Haushalte und Betriebe, die sich am 23. März um die heiß begehrte Förderung für eine Photovoltaik (PV)-Anlage angestellt haben, können aufatmen: Allen Förderanträgen wird diesmal statt gegeben. Bei der Vergaberunde seien alle bisherigen Rekorde gebrochen worden, sagte Klimaministerin Leonore Gewessler am Donnerstag. 100.000 Anträge wurden gestellt, 90 Prozent von Haushalten mit maximal 20 Kilowatt Leistung, der Rest größere Anlagen von Unternehmen.
Ihr sei ein Anliegen gewesen, auch sämtliche offenen Anträge aus dem Vorjahr, die jetzt wieder eingereicht wurden, zu genehmigen. "Ich weiß wie frustrierend es war", räumte die Ministerin ein. Möglich wurde dies durch die Aufstockung und Umschichtung von Fördermitteln. Im Gesamtjahr 2023 stehen 600 Mill. Euro zur PV-Förderung zur Verfügung (328 Mill. Euro aus dem Erneuerbaren Energiegesetz, 268 Mill. aus dem Klima- und Energiefonds) - etwa zwölf Mal so viele wie 2019. Im ersten Call können nun 323 Mill. Euro zugesagt werden. Die Förderstellen Oemag bzw. Klien werden ab Donnerstag beginnen, die Zusagen zu verschicken.
Der Förderstau bei PV ist damit komplett abgebaut und - so die Hoffnung im Klimaministerium - etwas Druck von den nächsten drei Vergaberunden genommen. Nach Schätzungen kamen im Vorjahr bis zu 45.000 Förderwerber nicht zum Zug. Der Anstieg der Energiepreise und der Fördermittel hatte die Nachfrage explodieren lassen und das Vergabesystem an die Grenze gebracht. Gewessler bekräftigt nicht zuletzt deshalb ihre Forderung an Finanzminister Magnus Brunner, PV-Anlagen, ähnlich wie in Deutschland, von der Mehrwertsteuer zu befreien. Das würde ähnlich viel kosten, wäre aber unbürokratischer und würde die Vergabe "entzerren". Aus dem Finanzministerium kam erneut eine Absage.
2022 sei erstmals die Schallmauer von einem Gigawatt neu installierter Leistung durchbrochen worden, so die Ministerin. Damit könne mehr Strom erzeugt werden, als die Stadt Salzburg im Jahr benötigt. "Photovoltaik ist ein Massenphänomen geworden", betont Vera Immitzer, Geschäftsführerin des Branchenverbandes Photovoltaik-Austria. Um die Klimaziele zu erreichen, müsse die installierte Leistung bis 2030 verdreifacht und bis 2040 verzehnfacht werden. Die große Herausforderung: Die Infrastruktur, die nicht auf diesen Schwung an PV-Anlagen vorbereitet sei. Die Branche fordert mehr Transparenz, wie es um die Kapazitäten im Stromnetz steht, weil viele Netzbetreiber Anfragen nicht zeitgerecht beantworten; und sie kritisiert die unterschiedlichen Regeln für Sonnenstrom-Anlagen in den Ländern. "Es ist nicht erklärbar, warum für die Installation in Tirol andere Regeln gelten als in Salzburg", merkt Immitzer an.
Bis eigener Strom vom Dach kommt, wird es bei den Förderwerbern dennoch dauern. Die Nachfrage habe sich verzehnfacht, sagt Markus König, Geschäftsführer des PV-Händlers Suntastic.Solar. 50.000 Interessenten habe es 2020 gegeben, jetzt seine es 500.000. Die Branche schaffe es aber nur, rund 100.000 pro Jahr umzusetzen, auch wenn alle aufstockten.
"Für die Elektrotechniker ist die Freigabe eine riesen Erleichterung, schließlich haben oft wir für die Kunden angesucht", sagt Innungsmeister Andreas Wirth. Dass jeder, der eine PV-Anlage will, jetzt binnen Wochen eine am Dach hat, glaubt auch er nicht. "Wir sind die letzten in der Reihe derer, wo es stockt." Das beginne beim Ansuchen um einen Einspeisvertrag. "Regional unterschiedlich dauert das zwischen zwei und mehr als acht Monaten", sagt Wirth. Hat man einen Techniker gefunden, der die Anlage installiert, kommen Wartezeiten beim Material dazu. PV-Anlagen gebe es mittlerweile genug, so Wirth. Wechselrichter bekomme man "schleppend bis gar nicht".
"Sportlich" nennt auch Manfred Denk, Innungsmeister der Installateure das Ziel, die jetzt genehmigten Anlagen in absehbarer Zeit tatsächlich zu errichten. Für wieviele der Anlage bereits über Installateure oder Elektrotechniker um Förderung angesucht wurde, wisse man nicht. Neben den österreichweit 14.500 Elektrotechnikern, von denen etwa 15 Prozent Photovoltaikanlagen errichten, können auch Installateure PV-Anlagen installieren, wenn sie auch ein Elektro-Gewerbe anmelden. Gerade die Installateure seien zur Zeit aber auch mit anderen Heizungsumstellungen voll ausgelastet - ob Wärmepumpe, Pellets oder Solarthermie. Zwar hätten die Installateure zu den bestehenden 35.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Vorjahr 1500 dazugewonnen. "5000 bis 10.000 werden aber noch gesucht", so Denk.