Ein wichtiges Ziel zur Durchsetzung des Spielerschutzes wäre es, dass möglichst viele Spieler auf legalen Seiten aktiv werden. In Österreich sei dies aber nur für etwa 60 Prozent der Spieler der Fall, zeigt eine Studie des Wirtschaftsprüfers BDO. Es gibt auch eine Untersuchung wonach es überhaupt nur ein Drittel sei. Viele Länder mit einem Lizenzierungssystem hätten aber 80 Prozent oder mehr der Spieler auf legalen Seiten - wo der Spielerschutz kontrolliert werden kann. Auch wenn es unterschiedliche Zahlen gebe, sei deutlich, dass Länder mit Monopolen für das Online-Glücksspiel einen geringeren Anteil von Spielern auf legalen Plattformen haben, sagte BDO-Partner Wolfgang Mader am Donnerstagabend bei der Vorstellung der Studie in der britischen Botschaft in Wien.
Bei der Zahl von Menschen mit "problematischem Spielverhalten" sei die Datenlage nicht eindeutig. Hier sieht Mader zwar eine "Tendenz" zu mehr problematischen Spielern in Ländern mit Monopolen, gerade Österreich liege aber "in einem guten Bereich".
Die BDO-Studie warnt auch davor, dass eine zu hohe Besteuerung des Glücksspiels dazu führe, dass die Ausschüttungsquoten der Anbieter sinken. Spieler würden dann lieber auf illegalen und nicht regulierten Seiten von Anbietern außerhalb der EU ihr Geld einsetzen, die weiter hohe Quoten anbieten. Eine Besteuerung von rund 20 Prozent des Bruttospielertrags (Einsätze minus Ausschüttungen) würde den maximalen Steuererlös bringen, so die Studie. In Österreich wird der Bruttospielertrag mit 40 Prozent besteuert.
Für Marc Lange, Österreich-Chef des Glücksspielkonzerns Entain, der in Österreich mit der Marke Bwin aktiv ist, ist die Lage klar: Ein offenes Lizenzsystem wäre das beste, um maximalen Spielerschutz, hohe Steuereinnahmen und einen fairen Wettbewerb zu sichern. Entain, das mit der österreichischen Bwin (davor Betandwin) Wurzeln im Land hat, ist mit einer EU-Lizenz in Österreich aktiv. Österreichische Gerichte haben auf Basis des heimischen Glücksspielgesetzes die Gültigkeit dieser Lizenz nicht akzeptiert. Auf EU-Ebene bezweifeln aber zahlreiche Juristen die EU-Konformität des österreichischen Gesetzes. Schon um Rechtssicherheit zu bekommen, wäre für Entain eine österreichische Lizenz wichtig. Denn österreichische Gerichte sprechen derzeit Spielern auf Plattformen ohne österreichische Lizenz das Recht zu, verspielte Summen zurückzufordern. Davon ist auch Bwin betroffen.
"Wir glauben, dass wir mit einer Modernisierung des Lizenzsystems in Österreich auf den Spielerschutz einzahlen können", sagte Lange im Gespräch mit der APA. Unter einem Monopol sei der Spielerschutz jedenfalls nicht besser als in einem Lizenzsystem. Dazu komme, dass Entain in Österreich nicht nur 500 Mitarbeiter beschäftige, sondern auch Steuern zahle - 100 Mio. Euro in den letzten 10 Jahren - und im Sportsponsoring aktiv sei, so Lange. Die BDO-Studie habe auch gezeigt, dass in Ländern, die von einem Monopol auf ein Lizenzsystem umgestiegen sind, auch der alte Monopolist noch Umsatz dazugewinnen konnte - auf Kosten des Schwarzmarktes. In Summe würden alle von einer Systemänderung profitieren.
In der BDO-Studie werden 24 europäische Länder verglichen, von denen nur mehr vier (neben Österreich auch Finnland, Polen und Norwegen) ein Monopol haben. Die Schwarz-Grüne Koalition in Österreich hat sich die Neugestaltung des Glücksspiels in Österreich ins Programm geschrieben, Anfang 2021 wurde dann angekündigt, dass die Glücksspielagenden aus dem Bereich des Finanzministeriums herausgelöst und in eine unabhängige und weisungsfreie Glücksspielbehörde übertragen werden sollen.
