Ernst Ellinger

Mag. Ernst Ellinger (* 25. April 1937 in Kirchbichl, Tirol)[1]; † 7. November 2024 in Kufstein) war Priester der Erzdiözese Salzburg.

Leben

Ellinger entstammte einer Tiroler Arbeiterfamilie. Der Vater war Elektromonteur beim Stromversorger TIWAG, bei dem auch der Sohn nach dem Besuch der Handelsschule Arbeit fand. Ein Schulfreund brachte ihn zur katholischen Arbeiterjugend. Hier entdeckte Ellinger seinen Glauben. Er machte die Matura und studierte Theologie. Am 29. Juni 1967 empfing er in der Stadt Salzburg die Priesterweihe.

Stationen seiner seelsorgerischen Laufbahn, die sich großteils im Tiroler Teil der Erzdiözese vollzog, waren im Wesentlichen

Seit 2008 in Pension, sprang Ellinger im Bedarfsfall ein, wenn z. B. ein Pfarrer erkrankt oder auf Urlaub gegangen ist.

So half er im November 2016 in Mondsee aus – und rief einen Eklat hervor: In der Sonntagspredigt übte er scharfe Kritik an der FPÖ, insbesondere an deren Flüchtlingspolitik, sowie an bestimmten FPÖ-Funktionären, namentlich am Bundespräsidentschaftskandidaten Ing. Norbert Hofer. Dies trug ihm eine Anzeige wegen "Verhetzung" ein, die Diözese Linz entsetzte ihn seiner Mondseer Aufgabe, Erzbischof Dr. Franz Lackner drückte sein Bedauern aus.[2]

Als Mitglied der Pfarrer-Initiative trat Ellinger für die Freistellung des Zölibats ein und meinte, dass dann die Nachwuchssorgen der Kirche gelöst wären. Die vielen aus dem kirchlichen Bereich bekannt gewordenen Missbrauchsfälle bezeichnete er als seine schlimmste Erfahrung; er habe jeden verstanden, der ihretwegen ausgetreten sei.

Im Alter von 87 Jahren entschloss sich der nun Schwerstkranke, Sterbehilfe in Anspruch zu nehmen. Begleitet wurde er von der Tiroler Palliativmedizinerin Dr. Christina Kaneider, Geschäftsführerin der Österreichischen Gesellschaft für ein humanes Lebensende (ÖGHL), die ihn in den letzten sechs Wochen seines Lebens regelmäßig besuchte. Seine Gründe erklärte er ausführlich in einem Interview. Er hatte im Vorjahr einen Schlaganfall erlitten, war auf den Rollstuhl und völlig auf fremde Hilfe angewiesen. Eine palliative Versorgung im Sinne des Hospizgedankens sei für ihn keine Alternative zum assistierten Suizid, da er nicht mehr am gesellschaftlichen Leben so teilnehmen könne, wie er es möchte. Dass die katholische Kirche Sterbehilfe ablehne, sei für ihn sekundär. Für sein Begräbnis hatte er vorgesorgt, für die Parte ebenso wie für das von der Wandtafel der Auferstehung geschmückte Urnengrab. Er gehe in Frieden.[3]

Erzbischof Franz Lackner nahm zu Ellingers Entscheidung in einem an die Priesterschaft der Erzdiözese gerichteten Brief Stellung. Darin hielt er an der kirchlichen Lehre, wonach man sich das Leben nicht selbst nehmen dürfe, fest, zeigte sich betroffen und bedrückt und lud zum Gebet für den verstorbenen Priester sowie für die vielen, die ihr Leben als Last empfinden und der Hoffnung verlustig gegangen seien, ein.[4]

O-Ton

Ich bin nicht der Kirche wegen Pfarrer geworden, sondern des Volkes wegen.

Quellen

Einzelnachweise

  1. SN, Lokalausgabe vom 25. April 2022, Seite 12.
  2. *SN online, 18. November 2016: Entgleisungen am Altar: Priester hetzte offenbar gegen FPÖ
  3. Tiroler Tageszeitung vom 24. November 2024: Herr Ellinger beschließt zu sterben; ProMedia-NewsRoom: Sterbehilfe für katholischen Priester rückt sensibles Thema in die Öffentlichkeit
  4. Verordnungsblatt der Erzdiözese Salzburg, Heft. 1/2025, 2. Brief des Erzbischofs zum Tod von Pfarrer i. R. Ernst Ellinger
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