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LRH rechnet mit hohem Geldbedarf für Linzer Airport

"Eine große Herausforderung" - so fasst Rudolf Hoscher, Direktor des oberösterreichischen Landesrechnungshofs (LRH), nach einer Initiativprüfung den künftigen Betrieb des Linzer Flughafens zusammen. Bis 2035 wird der Airport 27,6 bis 45 Mio. Euro zusätzlich benötigen - noch nicht eingerechnet sind der Wegfall der Frankfurt-Verbindung und Kosten durch Umweltschäden. Der kumulierte Verlust seit 2020 beträgt 36,8 Mio. Euro. Zudem wurde das Spekulationsverbot nicht eingehalten.

Der Linzer Airport ist wirtschaftlich im Sinkflug
Der Linzer Airport ist wirtschaftlich im Sinkflug

Konkret geprüft wurde die Flughafen Linz GmbH, die indirekt zu je 50 Prozent im Eigentum des Landes und der Stadt Linz steht, und die den zivilen Teil des Linzer Flughafens betreibt. Schon 2019 war man nur mehr knapp positiv, seither schrieb man laufend rote Zahlen. Die Rücklagen, die eigentlich für die anstehende Pistensanierung angespart wurden, sind so gut wie aufgebraucht. Die Passagierzahlen sind im Sinkflug: Zählte man 2008 noch 800.000 Passagiere, gab es 2019 nur mehr 436.018 und im Vorjahr 180.694, davon rund 150.000 im Charter- und nur rund 30.000 im Linienflugbereich. "Sicher hat die Covid-Krise mitgespielt, aber es gibt auch strukturelle Themen", befand Hoscher. Um die Gewinnschwelle zu erreichen, wären mindestens 500.000 Passagiere nötig.

3 Szenarien, alle mit hohen Kosten

Zur Aufrechterhaltung der Liquidität beschlossen die Eigentümer zuletzt einen Gesellschafterzuschuss von 8 Mio. Euro. Der LRH hat auf Basis der Mittelfristprognosen des Flughafens drei Szenarien entwickelt, was den - über diese Geldspritze hinausgehenden - Geldbedarf bis 2035 betrifft: Szenario 1 geht davon aus, dass es gelingt, zusätzliche Flugdestinationen zu bekommen. Dann wäre mit einem Bedarf von 27,6 Mio. Euro zu rechnen. In Szenario 2 - keine zusätzlichen Destinationen - wären 45 Mio. Euro nötig.

Szenario 3 bleibt gleich nach oben hin offen: Hier wird unter anderem vom - nach Ende der Prüfung tatsächlich erfolgten - Wegfall der Frankfurt-Verbindung und von Kosten durch Kontaminationen mit den Ewigkeitschemikalien PFAS ausgegangen. Die Frankfurt-Verbindung wurde mittlerweile neu ausgeschrieben. Eine Airline dafür zu gewinnen wird aber wohl mit Kosten für die Eigentümer verbunden sein.

Riskante Wirecard-Anleihe

Der LRH empfiehlt, die einzelnen Geschäftsfelder auf ihre Wirtschaftlichkeit zu prüfen. Betrachtet man die Erlöse, so fällt auf, dass diese mittlerweile zu 50 Prozent aus anderen Geschäftsbereichen wie Fracht, Vermietung und Parkplatzwirtschaft kommen, 2019 steuerten diese nur ein Drittel bei. Der Frachtbereich ist laut Prüfern mehr oder weniger kostendeckend.

Bei der Durchsicht der Veranlagungen fiel auf, dass ein Teil dem Risikoprofil des oberösterreichischen Spekulationsverbots widersprach, etwa eine Wirecard-Unternehmensanleihe (Nominale: 300.000 Euro), die 2020 im Zuge der Wirecard-Insolvenz mit rund 210.000 Euro Verlust veräußert wurde.

