SN.AT / Wirtschaft / Österreich / Wirtschaft

Marterbauer will sich gegen "Österreich-Aufschlag" einsetzen

Im Zentrum des informellen Treffens der Wirtschafts- und Finanzministerinnen und -minister am Freitag und Samstag in Kopenhagen stehen die schwierige wirtschaftliche Lage, die Unterstützung für die Ukraine und das 19. Sanktionspaket gegen Russland, das die Kommission am Freitag präsentieren könnte. Finanzminister Markus Marterbauer (SPÖ) betonte vor dem Rat Österreichs besonderes Anliegen: Er will sich gegen den sogenannten "Österreich-Aufschlag" einsetzen.

Marterbauer: Europa braucht Investitionen
Marterbauer: Europa braucht Investitionen

"Internationale Markenartikelkonzerne verlangen in kleineren Ländern höhere Preise als in großen Ländern, das wirkt wie ein Zoll", so der Finanzminister vor den Medien. "Wir sind ganz stark darauf ausgerichtet, das wegzubringen." Bestimmte Markenartikel kosten in Österreich 15 bis 20 Prozent mehr als in Deutschland. Die Preisunterschiede sind auf sogenannte territoriale Lieferbeschränkungen durch internationale Markenartikelkonzerne zurückzuführen.

Territoriale Lieferbeschränkungen behindern Binnenmarkt

Marterbauer zitiert den sogenannten Draghi-Bericht zur Förderung der Wettbewerbsfähigkeit Europas. Dieser wurde vor einem Jahr präsentiert; nun wird vielerorts Bilanz gezogen. Aus seiner Sicht gibt es hier zwei Bereiche zu diskutieren: Einerseits die Stärkung und Vertiefung des Binnenmarkts. Die Europäische Kommission sieht territoriale Lieferbeschränkungen als eines der zehn größten Hindernisse für den Binnenmarkt. Laut einer Studie verursachen diese Lieferbeschränkungen für die EU-Verbrauchenden Mehrkosten in Höhe von 14 Mrd. Euro jährlich.

Zweitens "wenn wir Europa stärken möchten wirtschaftlich müssen wir investieren, investieren, investieren", so der Ökonom. Er nennt hier Investitionen gegen die Klimakrise, vor allem bessere Energienetze. "Gerade in so unsicheren Zeiten weltpolitisch und weltökonomisch ist entscheidend, das Europa gestärkt wird", betonte er. Europa könne selbstbewusst sein, es sei eines der stärksten und wichtigsten Wirtschafts- und Sozialmodelle der Welt. Und: "wichtigster Handelspartner Europas ist Europa".

19. Sanktionspaket gegen Russland wird erwartet

Großes Thema des informellen Treffens, das am Freitagmorgen mit den Ministern der Eurogruppe startete und Freitagnachmittag und Samstag mit Vertretern aller 27 EU-Staaten weitergeht, wird auch das für Freitag erwartete 19. Sanktionspaket der EU-Kommission gegen Russland sein. Seit längerem ein umstrittenes Thema ist, ob nicht nur die Zinserträge aus eingefrorenen russischen Vermögen, sondern auch Teile der Vermögenswerte selbst für die Unterstützung der Ukraine aufgewendet werden sollen und dürfen.

Marterbauer bekräftigte seine Unterstützung für die Ukraine: "Europa muss an der Seite der Ukraine stehen". Dabei könnten diese "Frozen assets eine Rolle spielen". Für ihn sei wichtig, dass das "im gesetzlichen Rahmen liegt". Er zeigte sich dann bereit, hier "weitere Schritte nach vorne zu gehen". Auch Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hatte in ihrer Rede zur Lage der Union vergangene Woche betont, Europa müsse dringend an einer neuen Lösung arbeiten, um auf Grundlage der eingefrorenen russischen Vermögenswerte die ukrainischen Kriegsanstrengungen zu finanzieren. Die Vermögenswerte selbst blieben davon unberührt, betonte sie aber.

Marterbauers deutscher Amtskollege Lars Klingbeil sprach sich am Freitag dafür aus, den "Druck auf Russland hochzufahren". Konkret warte er aber auf den Vorschlag der EU-Kommission zum 19. Sanktionspaket. Er würde dann in die Diskussion gehen und "prüfen, was man möglich machen kann und nicht was man verhindern kann". Deutschland hatte bisher rechtliche Bedenken zur Weitergabe eingefrorener russischer Vermögenswerte an die Ukraine geäußert.

WIRTSCHAFT-NEWSLETTER

Abonnieren Sie jetzt kostenlos den Wirtschaft-Newsletter der "Salzburger Nachrichten".

*) Eine Abbestellung ist jederzeit möglich, weitere Informationen dazu finden Sie hier.