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E-Control: Erneuerbaren-Ausbau boomt weiter

Österreich hat 2024 seinen Erneuerbaren-Anteil am Stromverbrauch auf 94 Prozent gesteigert. Das geht aus dem am Dienstag in Wien präsentierten EAG-Monitoringbericht der Energie-Regulierungsbehörde E-Control hervor. "In Summe kann man sagen, dass das EAG wirkt", sagte E-Control-Vorstand Wolfgang Urbantschitsch bei der Präsentation des Berichts. Aufgrund der strukturellen Änderungen der Förderlandschaft durch das Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz sei auch der Förderbedarf gesunken.

Photovoltaik wurde kräftig ausgebaut
Photovoltaik wurde kräftig ausgebaut

Die Zahlen seien insgesamt erfreulich, sagte Urbantschitsch. Das EAG habe einen Regimewechsel gebracht. Während früher aufgrund des Ökostromgesetzes auf Basis von Einspeisetarifen jede erzeugte Strommenge gefördert worden sei - "und zwar unabhängig davon, ob die Menge jetzt gerade gebraucht wurde oder nicht" -, sei mit dem EAG ein Marktprämienmodell eingeführt worden, erklärte Urbantschitsch. Über die EAG-Marktprämie wurden 2024 insgesamt 3.092 GWh gefördert, basierend auf 1.897 MW installierter Leistung - überwiegend Wind (883 MW) und PV (804 MW). Ausbezahlt wurden dafür 115 Mio. Euro. In der Marktpreisbilanzgruppe stiegen abgenommene Mengen von 1.478 auf 1.664 GWh; die Leistung erhöhte sich von 2.405 auf 2.497 MW.

Ganz ohne Förderungen geht es nicht

Ganz ohne Förderungen werde man nicht auskommen, sagte Urbantschitsch. "Das hängt aber immer von den einzelnen Anlagenkategorien ab. Bei einer kleinen Photovoltaik-Anlage wird es wohl nicht mehr notwendig sein, sie zu fördern, jedenfalls nicht mehr im dem Ausmaß." Wenn gefördert werde, dann sollte das in Kombination mit gleichzeitig installierten Speichern geschehen und mit der Verpflichtung, diese Speicher auch systemdienlich zu nutzen.

Die Förderkosten für Endkundinnen und Endkunden blieben gedämpft: 2023 war der Erneuerbaren-Förderbeitrag bei 0 Cent/kWh, 2024 wurden Förderbeitrag und -pauschale aus dem Bundesbudget finanziert. 2025 zahlen Haushalte im Schnitt rund 60 Euro für die Erneuerbarenförderung. Für einkommensschwache Haushalte würde eine Deckelung bei 75 Euro pro Jahr greifen.

Zielvorgaben sind erreichbar

Das Monitoring beleuchtet die Zielpfade des Erneuerbaren-Ausbau-Gesetzes (EAG): bilanziell 100 Prozent Erneuerbarenstrom bis 2030, zusätzlich 27 Terawattstunden (TWh) Erzeugung aus Erneuerbaren sowie 5 TWh erneuerbares Gas am Gasabsatz. Bei Photovoltaik liege man über dem Ausbaupfad, erklärte E-Control-Vorstand Alfons Haber. Bei Windkraft, Wasserkraft und Biomasse liege man unter den jährlichen durchschnittlichen Ausbaupfaden. Man gehe aber davon aus, dass in den kommenden Jahren die notwendigen Netzanschlüsse verfügbar sein und auch mehr Windkraft-Anschlüsse dazukommen werden. "Aktuell gehen wir davon aus, dass die Zubauten bis 2030 für die 27 Terawattstunden möglich sind."

