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Heimischer Konsum lässt Pro-Kopf-Emissionen deutlich steigen

Bezieht man Konsummuster in die Berechnung ein, ergeben sich hierzulande deutlich höhere Pro-Kopf-Emissionen als weithin bekannt. Denn die österreichische Treibhausgas-Berechnung bezieht nur jenen Ausstoß ein, der bei der Herstellung von Produkten im Inland entsteht. Der Konsum hierzulande generiert allerdings deutlich höhere Emissionen als in anderen Weltregionen. Der Unterschied ist auch zentral für die Weltklimakonferenz (COP30), die derzeit in Brasilien stattfindet.

Österreichs Konsum generiert hohe Emissionen in anderen Weltregionen
Österreichs Konsum generiert hohe Emissionen in anderen Weltregionen

Am Beispiel eines in Österreich verkauften T-Shirts lässt sich der Unterschied zwischen den beiden Methoden verdeutlichen: Bei der produktionsbasierten Berechnung werden Emissionen, die bei der Herstellung des T-Shirts in China entstehen, China zugerechnet. Die konsumbasierte Methode erfasst hingegen den gesamten Lebenszyklus - vom Baumwollanbau in Indien über die Verarbeitung in China bis zum Verkauf, Waschen und Entsorgen des T-Shirts in Österreich. Sie berücksichtigt also auch die Emissionen, die mit importierten Gütern und Dienstleistungen verbunden sind.

Konsumbasierte Emissionen deutlich höher

Diese verschiedenen Ansätze führen zu deutlich abweichenden Ergebnissen. Die konsumbasierte Berechnung der Emissionen Österreichs liegt laut Umweltbundesamt rund 40 bis 50 Prozent über den produktionsbasierten Werten. Während 2023 innerhalb Österreichs 68,7 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent ausgestoßen wurden, läge der tatsächliche Fußabdruck - wenn Importe mitgerechnet werden - bei rund 100 Millionen Tonnen. "Das Treibhausgasproblem in Österreich ist konsumbezogen noch viel größer - und der Handlungsbedarf umso dringender", sagte Gerfried Jungmeier von der FH Joanneum im Gespräch mit der APA. Er leitet beim Climate Change Center Austria (CCCA) die Arbeitsgruppe zu konsumbasierter Treibhausgas-Berechnung.

Trotzdem sind laut Sigrid Stagl, Ökonomin an der Wirtschaftsuniversität Wien (WU), beide Arten der CO2-Berechnung nötig. Die produktionsbasierte Methode ordne Emissionen dem Ort ihrer Entstehung zu und ermögliche es Regierungen, gezielt zu handeln. Sie empfiehlt Regierungen dabei einen Fokus auf Klimakommunikation und Maßnahmen, die alle ansprechen. "Es ist super, wenn man für PV-Anlagen, Wärmepumpen oder Elektrofahrzeuge Förderungen erhält. Allerdings fühlen sich Menschen, die keine Kontrolle über ihr Dach oder Heizsystem haben, davon nicht angesprochen", sagte Stagl gegenüber der APA.

Globale Ungleichheiten und strukturelle Verantwortung

Damit Klimaschutz mehr Menschen anspricht, muss laut der WU-Forscherin auch soziale Ungleichheit beim CO2-Ausstoß stärker thematisiert werden. Denn höhere Einkommen bedeuten in der Regel mehr Konsum, häufigere Flugreisen und größeren Energiebedarf. Laut einer Studie der Arbeiterkammer (AK) sind die reichsten 10 Prozent der Haushalte durch Unternehmenseigentum und Investitionsentscheidungen für 56 Prozent der Emissionen verantwortlich.

Unabhängig vom individuellen CO2-Ausstoß sind sich Fachleute einig, dass die Verantwortung für die Senkung der Treibhausgase nicht auf der Einzelperson liegen kann. "Man kann die Verantwortung nicht komplett auf Individuen abschieben - für nachhaltiges Leben braucht es Infrastrukturen", sagte Stagl. Dazu zählen physische Strukturen wie Bahnnetze und öffentliche Verkehrsmittel ebenso wie soziale Strukturen - etwa, ob das gesellschaftliche Ansehen steigt, wenn man Fahrrad statt SUV fährt. Darüber hinaus sind laut Stagl institutionelle Anreize notwendig, ein Beispiel dafür sei das Klimaticket.

Die Staatengemeinschaft versucht bei der jährlich stattfindenden Weltklimakonferenz der Vereinten Nationen (UNO) den fortschreitenden Klimawandel einzubremsen. Thema ist dabei auch immer wieder die Klimagerechtigkeit zwischen jenen Staaten, die historisch für den größten Ausstoß an Emissionen verantwortlich sind, und jenen, die wenig Verantwortung tragen aber in vielen Fällen besonders stark von den Auswirkungen der Klimakrise betroffen sind.

(Quelle: APA)

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