Eigenmarken seien vom Handel eingeführt worden, "damit er sich eine bessere Position in der Lebensmittelkette erarbeitet", sagte Költringer. Oft würden aber Qualitätsprodukte von heimischen Bäuerinnen und Bauern unter der Eigenmarke der Lebensmittelhändler verkauft. Das könne zur Stärkung der Eigenmarken, Schwächung der Herstellermarken und einer "schiefen Ebene" der Preisgestaltung führen, so der VÖM-Geschäftsführer. Denn durch die Eigenmarken würden die Qualitätswaren der Bauern austauschbar - auch mit ausländischen Produkten.
Der Handel würde durch die Eigenmarken die heimischen Bäuerinnen und Bauern schwächen, sagte auch Reiter, Vorsitzende des Fachausschusses Jungbauern und ÖVP-Nationalratsabgeordnete in der gemeinsamen Pressekonferenz. Allfällige Mehrkosten würden an Lieferanten und Hersteller weitergegeben: "Denn klar ist natürlich auch, dass der Handel nicht auf den entstehenden Zusatzkosten sitzenbleiben will."
Auch das arbeitnehmernahe Momentum-Institut ortet eine hohe Marktkonzentration und kritisiert vor allem mangelnde Preiskonkurrenz. Ein Preisvergleich der Eigenmarken Clever und S-Budget von Rewe und Spar habe gezeigt, dass knapp zwei Drittel der rund 250 miteinander vergleichbaren Produkte der beiden Marken genau gleich viel kosten. Berücksichtige man auch Preisunterschiede bis 5 Prozent, hätten sogar rund 70 Prozent der Produkte ähnliche oder gleiche Preise. Momentum wirft in einer Aussendung am Mittwoch den Unternehmen keine geheimen Preisabsprachen vor, aber "es reicht, wenn die wenigen Konzerne unabgesprochen kein Interesse an einem Kampf um Kund:innen mittels niedriger Preise haben".
Nur bei 60 Prozent der Butter- und Käseprodukte von Eigenmarken des Lebensmittelhandels kann nachgewiesen werden, dass die Milch aus Österreich stammt, wie eine Untersuchung des Vereins Wirtschaften am Land sowie der Jungbäuerinnen und Jungbauern in Oberösterreich, Kärnten und Tirol zeigt. Bei rund einem Viertel der knapp 1.000 untersuchten Produkte sei der Ursprung der Milch überhaupt nicht erkennbar gewesen.