Es sei die Summe an teuren Komponenten, die die Profitabilität senkten und Billigflieger zum Reduzieren oder Abzug aus Wien brächten, so Mann. Auch für die AUA seien die Kosten "problematisch". Neben der Luftverkehrsabgabe gehe es um "vergleichsweise hohe Kosten für Sicherheit", der Vienna Airport sei "kein günstiger". Auch Überflüge seien teuer und die Kosten für die Kerosinbevorratung seien die höchsten in Europa.
"In Summe müssen wir darauf schauen, dass wir eine Luftfahrtstrategie für Österreich ausarbeiten", sagte Mann im APA-Interview. Man befinde sich im engen Austausch mit dem Flughafen und der Regierung. Mit dem zuständigen Verkehrsministerium werde "hoffentlich" eine mittel- bis langfristige Strategie erarbeitet. Denn grundsätzlich bauten Austrian und auch deren Mutter Lufthansa sehr auf den Standort Österreich und das Drehkreuz Wien-Schwechat.
Bekenntnis zum Standort trotz kritisierter Kosten
Die "problematischen Kosten" müssten eben sinken, so Mann. Die AUA gehe mit ihrem angekündigten Ausbau in Vorleistung. Als Netzwerk-Airline könne man aber nicht einfach Standorte wechseln wie Billig-Carrier - "und das haben wir auch definitiv nicht vor".
"Wir halten an unserem Flottenerneuerungsprogramm fest", betonte Mann. Am Standort müsse sich "in den kommenden Jahren aber substanziell in den Rahmenbedingungen etwas ändern". Als Austrian gehe man mit der Anschaffung neuer Flugzeuge - 27 werden bis Ende des Jahrzehnts neu angeschafft oder getauscht, auf der Langstrecke ist ein kleines Wachstum vorgesehen - in Vorleistung. "Wenn wir in Zukunft sehen, dass Jets nicht profitabel betreibbar sind, weil sich die Bedingungen nicht verbessern, dann muss man das hinterfragen."
Momentan sei man "guter Dinge". Dass man kommenden Sommer zwei zusätzliche Flugzeuge bringe, "soll von den Partnern an Ort und Stelle als ehrliches Signal gesehen werden: Unser Anspruch ist, dass wir weiter investieren und weiter wachsen wollen."
Keine Freude über Abzug von Billig-Carriern: "Eher im Gegenteil"
Wieso sind die Austrian Airlines eigentlich nicht froh, wenn Konkurrenz wie Ryanair oder Wizzair in Wien die Zahl stationierter Flugzeuge abziehen oder ganz gehen? Das wäre ein Trugschluss, sagte Mann auf diese Frage sinngemäß. Fünf weniger stationierte Ryanair-Flieger bedeuteten nicht, dass die Kapazität in diesem Ausmaß von und ab Wien sinke. "Sie (Billigflieger, Anm.) fliegen von günstigeren Standorten nach Wien rein, bleiben Konkurrenten von Orten aus, die günstiger sind. Das hilft uns gar nix - eher im Gegenteil", sagte Mann. Wizz ist ganz abgezogen.
Im internationalen Wettbewerb seien die Standortkosten relevant. "Wir wollen Langstrecken füllen, brauchen Umsteiger aus ganz Europa. Wenn das Umsteigen über Wien teurer ist, als über andere Standorte, dann schadet uns das sehr. Es begrenzt das Wachstum." Bei den für die AUA wichtigen Umstiegen aus Nah-/Mittel-Ost in Wien nach USA und Kanada hoffe man darauf, dass sich die Region nunmehr beruhigt. Ab 1. November soll auch wieder Teheran angeflogen werden.
Airport-"Kostensenkung" nur "Rückkehr" zu normalen Gebühren
Auf Nachfrage zur "Kostensenkung", die der Vienna International Airport zuletzt kommunizierte, sagte Mann, dass es sich nicht wirklich um eine Kostensenkung handle. VIE gehe lediglich "auf normale Gebühren zurück, hatte erhöhte als Folgewirkung von Corona. Tatsächlich wird nur aufs eigentliche gesetzliche Maß angepasst."
Neuer Ryanair-Rundumschlag gegen Regierung, Vorwurf des Lügens
Ryanair setzte nach dem APA-Interview mit der AUA-Chefin neuerlich zu einem Rundumschlag gegen die Luftfahrt-Policy der heimischen, "maroden Regierung" an, forderte Erklärungen von Infrastrukturminister Peter Hanke (SPÖ) zur "schädlichen Luftverkehrssteuer". Der Billigflieger unterstellt Hanke und der Regierung "falsche Behauptungen" zu den budgetären Auswirkungen. Gesprächsbereitschaft werde nur fingiert, die Politiker seien "untätig", ja sogar vom "lügen" ist in der Ryanair-Aussendung wörtlich die Rede. Scharf angegriffen wird namentlich neuerlich auch Bundeskanzler Christian Stocker (ÖVP).
Ryanair Group CEO, Michael O'Leary, der im September etwa eine Termin bei Stocker hatte, via Aussendung: "Während Österreich durch die Besteuerung von Touristen Flugzeuge, Strecken, Besucher, Arbeitsplätze und Steuereinnahmen verliert, lachen sich die Nachbarländer Italien und Slowakei ins Fäustchen. Die Flughäfen in Bratislava, Venedig, Triest und Mailand verzeichnen starkes Wachstum, während ihre Regierungen Steuern abschaffen und die Flughäfen Gebühren senken." Die Luftverkehrssteuer bringe "jährlich nur 160 Mio. Euro" ein und habe "keinerlei Einfluss auf den Haushalt dieser Regierung". Die Regierung will allerdings aufgrund eines tiefroten Budgets einen scharfen Sparkurs umsetzen.
Hanke hatte der Forderung des Billigfliegers erst am Mittwoch auf APA-Anfrage eine Absage erteilt. Er bleibe aber "gesprächsbereit". Die FPÖ sprang via Aussendung dem irischen Low-Cost-Carrier bei und sprach von einer "vorsätzlichen Sabotage" des Wirtschafts- und Tourismusstandorts durch die Regierung. Die Freiheitlichen sind für das Aus der Abgabe.
Austrian-Ergebnis-Details
Im besonders bedeutenden dritten Quartal sank der Austrian-Umsatz um vier Prozent auf 754 Mio. Euro, das Betriebsergebnis (EBIT) ging um 14 Prozent auf 118 Mio. Euro zurück. Die Zahl der Fluggäste stieg um ein Prozent auf rund 4,7 Millionen, die Auslastung erhöhte sich um einen Prozentpunkt auf 88,2 Prozent. Zusammengerechnet nach den ersten drei Quartalen ergab sich ein gegenüber der Vorjahresperiode stabiles EBIT von 74 Mio. Euro, zum Ende des Halbjahres 2025 stand noch ein Minus von 44 Mio. Euro zu Buche. Der Umsatz stand nach neun Monaten bei 1,93 Mrd. Euro, ein Plus von vier Prozent zum Vorjahreszeitraum.