Stromerzeugung legte zu

Nach einem leichten Verbrauchsanstieg legte zuletzt auch die Bruttostromerzeugung - inklusive Pumpspeicher - deutlich zu. Die Wettbewerbssituation am Strommarkt habe sich nach der Energiekrise ebenfalls verbessert, so Haber. Die Bruttostromerzeugung inklusive Pumpspeicher erreichte 2024 70.861 Gigawattstunden (GWh). Die installierte Erneuerbaren-Leistung wurde gegenüber 2020 netto um 7.906 MW ausgebaut (ohne Pumpspeicher), die erzeugten Erneuerbaren-Mengen stiegen um 12.241 GWh - je nach Wasser-, Wind- und Sonnenjahr teils deutlich schwankend.

Rund 3.900 Energiegemeinschaften

Deutlich zugelegt hat das Modell der Energiegemeinschaften: Waren Mitte 2023 erst 364 Erneuerbare-Energiegemeinschaften (EEG) in Betrieb, so waren es mit Jahresende 2024 bereits 2.618 und Mitte 2025 3.868 - den größten Zuwachs verzeichneten Niederösterreich und Oberösterreich. Ergänzend wurden 2024 u. a. 2.130 MW PV und 196 MW Wind neu installiert. Basierend auf den Erfahrungen der Vergangenheit müssten nun die gesetzlichen Grundlagen für Energiegemeinschaften adaptiert und in anderen Bereichen klare Regelungen gefunden werden, sagte Urbantschitsch. Gerade für Energiegemeinschaften seien zeitnahe und korrekte Abrechnungsdaten wichtig. Doch obwohl die Smart-Meter-Abrechnung abgeschlossen sei, seien Daten nicht immer zu 100 Prozent verfügbar. "In diesem Bereich hätte die ElWG-Novelle entsprechende Klarstellungen liefern sollen", bedauert Urbantschitsch das noch immer fehlende Gesetz.

Rückstand beim Ziel für erneuerbare Gase

Beim Ziel für erneuerbare Gase bleibt der Rückstand groß: 2024 wurden weniger erneuerbare Gase ins Netz eingespeist. Aufgrund des gesunkenen Gasverbrauchs lag der Anteil dennoch bei 0,16 Prozent. Für mehr Dynamik brauche es neben dem ausstehenden Erneuerbare-Gas-Gesetz eine langfristige Strategie zu Bedarf und Einsatz der Gase, betonte Urbantschitsch. Es habe sich gezeigt, "dass potenzielle Anlagenerrichter weiterhin auf das Erneuerbare-Gas-Gesetz warten."

Im Ausblick spricht die E-Control von einem statistischen Höchstwert bei Erneuerbaren - zugleich bringe der starke Zubau im Sommer Überangebote und negative Preise. Schlüssel seien Speicher, flexible Lasten und kurzfristige Märkte sowie der zügige Netzausbau.

Hattmannsdorfer: Energiekrise ist vorbei

"Der Bericht zeigt deutlich: Österreich ist auf dem richtigen Weg", sagte Wirtschaftsminister Wolfgang Hattmannsdorfer (ÖVP) in einer Reaktion. "Wir haben die Energiekrise hinter uns gelassen und den Standort Schritt für Schritt wettbewerbsfähiger gemacht. Der Ausbau der Erneuerbaren läuft auf Hochtouren."

Ulrich Streibl, CEO der oekostrom AG, erwartet sich einen weitergehenden Zubau in der Photovoltaik. "Wo wir wenig zugebaut haben, ist im Bereich der Windkraft. Und das ist tatsächlich eine Problematik. Photovoltaik ist eine Sommer-Stromquelle, Windkraft ist die Winter-Stromquelle. Und im Winter haben wir zu wenig Erneuerbaren Strom in Österreich. Das heißt, wir sind auf Importe angewiesen. Importe sind meistens Kohlestrom aus Deutschland oder Polen, oder Atomstrom aus Frankreich. Wenn wir unabhängig sein wollen in Österreich, dann müssen wir vor allem die Windkraft ausbauen, um im Winter Erneuerbaren Strom zu haben", sagte Streibl im Ö1-Mittagsjournal.

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