Ederer plädierte dafür, in Europa die Industrie zu stärken und in Schlüsselbranchen international wettbewerbsfähige Großunternehmen zu schaffen. Dazu müsse man auch die Wettbewerbsbehörden "zurückdrängen". So sei es aus Sicht internationaler Konkurrenzfähigkeit nicht nachvollziehbar, dass die EU-Kommission Bedenken gegen die Fusion der Bahnsparten von Siemens und Alstom hat. "Wenn ich einen Weltplayer haben will, der mit der chinesischen Nummer eins CRRC mithalten will, muss ich eben Akzente setzen", so die frühere SPÖ-Politikerin, die zur Zeit von Österreichs EU-Beitritt Europa-Staatssekretärin war. Auch in den Bereichen Nano- und Biotechnologie, Materialwissenschaften oder Robotik wünscht sich Ederer, dass die EU "klotzt". Allerdings sei so ein Ansatz "nirgendwo" zu sehen.
Ederer beklagte in dem Gespräch mit dem "Trend" einen Rückzug des Modells der Aufklärung. Fakten und nachvollziehbare Argumentation würden eine immer geringere Rolle spielen. Es sei auch erschreckend, wie schnell das gehe. "Trump sagt an einem Tag das, am nächsten das Gegenteil. Das ist unglaublich. Der US-Präsident ist ja nicht der Verkäufer in einem Würstelstand am Schwedenplatz".
In Europa outet sich Ederer als Fan der deutschen Kanzlerin Angela Merkel. "Sie ist von Männern umgeben, die wenig mit Fakten zu tun haben, und hat sich dennoch auch jetzt wieder durchgesetzt. Nicht von ungefähr ist sie ausgebildete Wissenschafterin .... Sie ist die stabilste Kraft in Europa. Hoffentlich bleibt sie uns noch ein paar Jahre. Und das sage ich als deklarierte Sozialdemokratin."