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Metaller-Lohnrunde startet am Montag - heikle Vorzeichen

Am Montag beginnt in Wien die Herbstlohnrunde mit den Kollektivvertragsverhandlungen der Metallindustrie und des Bergbaus. Die Gespräche finden diesmal unter besonders schwierigen Vorzeichen statt: Während die Gewerkschaften angesichts der hohen Inflation die Kaufkraft der Beschäftigten sichern wollen und eine Nulllohnrunde kategorisch ausschließen, kämpft die Industrie mit hohen Energiekosten, der Industrieschwäche in Deutschland und der US-Zollpolitik.

PRO-GE-Chefverhandler Reinhold Binder (Archiv)
PRO-GE-Chefverhandler Reinhold Binder (Archiv)

Traditionell starten die Gespräche mit der formellen Forderungsübergabe der Gewerkschaften in der Wirtschaftskammer, anschließend folgt die erste Gesprächsrunde mit dem Fachverband Metalltechnische Industrie (FMTI). Betroffen sind rund 190.000 Beschäftigte. Auf Arbeitnehmerseite führen PRO-GE-Bundesvorsitzender Reinhold Binder und - für die Angestellten - GPA-Bundesgeschäftsführer Mario Ferrari die Verhandlungen. Arbeitgeber-Chefverhandler ist FMTI-Obmann Christian Knill, der einen Abschluss unter der Inflation fordert.

Ebenfalls am Montag beginnen die Kollektivvertragsverhandlungen für rund 55.000 Beschäftigte in 92 Eisenbahnunternehmen in Österreich. Die Gewerkschaft vida hat bereits erklärt, dass auch sie keine Reallohnverluste akzeptieren will.

Schwierige Rahmenbedingungen

Die Rahmenbedingungen für die Metaller sind schwierig: Nach einer Delle im Frühjahr zog die Teuerung zuletzt wieder an - die Inflation lag im August 2025 bei 4,1 Prozent. Verhandlungsbasis ist in der Regel die "rollierende Inflation" der letzten zwölf Monate, auf die sich die Herbstabschlüsse orientieren - sie beträgt 2,8 Prozent.

Rückblick: Für 2024 galt ein bereits 2023 vereinbarter Zwei-Jahres-Abschluss. Er brachte ab 1. November 2024 ein dauerhaftes Plus von 4,8 Prozent (rollierende Inflation von 3,8 Prozent plus 1 Prozentpunkt) sowie erhöhte Lehrlingseinkommen. Die KV-Mindestlöhne stiegen um 3,8 Prozent. Der Abschluss wurde mit allen sechs Arbeitgeber-Fachverbänden getragen.

Gewerkschaft verlangt Kaufkraftsicherung

Im Vorfeld mahnen die Arbeitgeber zu Zurückhaltung: FMTI-Obmann Knill fordert seit Anfang September niedrigere Abschlüsse über mehrere Jahre, um die Wettbewerbsfähigkeit zu stärken. Die Gewerkschaften lehnen Nulllohnrunden ab und verweisen auf Kaufkraftsicherung.

Auch Wirtschaftsforscher plädierten zuletzt für Moderation: WIFO-Direktor Gabriel Felbermayr regte im Mai an, Lohnabschlüsse - etwa im öffentlichen Dienst - nicht über der Inflation zu halten. Mehrere Ökonomen sprachen sich im August generell für Lohnzurückhaltung in der Herbstlohnrunde aus. Die Gewerkschaften weisen diese Zurufe zurück.

Der derzeit gültige KV-Mindestlohn in der Metallindustrie liegt seit 1. November 2024 bei 2.518,43 Euro brutto (14 Mal im Jahr). Darüber hinaus sind in der Branche Zulagen - etwa für Schicht- und Nachtarbeit - üblich, die zuletzt ebenfalls angehoben wurden. Der Metaller-KV gilt als Leitabschluss der Herbstlohnrunde; in vielen Betrieben liegen die tatsächlichen IST-Entgelte über dem KV-Niveau.

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