Beim Personal verzeichnete die Branche per Ende 2020 mit 66.903 Beschäftigten ein Minus von 2,7 Prozent, bei Leiharbeitern von minus 30 Prozent. Aktuell liegt der Rückgang im Stammpersonal bei 0,9 Prozent, während beim Fremdpersonal ein Plus von 30 Prozent verbucht wird.
Rückläufig entwickelten sich im Vorjahr verglichen mit 2019 die Auftragseingänge (minus 5 Prozent) und -bestände (minus 12 Prozent) sowie die Umsätze (minus 6,6 Prozent). Die Coronapandemie habe Spuren hinterlassen, meinte heute Wolfgang Hesoun, Obmann des Fachverbandes der Elektro- und Elektronikindustrie (FEEI), bei der FEEI-Jahrespressekonferenz. Nunmehr sei aber die Stimmung sehr positiv, der Trend zeige eindeutig nach oben. "Aber es wird noch ein Weilchen dauern", so Hesoun, Chef von Siemens Österreich. Frühestens 2023 werde die Branche wieder das Vorkrisenniveau erreichen.
Die großen Herausforderungen seien der Klimawandel, die Engpässe in den Lieferketten und der Fachkräftemangel. Gerade im Bereich Klima sei die Elektroindustrie der "Enabler" - wenn man sie lasse. "Angelangt an den Mühen der Ebene kommen uns Zweifel an den Maßnahmen und ihren Umsetzungsterminen", so Hesoun. So solle die Stahlindustrie auf Wasserstoff zur CO2-Reduktion umsteigen, aber dafür fehlten aufgrund von Bürgerprotesten die nötigen 220-KV-Stromleitungen.
Hesoun plädierte heute für eine "sachorientierte Politik" und eine "Technologieoffenheit". Er mahnte ein, dass für die Umsetzung der Klimaziele die Stromproduktion bis 2030 um ein Drittel steigen - und diese auch zu den Kunden transportiert werden müsse. Die Ausbauziele bei der E-Mobilität bezeichnete der Siemens-Chef als "sehr ambitioniert".
Zum Fachkräftemangel meinte Hesoun, dass hier auch die Unternehmen in die Pflicht genommen werden müssten. Dass die Zahl der Leiharbeitskräfte wieder das Vorkrisenniveau erreicht habe, erklärt er damit, dass dies der Volatilität der Lieferketten entspreche. "Wir atmen mit den Auftragsbeständen", so Hesoun. Es sei auch die Frage, wie nachhaltig die derzeit große Nachfrage sei. Nach wie vor schwierig sei es, Frauen für Technikberufe zu begeistern - "das überrascht uns ein wenig selbst", so Hesoun, der bei Siemens für 8.800 Mitarbeiter in Österreich verantwortlich ist.
Den weltweiten Chipmangel führt Hesoun auch auf die große Konsumnachfrage in China zurück - und so manches Logistikproblem an Chinas Häfen in Zuge von Coronamaßnahmen habe möglicherweise nicht immer nur mit der Virusbekämpfung zu tun. Die Probleme in den Lieferketten würden auf die Ertragslage der heimischen Unternehmen drücken, weil die daraus resultierenden Kosten die Margen schmälerten. Mittlerweile würden sich die Stimmen in der Branche mehren, die sich wegen Materialmangels auf Kurzarbeit vorbereiten.
