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Die AUA fliegt ihren Jahreszielen hinterher

Der Lohnkonflikt mit dem Bordpersonal belastete das Halbjahr schwer, dazu kommen zwei kaputte Flugzeuge. "Volle Kraft voraus" lautet jetzt die Devise.

Eine ganze Reihe von ungeplanten Faktoren hat der AUA im ersten Halbjahr einen Strich durch die Rechnung gemacht.
Eine ganze Reihe von ungeplanten Faktoren hat der AUA im ersten Halbjahr einen Strich durch die Rechnung gemacht.

Die Lufthansa-Tochter Austrian Airlines (AUA) ist in den ersten sechs Monaten des Jahres wieder deutlich in die Verlustzone geflogen und blieb damit weit hinter den Erwartungen zurück. Das um Abschreibungen bereinigte operative Betriebsergebnis ("adjusted Ebit") belief sich auf minus 62 Millionen Euro nach einem Gewinn von 15 Millionen Euro im Vergleichszeitraum des Vorjahrs, parallel dazu sank das operative Betriebsergebnis auf minus 65 (nach +15) Millionen Euro.

AUA-Chefin Annette Mann spricht von einem "schwachen ersten Halbjahr", das "deutlich hinter den Erwartungen" liege. Als Gründe nennt sie eine Reihe von Faktoren, vor allem aber den langen Tarifkonflikt mit dem Bordpersonal. Der Streit um höhere Löhne habe durch einen Streik, Betriebsversammlungen des Flugpersonals und durch weniger Buchungen insgesamt einen Schaden von rund 35 Millionen Euro verursacht, sagte Mann - etwa die Hälfte der gesamten Belastungen der AUA im ersten Halbjahr.

Probleme gemacht hätten auch vermehrte Gewitter, die Situation im Nahen Osten, überproportional gestiegene Standortkosten durch die hohe Inflation in Österreich, Probleme mit der europäischen Flugsicherung, stagnierende Ticketpreise sowie "zwei längere Ausfälle in der AUA-Flotte".

Gemeint sind zwei Airbus-Flugzeuge, die nach Unfällen wochenlang aus dem Betrieb gezogen werden mussten. Ein Flugzeug ist nach einem Hagelschaden repariert und fliegt bereits wieder. Der Schaden habe sich auf einen "niedrigen siebenstelligen Betrag" belaufen, erklärte AUA-Vorstand Francesco Sciortino, der Airbus A320 sei drei bis vier Wochen am Boden gewesen. Wie es zu dem Unfall kommen konnte, "wissen wir noch nicht", hieß es. Datenschreiber und Sprachrekorder würden noch von den Behörden ausgewertet.

Viel größer ist der Schaden, der beim Einparken eines unbesetzten Airbus 320 neo entstanden ist. Man habe sich zu einer Reparatur entschlossen, die Airbus vor Ort am Flughafen Wien-Schwechat durchführen werde, sagt Sciortino. Der Schaden sei durch eine Versicherung abgedeckt.

Im ersten Halbjahr erzielte die AUA einen Umsatz von 1,07 Milliarden Euro, um ein Prozent mehr als im Vergleichszeitraum 2023. Befördert wurden 6,5 Millionen Fluggäste, um 6 Prozent mehr, während die Kapazität um 8 Prozent auf 12,5 Milliarden Sitzkilometer zunahm. Die Auslastung sank um 1,7 Prozentpunkte auf 78,3 Prozent. Im zweiten Quartal stagnierte der Umsatz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, das bereinigte Ebit lag um ein Drittel unter dem Vorjahreswert. Ende Juni beschäftigte die AUA 6204 Personen, ein Plus von 5 Prozent.

Weil man im ersten Halbjahr weit hinter Plan blieb, gibt AUA-Chefin Annette Mann nun die Parole aus, in der zweiten Jahreshälfte "mit voller Kraft an einem hohen zweistelligen Ergebnis zu arbeiten" - das sei die Voraussetzung für weitere Investitionen in die Zukunft. Der Markt schaue nicht schlecht aus, die Nachfrage sei stark.

Auch die Effizienz müsse verbessert werden. Im Zuge eines laufenden Effizienzsteigerungsprogramms habe man bereits Maßnahmen von 45 Millionen Euro identifiziert. Laufend würden Möglichkeiten zum Einsparen oder zur Automatisierung geprüft, "das gehört dazu wie Zähneputzen", sagt Mann.

Als Folge des schwachen Halbjahres hat die AUA ihre Pläne bereits gestutzt. Statt 13 würden nun nur noch 11, allenfalls 12 neue Langstreckenflieger des Typs Boeing 787-9-Dreamliner besorgt. Zwei sind bereits im Einsatz nach Nordamerika, dafür hat die AUA 47 Pilotinnen und 102 Flugbegleiter neu eingestellt.

Mit den neuen Maschinen beläuft sich die AUA-Flotte auf nunmehr 68 Flugzeuge. Diese Zahl soll im Wesentlichen stabil bleiben, weitere bestellte Dreamliner sollen schrittweise die bereits in die Jahre gekommene Langstreckenflotte aus Boeing 767 ersetzen. AUA-Vorstand Michael Trestl verweist auf die Anfang Juli neu aufgenommene Ganzjahresdestination Boston. Neu ins Programm kommt auch Ivalo im finnischen Lappland. Die AUA fliege damit 125 Ziele weltweit an, 18 außerhalb Europas. Mit knapp 50 Prozent Marktanteil ist sie mit Abstand größter Anbieter aus Wien.

Auch die Flughäfen in den Bundesländern sollen besser an die Drehkreuze der Lufthansa-Gruppe angebunden werden. Die Verbindung Innsbruck-Frankfurt wird ebenso aufgestockt wie die Flüge von Linz in die Lufthansa-Zentrale.

Die AUA sei bereit zur Beimischung von zwei Prozent aus nicht fossilem grünen Kerosin, wie ihn die EU ab 2025 vorschreibt. Allerdings sei dieser sogenannte SAF-Treibstoff noch "sehr teuer". Mann hofft, die neue EU-Kommission werde sich auch für die Wettbewerbsfähigkeit der Airlines einsetzen.

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