SN.AT / Wirtschaft / Österreich / Wirtschaft

Bahn-KV - 3. Runde im Zeichen des Metaller-Abschlusses

Die Kollektivvertragsverhandlungen für die 55.000 Beschäftigten bei den österreichischen Eisenbahnen gehen am Dienstag in die dritte Runde. Gestartet wurde schon am 22. September, zeitgleich mit der Metallindustrie, die damals noch am selben Tag eine Einigung erzielte. Was seinerzeit bei den Eisenbahnern für Verwunderung sorgte. Die Arbeitnehmervertreter warfen daraufhin den Arbeitgebern vor, das Momentum nutzen zu wollen und plötzlich weit weniger kompromissbereit zu seien.

Eisenbahner wollen sich nicht von Nulllohnrunde ausbremsen lassen
Eisenbahner wollen sich nicht von Nulllohnrunde ausbremsen lassen

Man sei "ziemlich entsetzt", was am Montag passiert sei, weil man bei Vorgesprächen mit dem KV-Abschluss "fast fertig gewesen" sei, meinte damals der Vorsitzende des Fachbereichs Eisenbahn in der Gewerkschaft vida, Gerhard Tauchner. Bei der zweiten Verhandlungsrunde am 1. Oktober gab es allerdings wieder konstruktive Gespräche, war zu hören. Basis für das Feilschen ist die rollierende Inflation von Oktober 2024 bis September 2025, diese beträgt 3 Prozent.

Metaller blieben unter der Inflation

Die Herbstlohnrunde eingeleitet hat traditionell die Metallindustrie, die bereits am ersten Verhandlungstag eine Einigung mit den Arbeitgebern erzielte. Deren Abschlüsse wurden in der Vergangenheit auch gerne als richtungsweisend bezeichnet, wobei die gewerkschaftlich stark organisierten Metaller im Regelfall höher abschließen als viele andere Branchen. Diesmal mussten die Beschäftigten der Metallindustrie aber Federn lassen. Der Abschluss liegt großteils unter der Jahresinflation der vergangenen zwölf Monate, bisher ein No-Go für die Gewerkschaften.

Entsprechend bemüht waren die Arbeitnehmervertreter darauf hinzuweisen, dass es sich in der Metallbranche um einen "Krisenabschluss auf Zeit" handelt, der keineswegs Vorbildcharakter für weitere KV-Abschlüsse heuer hat. "Die Krise der Metallindustrie ist nicht die Krise des gesamten Landes", betonte etwa vida-Chef Roman Hebenstreit. Ein Lohnabschluss unter der Inflation im Verkehrs- und Dienstleistungssektor gefährde Wirtschaftsaufschwung, Sozialstaat und Gemeinden. Auch WIFO-Ökonom Benjamin Bittschi meinte, man könne den Metaller-Abschluss nicht 1:1 auf andere Bereiche umlegen. So seien etwa die Mindestlöhne im Handel deutlich niedriger und die Betroffenheit von der Inflation stärker.

Inflation bleibt weiter hoch

Behalten die Wirtschaftsforscher von WIFO und IHS recht, dann bleibt das Leben in Österreich jedenfalls sehr teuer. Nach den heute präsentierten Zahlen erwarten sie, dass die Teuerung heuer bei 3,5 Prozent liegen wird. Die Wirtschaft erhole sich zwar aus der Rezession, getragen werde dieser Heilungsprozess allerdings vom privaten Konsum, der Warenaußenhandel sei im laufenden Jahr noch rückläufig. Der ÖGB betonte heute: "Sparen darf nicht auf dem Rücken der Beschäftigten passieren." Die Wirtschaftskammer wiederum meinte, nun gelte es, wieder die Wettbewerbsfähigkeit herzustellen.

Die Bahnbeschäftigten sind nicht die einzigen, die gerade verhandeln. Für die rund 350 Fluglotsinnen und Fluglotsen der Austro Control starteten die KV-Verhandlungen Anfang September mit der Forderung nach Abgeltung der Jahresinflation 2025 und einem fairen Anteil am gestiegenen Luftverkehrsaufkommen.

Handels-Abschluss wird nicht halten

Und auch beim Handel wird es voraussichtlich spannend. Hier gab es zwar im Vorjahr einen 2-Jahres-Abschluss, die Sozialpartner vereinbarten aber, dass bei einer Inflationsrate von 3 oder mehr Prozent im Zeitraum Oktober 2024 bis September 2025 der Handels-KV-Abschluss für 2026 hinfällig ist und neu verhandelt werden muss. Eine Entscheidung dazu soll Mitte Oktober fallen. Der Handel beschäftigt in Österreich rund 450.000 Angestellte und Lehrlinge sowie 120.000 Arbeiterinnen und Arbeiter.

WIRTSCHAFT-NEWSLETTER

Abonnieren Sie jetzt kostenlos den Wirtschaft-Newsletter der "Salzburger Nachrichten".

*) Eine Abbestellung ist jederzeit möglich, weitere Informationen dazu finden Sie hier.