Beim Gros der betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dürfte es sich um Angestellte aus der Verwaltung handeln. Laut "Krone" machen diese unter den 200 Stellen, die bis Jahresende abgebaut werden sollen, 70 Prozent aus; 30 Prozent seien Arbeiter. In den darauffolgenden zwei Jahren sollen laut den mutmaßlichen Plänen 300 "Verwaltungstätigkeiten ins billigere Ausland ausgelagert werden, etwa nach Tschechien und Indien", zitiert die Zeitung Gruber.
Lenzing verwies in einem Statement auf die bisherige Umsetzung ihres sogenannten "Performance-Programms" seit 2023. "Dennoch sehen wir, dass es wesentlicher weiterer Maßnahmen bedarf, um auf die ausbleibende Markterholung und den intensiven Wettbewerb in Asien zu reagieren. Hier führen wir aktuell intensive Gespräche im Konzern mit dem Ziel, primär die Kostenstruktur der Lenzing Gruppe weiter zu optimieren."
Betriebsversammlung am Montag könnte mehr Klarheit bringen
Etwas mehr Klarheit könnte es laut den Zeitungen am Montag geben, wenn im oberösterreichischen namensgebenden Lenzing eine Betriebsversammlung und eine Aufsichtsratssitzung stattfinden sollen. Laut OÖN wollen hier Arbeitnehmervertreter mit einer Resolution "noch etwas erreichen".
Bereits bei einem Pressegespräch Anfang August zur Präsentation der Halbjahreszahlen 2025 wollte Lenzing-CEO Rohit Aggarwal einen Personalabbau in Österreich auf entsprechende Nachfrage hin nicht ausschließen. Die Lenzing-Gruppe hatte den Umsatz im ersten Halbjahr gegenüber der ersten Hälfte 2024 um 2,3 Prozent auf 1,34 Mrd. Euro gesteigert. Das operative Ergebnis (EBITDA) legte um 63,3 Prozent auf 268,6 Mio. Euro zu. Zurückgeführt wurde das positive Ergebnis auch hier auf das 2023 aufgesetzte Sparprogramm.
Das Unternehmen hat turbulente Jahre hinter sich. Im Geschäftsjahr 2023 hatte Lenzing einen Nettoverlust von fast 600 Mio. Euro geschrieben. Auch im Jahr davor gab es Verluste. Hinzu kam der FFP2-Maskenskandal um den Coronamasken-Hersteller Hygiene Austria - ein Joint Venture von Lenzing und dem Wäschehersteller Palmers. Hygiene Austria meldete Anfang 2024 Insolvenz an.
FPÖ sieht "Bankrotterklärung" der Regierungspolitik
Die Medienberichte über einen weiteren Personalabbau riefen am Freitag auch die Politik auf den Plan. Die FPÖ-Wirtschaftssprecherin Barbara Kolm sprach in einer Aussendung von einem "schwarzen Tag für den Wirtschaftsstandort Oberösterreich" und machte darin eine "weitere Bankrotterklärung der schwarz-rot-pinken Regierungspolitik" aus.