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Europäische Autozulieferer kämpfen mit Mangel an seltenen Erden

Seit Anfang April habe China nur ein Viertel der Anträge für Ausfuhren genehmigt, klagt der europäische Autozulieferverband CLEPA. Dabei werde auch die Weitergabe sensibler Daten verlangt. Einige Produktionsstätten mussten bereits schließen.

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Die von China verhängten Exportbeschränkungen seltener Erden schlagen immer stärker bei den europäischen Zulieferbetrieben durch. Einige Produktionsstätten seien geschlossen worden, erklärte der Verband der europäischen Autozulieferer CLEPA. Seit Anfang April hätten Hunderte Firmen Anträge für Ausfuhren gestellt. Bisher sei nur ein Viertel genehmigt worden.

Lagerbestände bald aufgebraucht

Bei einigen abgelehnten Anträgen sei in hohem Maße auf verfahrenstechnische Gründe verwiesen worden, erklärte CLEPA. Das Vorgehen sei von Provinz zu Provinz verschieden. Auch werde die Weitergabe sensibler Daten verlangt. Das Problem könne in den kommenden drei bis vier Wochen noch größer werden, wenn die Lagerbestände aufgebraucht seien.

China hatte im April entschieden, die Ausfuhr einer ganzen Reihe seltener Erden und verbundener Magnete auszusetzen. Diese werden unter anderem von Zulieferern der Automobil-, Luftfahrt- und Rüstungsindustrie benötigt.

Droht Mangel wie in der Chipkrise?

"Kritisch ist die Lage vor allem bei den sogenannten schweren seltenen Erden, weil China dort rund 70 Prozent der Förderkapazitäten hat", sagt Christian Grimmelt, Berater bei Alixpartners. Gebraucht würden sie insbesondere für Permanentmagnete, die in den meisten Elektromotoren eine wichtige Rolle spielten.

Laut Grimmelt brauchen zum Beispiel die meisten Autohersteller solche Magnete, die in einem Fahrzeug zwar an Gewicht nicht viel ausmachen, aber ihm zufolge für die Produktion eines Autos unabdingbar sind. "Die seltenen Erden haben das Potenzial, die nächste Chipkrise zu werden - das ist bereits in vollem Gange."

Angestaute Exportanträge bei chinesischen Behörden

China hatte Anfang April im laufenden Handelskonflikt mit den USA Ausfuhrkontrollen auf sieben seltene Erden und magnetische Materialien erlassen. Die Maßnahme gilt allgemein und betrifft damit auch europäische Unternehmen. Laut der EU-Handelskammer in Peking sind Hunderte Unternehmen in Europa davon betroffen. Ein Problem sei, dass sich viele Exportanträge bei den chinesischen Behörden angestaut hätten, die nicht schnell genug bearbeitet würden.

BMW erklärte, dass Teile der Lieferketten von den Kürzungen durch China betroffen seien. Die eigene Produktion laufe aber normal. Mercedes teilte auf Anfrage mit, man prüfe die aktuellen Anforderungen und sei im Austausch mit Zulieferern. Eine jüngst zunehmende Erteilung von entsprechenden Exportlizenzen bewerte das Unternehmen als positives Zeichen. Allgemein habe sich Mercedes als Lehre aus der Coronazeit und um Risiken von globalen Lieferkettenunterbrechungen vorzubeugen, im Einkauf weltweit mit "mehr Optionalität" aufgestellt.

Auch andere Branchen betroffen

Der Automobilzulieferer ZF bezieht nach eigenen Angaben die Rohstoffe nicht selbst, sondern Zulieferteile wie Elektromotoren oder deren Komponenten, zu deren Herstellung seltene Erden benötigt werden, wie ein Sprecher sagte. "Hier sehen wir erste Auswirkungen in den Lieferketten eines Teils unserer Lieferanten." Je nach Dauer für die Erteilung neuer Exportlizenzen seien auch kurzfristige Lieferunterbrechungen nicht auszuschließen.

Auch andere Branchen neben der Automobilindustrie sorgen sich. "Die Knappheiten bei seltenen Erden nehmen weiter zu und stellen die Unternehmen vor immer größere Herausforderungen", so Wolfgang Weber vom deutschen Verband der Elektro- und Digitalindustrie (ZVEI). Die EU-Kommission müsse deutlicher intervenieren. BIRGITTA SCHÖRGHOFER

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