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"Ein Balanceakt": Eisenbahner erhalten im Schnitt 2,7 Prozent mehr Gehalt

Die Sozialpartner haben sich auf einen neuen Kollektivvertrag für die 55.000 Beschäftigten bei den österreichischen Eisenbahnen verständigt. Die KV- und IST-Gehälter steigen ab Dezember zwischen 1 und 3 Prozent bzw. im Durchschnitt um 2,7 Prozent, wie die Wirtschaftskammer am Mittwoch mitteilte. Der Abschluss sieht eine soziale Staffelung vor: Für höhere Gehälter ist die Anhebung bei 150 Euro gedeckelt, niedrigere Einkommen steigen laut Gewerkschaft prozentuell stärker.

Abschluss in der vierten Verhandlungsrunde
Abschluss in der vierten Verhandlungsrunde

Neben der Erhöhung der Löhne und Gehälter um bis zu 3 Prozent einigten sich die Verhandler in der vierten Gesprächsrunde nach Angaben der Gewerkschaft vida zudem auf eine Anhebung der Sonn- und Feiertagszulage um 8,36 Prozent sowie eine Anpassung der valorisierbaren Nebenbezüge um 3 Prozent. Darüber hinaus wurde ein Anspruch auf drei zusätzliche Urlaubstage ab dem 15. Jahr der Unternehmenszugehörigkeit vereinbart, ab dem 18. Jahr besteht Anspruch auf eine 6. Urlaubswoche.

Vida: Kaufkraft wird abgegolten

Die Gewerkschaft zeigte sich mit der Vereinbarung zufrieden. "Die rollierende Inflation in Höhe von 3 Prozent wird mit dem Abschluss abgegolten, wodurch die Kaufkraft nachhaltig erhalten bleibt", hieß es in einer Aussendung. Mit den Verbesserungen bei Sonn- und Feiertagsdiensten gebe es "eine Anerkennung für Arbeit an jenen Tagen, an denen andere frei haben", das frühere Erreichen der 6. Urlaubswoche wiederum federe "Belastungen der modernen Arbeitswelt" ab und trage "der gestiegenen Produktivität besser Rechnung", sagte Verhandlungsleiter Gerhard Tauchner, der auch auf steigende Fahrgastzahlen verwies.

WKÖ: Abschluss "Balanceakt"

Die WKÖ sprach von einem "Balanceakt", der "ein Gleichgewicht zwischen wirtschaftlicher Tragfähigkeit und Verantwortung für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter" bewahre. "Einige unserer Berufsgruppen stehen auf der Mangelberufsliste, und wir müssen dafür Sorge tragen, dass unsere Gehälter auch im Zuge des Generationswechsels attraktiv bleiben", so Thomas Scheiber, stellvertretender Fachverbandsobmann der Schienenbahnen in der WKÖ und Verhandlungsführer auf Arbeitgeberseite. Ob angesichts der schwierigen wirtschaftlichen Lage auch im nächsten Jahr ein Abschluss im Bereich der rollierenden Inflation möglich ist, sei aus Arbeitgebersicht aber fraglich.

Eisenbahner mit höherem Abschluss als Metaller

Mit der heutigen Einigung schlossen die Eisenbahner deutlich höher als die Metaller ab, die bereits am ersten Verhandlungstag eine Einigung mit den Arbeitgebern erzielten. Deren Abschlüsse wurden in der Vergangenheit gerne als richtungsweisend bezeichnet, wobei die gewerkschaftlich stark organisierten Metaller im Regelfall höher abschließen als viele andere Branchen. Diesmal mussten die Beschäftigten der Metallindustrie aber Federn lassen. Der Abschluss liegt großteils unter der Jahresinflation der vergangenen zwölf Monate, bisher ein No-Go für die Gewerkschaften. Entsprechend waren Arbeitnehmervertreter zuletzt bemüht, darauf hinzuweisen, dass es sich in der Metallbranche um einen "Krisenabschluss auf Zeit" handle, der keineswegs Vorbildcharakter für weitere KV-Abschlüsse heuer habe - was sich nun jedenfalls bei den Eisenbahnen zeigte.

Handels-Abschluss dürfte nicht halten

Für Spannung sorgt auch der Handel. Hier gab es zwar im Vorjahr einen 2-Jahres-Abschluss, die Sozialpartner vereinbarten aber, dass bei einer Inflationsrate von 3 oder mehr Prozent im Zeitraum Oktober 2024 bis September 2025 der Handels-KV-Abschluss für 2026 hinfällig ist und neu verhandelt werden muss. Eine Entscheidung soll diesen Freitag fallen, Beobachter erwarten, dass der KV aufgeschnürt werden muss. Der Handel beschäftigt in Österreich rund 450.000 Angestellte und Lehrlinge sowie 120.000 Arbeiterinnen und Arbeiter.

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