauarbeiten bis 31. Mai geschlossen, aber es sperrte dann nicht mehr auf. Anny Mayer-Schönberger hatte das Kino fast 70 Jahre geführt. Sie hatte ihrem Vater an dessen Totenbett versprochen, sein Lebenswerk zu erhalten, erzählte ihr Sohn Viktor Mayer-Schönberger Anton Kaindl von den "Salzburger Nachrichten" 2023 im Gespräch. Seine Mutter war 2019 verstorben. Und Geld war mit dem Kinobetrieb schon lange nicht mehr zu verdienen. Zuletzt hatte seine Mutter mit einen Programmkino und prädikatisierten Filmen versucht, mehr Publikum anzusprechen. Aber dieses fehlte dann auch.

2023 war noch die gesamte Einrichtung vorhanden: Zwei Projektoren, Filmrollen, 500 gepolsterte Stühle, Lampen aus den 1950er-Jahren, alte Schilder, das Buffet und die Kassa im Foyer sowie das Café Espresso im ersten Stock, ebenfalls mit der Einrichtung aus den 1950er-Jahren. Das Mobiliar wurde dann am 6. Oktober 2023 in Zusammenarbeit mit dem Lions Club für einen guten Zweck versteigert.

2017 hob der Verein "Kultur Raum Zell" das "Film Fest Zell" aus der Taufe.

Technisch wurden die Lichtspiele regelmäßig auf den neuesten Stand gebracht. Sechs Mal wurde umgebaut und adaptiert: Zuletzt verfügte der Saal über 24 Lautsprecher, zwei Projektoren und eine 18 x 8 m große Leinwand.

Im April 2024 begann der Abbruch des Gebäudes Franz-Josef-Straße 7 und auf dem Areal werden 24 Eigentumswohnungen errichtet.

Quellen