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IWF: US-Zollstreit trifft Weltwirtschaft bisher nicht massiv

Der US-Zollstreit trifft die Weltwirtschaft bis dato nicht massiv. Der Internationale Währungsfonds (IWF) hob am Dienstag die Wachstumsprognose 2025 für die globale Wirtschaft um 0,2 Prozentpunkte auf 3,2 Prozent an. "Bisher hatten protektionistischere Handelsmaßnahmen nur begrenzte Auswirkungen auf die Wirtschaftsentwicklung und die Preise", so der IWF. Für Österreich wird ein Wirtschaftswachstum von 0,3 Prozent und für Deutschland von 0,2 Prozent erwartet.

Währungsfonds hebt globale Wirtschaftswachstumsprognose an
Währungsfonds hebt globale Wirtschaftswachstumsprognose an

Die US-Wirtschaft soll im laufenden Jahr um 2 Prozent und die chinesische Volkswirtschaft um 4,8 Prozent wachsen. Für die Eurozone erwarten die Währungshüter einen Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 1,2 Prozent.

IWF: "Mehr Risiken" für Weltwirtschaft

Für die Zukunft der Weltwirtschaft sieht der IWF "mehr Risiken". Die globale Wirtschaft wird laut aktueller Prognose im kommenden Jahr dennoch um 3,1 Prozent wachsen. In China soll sich das Wachstumstempo im Jahr 2026 aber deutlich auf 4,2 Prozent verlangsamen, die US-Wirtschaft um 2,1 Prozent wachsen. Deutlich geringer wird das Wirtschaftswachstum in der Eurozone (+1,1 Prozent), Deutschland (+0,9 Prozent) und Österreich (0,8 Prozent) erwartet. Der Währungsfonds ist für Österreichs Wirtschaft damit leicht pessimistischer als die heimischen Wirtschaftsforscher. Wifo und IHS erwarten im kommenden Jahr ein reales BIP-Plus von 1,1 bzw. 0,9 Prozent.

Der Zollstreit und andere geopolitische Konflikte haben die Weltwirtschaft laut IWF-Einschätzung "immer fragmentierter" gemacht. Handelsumlenkungen und -verlagerungen, um die einzelnen Volkswirtschaften "scheinbar stabil" zu halten, seien "kostspielig", schreiben die Währungshüter in ihrem am Dienstag veröffentlichten "World Economic Outlook". Durch "eine suboptimale Umverteilung der Produktionsressourcen, die "technologische Entkopplung" zwischen den USA und China sowie Einschränkungen bei der Wissensverbreitung werde aber "das Wachstum auf längere Sicht zwangsläufig gebremst", warnte der IWF.

In Summe sieht der IWF die globalen Aussichten kurz- und auch langfristig recht düster. In den 20 Jahren vor Ausbruch der Coronavirus-Pandemie war die Weltwirtschaft im Schnitt noch um 3,7 Prozent gewachsen. In den Jahren 2027 bis 2030 dürfte es dagegen im Schnitt nur zu 3,2 Prozent reichen. Ein Grund dafür sei die Unsicherheit, die mit dem Handelsstreit einhergehe. US-Präsident Donald Trump hat die Zollsätze für die wichtigsten Handelspartner deutlich erhöht, so auch für Importe aus der EU. Zudem dürften sich die negativen Auswirkungen protektionistischer Maßnahmen erst mit der Zeit voll entfalten. Die EU hat zugestimmt, deutlich höhere Zölle zu zahlen als umgekehrt - und zusätzlich noch im großen Stil Energie und KI-Chips in den USA einzukaufen.

Die deutsche Wirtschaft dürfte die Rezession hinter sich lassen und 2025 zumindest leicht um 0,2 Prozent wachsen. 2026 sollen es dann 0,9 Prozent sein. Damit ist der IWF aber pessimistischer als viele Ökonomen in Deutschland. Deutschland wird als Exportnation stärker von den Handelskonflikten in Mitleidenschaft gezogen.

Inflation normalisiert sich, Verschuldung ist Problem

Bei der Inflation - eines der wichtigsten Themen der vergangenen Jahre - zeichnet sich laut IWF kein einheitliches Bild ab. Weltweit soll die Teuerungsrate von 5,8 Prozent im Jahr 2024 auf 4,2 Prozent in diesem und 3,7 Prozent im nächsten Jahr sinken. In den USA rechnet der IWF jedoch damit, dass die Teuerung in der zweiten Jahreshälfte 2025 anziehen wird, da die Auswirkungen der Zölle dann voraussichtlich an die Verbraucher weitergegeben würden. Für die Euro-Zone wird hingegen ein weiterer Rückgang auf 2,1 Prozent im Jahr 2025 und 1,9 Prozent 2026 prognostiziert.

Ein Grund zur Sorge bleibt laut IWF die hohe Verschuldung. Trumps Politik dürfte die Gesamtverschuldung der USA im Jahr 2030 auf 143 Prozent der Wirtschaftsleistung treiben. 2024 waren es noch 122 Prozent. In der Euro-Zone dürfte es im gleichen Zeitraum einen Anstieg von 87 auf 92 Prozent geben.

Für China erwartet der IWF eine Verlangsamung des Wachstums von 5,0 Prozent im Jahr 2024 auf 4,8 Prozent im laufenden und 4,2 Prozent im kommenden Jahr. Indien dürfte 2025 um 6,6 Prozent wachsen, 2026 noch um 6,2 Prozent. Gourinchas sagte, China habe wegen der höheren Zölle mit einer Abwertung seiner Währung reagiert sowie Exporte nach Asien und Europa umgeleitet.

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