Datengestützte Analyse empfohlen

Um kurzfristig Kosten einzusparen, rät der LRH, bei externen Dienstleistungen anzusetzen und die Aufwendungen für Sponsoring sowie für die gewährte Verlustabdeckung an einen Gastropächter (0,71 Mio. Euro seit 2019) zu hinterfragen. Generell solle der Flughafen Kooperationen ausbauen, sein Einzugsgebiet (Incoming) besser bearbeiten - etwa Tschechien - und alle Optionen für Flugverbindungen inkl. Streckenausschreibungen prüfen. Auch bei der Digitalisierung sieht man Luft nach oben: Die Streckenentwicklung sollte datengestützt analysiert werden, so die Empfehlung.

Dem Land als Eigentümer - die Stadt Linz fällt nicht in den Kompetenzbereich des LRH - empfehlen die Prüfer, eine langfristige strategische Ausrichtung für den Flughafen zu entwickeln und sie dem Landtag vorzulegen. Zudem sei der Flughafen in den offiziellen Landesstrategien - etwa der Tourismusstrategie - zu wenig berücksichtigt. Auch sollten Synergien mit dem Bundesheer geprüft werden.

"Es wird sicher sehr schwierig werden"

Fazit der Prüfer, wie sich der Regionalflughafen im wirtschaftlichen und geografischen Umfeld - in 100 Minuten ist man von Linz aus am Wiener Flughafen - behaupten kann: "Es wird sicher sehr schwierig werden", sagt Hoscher. Ob eine Teilprivatisierung sinnvoll wäre, lässt er offen, das sei eine "politische Entscheidung". Im Raum steht derzeit, dass ein Konsortium rund um den Unternehmer Manfred Zorn die Anteile der Stadt übernimmt.

Wie knapp der Flughafen vor dem jüngsten Gesellschafterzuschuss vor der Insolvenz gestanden ist, lässt Hoscher offen, aber es hätte noch "Familiensilber"gegeben, etwa stille Reserven im Wert von rund 26 Mio. Euro. Seit 1996 wurden an die Eigentümer 29,6 Mio. Euro ausgeschüttet.

Opposition kritisiert Wirecard-Spekulation

Wirtschaftslandesrat Markus Achleitner (ÖVP) - er ist auch Aufsichtsratsvorsitzender - sieht in den Empfehlungen des LRH den "bereits eingeschlagenen Weg zur langfristigen Absicherung des Flughafens" bestätigt - etwa, dass man die Verbindung Linz-Frankfurt neu ausgeschrieben habe, "die Gespräche mit Low-Cost-Carriern intensiviert und der Fokus auf das Incoming-Segment verstärkt" würden. Achleitner will den Flughafen künftig stärker in den Landesstrategien verankern. FPÖ-Klubobmann Thomas Dim betonte, der Flughafen sei "ein unverzichtbarer Bestandteil für unseren Wirtschaftsstandort". Auch das Interesse an einer öffentlich-privaten Partnerschaft müsse "ernsthaft geprüft werden".

Man könne nun "nicht einfach Millionen nachschießen, ohne den Steuerzahlern ein schlüssiges Konzept vorzulegen", forderte SPÖ-Verkehrssprecher Tobias Höglinger "eine ehrliche Debatte" über die Zukunft des Airports. Der Grüne Klubobmann Severin Mayr attestierte "ein strukturelles Versagen der Eigentümerpolitik von Land und Stadt", hinzu käme die "abenteuerliche" Wirecard-Spekulation. In letzterer sieht Neos-Klubchef Felix Eypeltauer einen "handfesten Skandal". Er kritisiert, dass das Land seine Verpflichtungen als Eigentümerin nicht wahrnehme und Achleitner (ÖVP) "durch die Vielzahl seiner Ressorts und Interessenskonflikte völlig überfordert" sei. "Wenn Finanzgeschäfte am Aufsichtsrat vorbeigeschleust werden, ist das kein Versehen - das ist ein klares Kontrollversagen", findet auch MFG-Obmann Joachim Aigner.

(Quelle: APA)

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