Die Internationalisierung stand in Zusammenhang mit einem "Wermutstropfen", von dem die Verantwortlichen berichteten. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer sank nämlich um 0,1 Tage auf 3,5 Tage. "Fernmärkte haben durchaus ein hohes Potenzial", meinte dazu Patricio Hetfleisch, Prokurist der Tirol Werbung. Gäste, die von weit her anreisen, würden nämlich länger bleiben. Doch wolle man hier nicht "die Massen zu uns bringen". Es müsse schließlich darauf geachtet werden, "dass wir Menschen ansprechen, die mit der DNA und Kultur unseres Landes kompatibel sind."
700 Euro pro Tag von Gästen aus den Vereinigten Arabischen Emiraten
Gäste von ferneren Ländern geben auch mehr Geld aus. Während der Durchschnittsgast laut Hetfleisch 206 Euro pro Tag in Tirol liegen lässt, sind es "in der Spitze" bei Gästen aus den Vereinigten Arabischen Emiraten 700 Euro, US-amerikanische Gäste geben 396 Euro aus und chinesische Urlauberinnen und Urlauber 391 Euro. Insgesamt wurden in der Sommersaison, die offiziell noch bis 31. Oktober läuft, 2,63 Mrd. Euro Bruttowertschöpfung erwirtschaftet - ein inflationsbereinigtes Wachstum von zwei Prozent.
In puncto Internationalisierung betonte Gerber die Bedeutung des Innsbrucker Flughafens, der zuletzt von Streichungen der Frankfurt-Strecke betroffen war. "Wir brauchen einen funktionierenden Flughafen", hielt der Tourismus- und Wirtschaftslandesrat fest. Die "Anbindung an starke Hubs" sei für Tirol "überlebenswichtig". Dazu zählen auch "attraktive Flüge von Wien nach Innsbruck."
DACH-Raum mit "erfreulicher Entwicklung"
Tirol war im Sommer auch für näher gelegene Destinationen ein beliebtes Reiseziel. Im DACH-Raum gab es eine "erfreuliche Entwicklung", hieß es. Urlauber aus dem wichtigsten Herkunftsmarkt Deutschland waren "wirklich motiviert für einen Tirol-Urlaub", berichtete Hetfleisch von einem Plus von 1,5 Prozent auf 11,9 Mio. Übernachtungen. Einzig bei Urlaubern aus der Schweiz wurde ein leichtes Minus von 0,7 Prozent registriert.
Einmal mehr gewann die Zwischensaison an Bedeutung. Im September wurden um 5,4 Prozent mehr Übernachtungen registriert als im Vorjahr. "Das Entzerren des Sommers macht Sinn. Wir schaffen mehr Ganzjahresarbeitsplätze", hielt Alois Rainer, Spartenobmann für Tourismus und Freizeitwirtschaft in der Wirtschaftskammer Tirol, mit Blick auf die Betriebe fest. Mit der zuletzt im Bund erreichten Erhöhung der Saisonkontingente für Arbeitskräfte aus Drittstaaten zeigte sich Rainer zufrieden, ein "gutes Ergebnis" sei dabei erreicht worden. "Kostentreiber" wie Energiepreise, Löhne oder teurere Lebensmittel seien für die Unternehmen aber weiterhin problematisch. Sie seien gezwungen, die Kosten weiterzugeben, denn: "Wir machen das ja nicht aus Jux und Tollerei."
Betriebe rechnen im Winter mit guter Buchungslage
Für die anstehende Wintersaison - die am Wochenende mit dem Weltcup-Auftakt in Sölden eingeläutet wird - gaben sich die Verantwortlichen unterdessen optimistisch. "Wir sind ziemlich sicher, dass wir mit einem Plus abschließen werden im Vorjahresvergleich", blickte Hetfleisch in Richtung Winter. 82 Prozent der Betriebe würden von einer gleich guten oder besseren Buchungslage ausgehen.
Noch keine Lösung zeichnete sich indes für die Tirolerinnen und Tiroler hinsichtlich der Einheimischentarife ab. Eine EU-Verordnung schob der bisherigen Praxis, bei der Bergbahnen für Einheimische oftmals günstigere Tarife angeboten hatten, einen Riegel vor. Vom zuständigen EU-Kommissar Apostolos Tzitzikostas hatte es bei einem Tirol-Besuch im September zwar positive Signale gegeben, laut Gerber wird es im heurigen Winter aber noch keine Lösung geben: "Ein bisschen Geduld brauchen wir noch." Der Tourismuslandesrat forderte die Schaffung eines "rechtlichen Fundaments" in dieser Frage ein.