Mit einem braunen Papiersackerl - das nicht aus Altpapier ist - will der Konzern die Kaffeetrinker dazu anhalten, die Kapseln zu sammeln und bei einer von 1.300 Stellen abzugeben.
Nespresso und andere Hersteller stehen in der Kritik von Umweltschützern, weil die Kapseln viel Müll verursachen und zudem die Aluminiumgewinnung sehr energieintensiv und somit nicht gerade umweltschonend ist. "Ein Verbraucher, der sich Gedanken um Umweltschutz macht, wird sich eher nicht für ein Kapselsystem entscheiden", konstatiert Günter Dehoust vom deutschen Öko-Institut. Jede Menge Alu-Müll Ein leeres Nespresso-Döschen ist zwar mit unter einem Gramm nicht einmal ein Fliegengewicht, aber die Masse macht's: In Deutschland etwa werden heuer Branchenschätzungen zufolge etwa zwei Milliarden Kaffeekapseln von Nespresso, Tchibo und Co. verkauft werden, macht - bei einem Durchschnittsgewicht von 2 Gramm pro Kapsel - 4.000 Tonnen Aluminium- und Plastikabfall.
Wieviele davon im Restmüll landen, ist laut Dehoust schwer zu sagen. Nespresso schweigt sich dazu aus. Nicht einmal, wieviele Kapseln die Nestle-Tochter in Österreich absetzt, verrät der Konzern. Richard Paulus, Direktor Technik und Qualität bei Nespresso Österreich, spricht von einer Recyclingkapazität von 84 Prozent in Österreich, international betrage sie 75 Prozent. Will heißen: "84 Prozent der österreichischen Konsumenten haben an ihrer Postleitzahl eine Recycling-Sammelstelle und damit die Möglichkeit, die Kapseln bequem abzugeben."
Die 1.300 Sammelstellen befinden sich u. a. in Geschäften, die Nespresso-Maschinen verkaufen, oder in den eigenen Nespresso-Shops. "Und sehr viele Gemeinden haben Sammelbehälter für Nespresso-Kapseln", erläutert Paulus der APA.
In die "blaue Tonne" für Metalldosen dürfen die Nespresso-Kapseln eigentlich nicht geworfen werden. "De jure ist die Nespresso-Kapsel keine Verpackung", so Paulus. Ausnahme ist Wien. "Da haben wir eine Vereinbarung mit der Stadt treffen können." Im restlichen Österreich sollten Nespresso-Kunden die leeren Döschen also möglichst selbst sammeln und zurück ins Geschäft bringen. "Besser als gar nichts" Natürlich sei ein freiwilliges System wie jenes von Nespresso "besser als gar nichts", so Dehoust. Auch, dass Nespresso die Kaffeereste aus den Kapseln herauslösen lässt und den Satz dann zu Biogas verarbeitet, hält der Deutsche für eine gute Sache.
In Österreich lässt Nespresso seine Döschen von der ARA-Tochter ARES einsammeln und seit 2012 nach Tirol zum Unternehmen Höpperger bringen. Diese trennt dann den Kaffee vom Aluminium. Aus dem Nespresso-Kaffee wird in Tirol Biogas und in weiterer Folge Strom erzeugt. Aus einem Sattelzug gebrauchter Kapseln (24 Tonnen) können 3.500 Normkubikmeter Methan gewonnen werden, was einem Energieäquivalent von 3.500 Litern Dieseltreibstoff entspricht, rechnet der Konzern vor. Das Aluminium geht zurück an Aluhütten, die es einschmelzen und weiterverarbeiten.
Die Nespresso-Kapseln werden laut Paulus in der Schweiz aus Folien geformt. Ob es sich dabei um neues oder altes Alu handelt? "Aluminium hat in der Industrie kein Mascherl. Das wird am Weltmarkt eingekauft."
Nicht alt ist übrigens das Papier, aus dem die neuen "Recycling-Bags" hergestellt werden. Der Rohstoff - Holz - stamme aber aus nachhaltiger Forstwirtschaft, der Beutel sei biologisch abbaubar. Umweltexperte Dehoust: "Natürlich wäre es schön, wenn man das aus Recyclingpapier machen würde. Aber das Argument, dass das weniger reißfest ist, ist nicht von der Hand zu weisen."
Bei Nespresso Österreich jedenfalls ist man stolz auf das Sackerl. Der österreichische vom Papierkonzern Mondi hergestellte Bag spielt nämlich eine tragende Rolle im neuen George-Clooney-Werbespot, der in ganz Europa ausgestrahlt wird. In den USA wirbt Nespresso mit der Schauspielerin Penelope Cruz.
Der Technikdirektor ist zuversichtlich, dass die Austro-Kunden das Sackerl, das sie beim Kauf von Nespresso-Kapseln online sowie in den Shops kostenlos dazubekommen, gut annehmen werden. "Wir haben eine starke Nachfrage nach dem Recyclingsystem. In Österreich ist der Kunde sehr umweltbewusst."