Die beiden Angeklagten hatten ab dem Jahr 2021 geplant, legale CBD-Pflanzen anzubauen und die Ernte zu verkaufen, etwa an Medizinproduktehersteller. Anleger sollten den Anbau der Pflanzen finanzieren und dann von den Ernteerträgen profitieren. Für eine Indoor-Pflanze mussten sie mehrere 100 Euro hinlegen, für eine im Freien wesentlich weniger. Nach der Ernte sollte dann aber der Geldregen einsetzen: Renditen von 30 bis 50 Prozent pro Jahr wurden in Aussicht gestellt.
"Hätten Insolvenz anmelden müssen"
So viel zur Idee am Papier, hielt die Vertreterin der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft beim Prozessauftakt fest. Aber: "Zu keiner Zeit konnte wirklich ein Ertrag erzielt werden." Die Hanfpflanzen im Freien wuchsen nicht an, die Ernte verschimmelte, auch in den viel zu klein bemessenen Gewächshäusern wurde keine Ernte erzielt. Dabei hätten die Unternehmensgründer ja genau für so einen Fall vorgesorgt gehabt: "In den Geschäftsbedingungen wurde festgehalten, dass es nur eine Ausschüttung gibt, wenn die Pflanzen auch wirklich Ertrag abwerfen", so die Staatsanwältin, MFP wäre also nicht verpflichtet gewesen, auszuzahlen.
Doch hier wurde das Geschäftsmodell erst strafrechtlich relevant, so die Staatsanwältin: "Eigentlich hätten sie die Investoren über die wirtschaftlichen Misserfolge aufklären und Insolvenz anmelden müssen. Sie hätten sagen müssen, dass das Geschäftsmodell gescheitert ist. Das ist erst einmal nichts Schlimmes, das passiert." Das hatten die Angeklagten aber nicht gemacht - sondern vielmehr einen im wahrsten Sinn des Wortes blühenden Geschäftsbetrieb vorgetäuscht.
Kunden wurde zur "Ernte" gratuliert
So wurden für die Kunden eigene Online-Dashboards eingerichtet, auf denen diese sehen konnten, wie viel Erträge ihre Pflanzen abwerfen, die es in Wirklichkeit aber gar nicht gegeben hatte. "Alle 120 Tage wurde ein Ernteertrag dargestellt, die Kunden zur Ernte beglückwünscht", so die Staatsanwältin.
Dass dieses Modell einige Zeit lang gutgehen konnte, ist einer Masche geschuldet, die bereits seit mehr als 100 Jahren als "Ponzi-System" bekannt ist. Dabei werden Investoren von einer Firma reiche Erträge versprochen, obwohl es kein Geschäftsmodell gibt. Trotzdem erhalten die ersten Anleger Auszahlungen - dabei handelt es sich aber lediglich um das Geld, das die neuen Anleger in die Firma einzahlen. Und genau so war der Ablauf auch bei MFP, so die Staatsanwältin: "Dass es immer wieder Auszahlungen gegeben hat, hat für Vertrauen gesorgt."
Der MFP-Kundenstamm wuchs in der ersten Zeit beträchtlich - wohl auch wegen des Multi-Level-Marketingsystems, bei dem Anleger Provisionen bekamen, wenn sie neue Kunden anwarben. Aus der Buchhaltung ging hervor, dass rund 3,8 Mio. Euro an Provisionen ausgezahlt wurden. Das "Loch auf, Loch zu"-Modell platzte schließlich spektakulär, als immer weniger Neukunden zu MFP kamen und kein Geld mehr übrig war.
"Ich war völlig blauäugig"
Der angeklagte 34-Jährige gab in seiner Einvernahme bereitwillig Auskunft über das Vorhaben - er betonte dabei aber, dass MFP nicht von Anfang an als Betrug geplant war. Man habe sich das Ganze durchgerechnet, "aber Theorie und Realität sind dann weit auseinandergelegen", meinte er. "Kann man sagen, dass Sie schon sehr blauäugig an die Sache herangegangen sind?", fragte Richter Dietmar Wassertheurer, der dem Schöffensenat vorsaß. "Völlig. Ich habe nicht gesehen, dass es diese Expertise, die ich gebraucht hätte, noch überhaupt nicht gegeben hätte", gab der Angeklagte zurück.
Er habe sich zu sehr auf "Experten" verlassen, "die das zu sein halt von sich behauptet haben". "Und sind das alles nur solche Dampfplauderer?", interessierte sich Richter Wassertheurer für die Hintergründe des Hanf-Consultings. "Nicht alle, aber ich denke, schon zwei Drittel der Leute, die das Unternehmen beraten haben. Das waren mindestens Dampfplauderer oder auch Leute, die nur auf ihren eigenen Vorteil bedacht waren", so der 34-Jährige. Wieso er nicht rechtzeitig die Stopptaste gedrückt habe, begründete er damit, dass er das Unternehmen um jeden Preis retten wollte.
Dennoch habe auch er von der Firma profitiert: Er habe sich insgesamt "120.000 bis 150.000" Euro Gehalt auszahlen lassen, außerdem noch ein Darlehen für ein Auto aus dem Firmenvermögen genehmigt. "Das habe ich aber später verkauft und das Geld wieder in die Firma eingebracht", so der 34-Jährige. Der Prozess wurde mit der Einvernahme der zweiten 24-jährigen Angeklagten fortgesetzt.
(Quelle: APA)
