Der Preis für eine Tonne Rohkakao hat sich aufgrund von mehreren Missernten und nervösen internationalen Rohstoffmärkten zwischen 2022 und 2024 fast versechsfacht und ein historisches Rekordniveau erreicht. Heuer sind die Börsenpreise aber wieder von 12.000 Dollar (10.400) Euro) auf 4.700 Dollar abgestürzt, im langjährigen Vergleich aber noch auf hohem Niveau.
Spekulanten wetten auf niedrigere Preise
Der Kakaopreisrückgang sei unter anderem auf eine geringere Verbrauchernachfrage aufgrund der höheren Schokoladepreise und höhere Ernteerwartungen zurückzuführen, zitierte die Zeitung "Financial Times" kürzlich Analysten. Weiters hätten Spekulanten, die von der Preisrallye profitiert hatten, in letzter Zeit ihre Positionen abgestoßen und würden nun auf fallende Preise setzen. In den vergangenen 20 Jahren pendelte der Kakaopreis an den Warenbörsen zwischen 1.400 und 3.000 Dollar und knackte nur einmal kurzfristig die 4.000er-Marke.
Das Gütesiegel-Programm Fairtrade erhöhte mit Oktober 2025 den Mindestpreis für konventionellen Kakao von 2.400 auf 3.500 US-Dollar pro Tonne, der aber aufgrund der aktuellen Preislage nicht greift. Das Fairtrade-System will Bauern einen Mindestpreis garantieren, wenn der Weltmarktpreis niedrig ist. Unverändert blieb der Aufschlag für Bio-Kakao in Höhe von 300 Dollar und die Fairtrade-Prämie von 240 Dollar pro Tonne für Kleinbauernorganisationen. Mit dieser Prämie sollen etwa die Qualität des Kakaoanbaus erhöht werden und Gemeinwohlprojekte wie Schul- und Straßenbau mitfinanziert werden. Ausbeuterische Kinderarbeit sowie Zwangsarbeit sind bei Fairtrade-zertifizierten Kakao-Kooperativen und ihren Bauern verboten.
Fairtrade: Armut bei Kakao-Bauernfamilien sinkt
Fairtrade-Österreich-Chef Kirner verwies auf eine eigene Erhebung aus Côte d"Ivoire: Immer mehr Kakaobauernfamilien, die unter Fairtrade-Bedingungen arbeiten, würden ihren Lebensunterhalt besser absichern können. Aktuell würden 74 Prozent der Kooperativen-Mitglieder ein Einkommen nahe der existenzsichernden Schwelle erreichen. Extreme Armut sei "stark zurückgegangen" - von 36 Prozent der Haushalte im Jahr 2020 auf aktuell 17 Prozent, hieß es von Fairtrade. Wenig Bewegung sieht Kirner bei den globalen Nahrungsmittelkonzernen und ihren Öko- und Sozialstandards im Bereich Kakao/Schokolade. Seit Jahrzehnten gebe "es große Ankündigungen" und es passiere relativ wenig.
Auf Fairtrade-Kakao setzen in Österreich Manner, Heindl und Heidi sowie auch teilweise die heimischen Supermarktketten bei ihren Schokolade-Eigenmarken. Rund 10 Prozent der Tafelschokolade im Lebensmitteleinzelhandel wird laut Marktforschern mit Fairtrade-Gütesiegel verkauft.
Hohe Kakaopreise setzen Schokoladehersteller unter Druck
Die Rekord-Kakaopreise aus dem Jahr 2024 sind im laufenden Jahr zeitversetzt bei den internationalen und österreichischen Schokoladeherstellern und Lebensmittelherstellern angekommen, weil sie oftmals über länger laufende Verträge für Kakaomasse, Kakaopulver oder Kakaobutter verfügen. Der Preiseinbruch heuer kommt damit auch erst zeitversetzt bei ihnen an. Der Wiener Süßwarenhersteller Manner spürt den Kostendruck: Für die zweite Jahreshälfte rechne man "aufgrund von Preiserhöhungen im Beschaffungsbereich und teilweise enorm volatilen Rohstoffmärkten mit erheblichen Kostensteigerungen, insbesondere im Kakaobereich, bei Haselnüssen und Kokosfetten", heißt es im Manner-Halbjahresfinanzbericht. Angesichts des gestiegenen Kostendrucks reduzierte der US-Konzern Mondelez am Anfang des Jahres das Gewicht einiger seiner Milka-Tafeln.