Die OMV kündigt den Gasliefervertrag mit der russischen Gazprom. "OMV Gas Marketing & Trading GmbH (OGMT) hat soeben beschlossen, den österreichischen Liefervertrag mit Gazprom Export (GPE) mit sofortiger Wirkung zu kündigen", heißt es in einer Aussendung der gashub.at am Mittwochabend. Aus OMV-Sicht hat Gazprom "grundlegende Vertragsverstöße begangen", da seit dem 16. November 2024, 06:00 Uhr MEZ, keine Erdgaslieferungen unter diesem Vertrag mehr erfolgt seien.
Gazprom hatte die Lieferungen an die OMV eingestellt, nachdem der österreichische Erdölkonzern ein Schiedsgerichtsurteil zum Anlass genommen hatte, 230 Mio. Euro nicht an Gazprom zu zahlen. Allerdings ist russisches Gas seither weiter nach Österreich gekommen - nur nicht unter den Bedingungen des Vertrags zwischen der OMV und dem russischen Staatskonzern und nicht direkt an die OMV. Statt dessen wurde es über die Gasbörse verkauft - und könnte so zumindest teilweise erst wieder zur OMV gekommen sein.
Der Vertrag zwischen OMV und Gazprom wurde bei seinem Abschluss zwar von der Politik gefeiert, geriet dann aber wegen seiner Langfristigkeit und Konditionen in die Kritik. Denn der Vertrag läuft bis 2040 und verlangt, dass das Gas auf jeden Fall gezahlt werden muss, auch wenn es nicht abgenommen wird. Das widerspricht der Anforderung der Russland-Sanktionen, zügig aus russischem Gas auszusteigen.
Laut Aussendung der OMV stamme der betreffende Vertrag aus dem Jahr 2006. Vor der Einstellung der Gaslieferung am 16. November 2024 erhielt die OMV laut Unternehmensangaben etwa 7400 MWh pro Stunde an der österreichisch-slowakischen Grenze. Alfred Stern, Vorstandsvorsitzender und CEO von OMV begründet den Schritt laut Aussendung so: "Es hat für OMV höchste Priorität, stets ein zuverlässiger Lieferant für unsere Kunden in allen Märkten und Ländern zu sein, in denen wir tätig sind. Angesichts dieser wichtigen Verantwortung haben wir unsere Diversifizierungsstrategie kontinuierlich und konsequent umgesetzt." Diese umfasse laut Stern sowohl Gaslieferquellen als auch zusätzliche Pipeline-Kapazitäten. "Dank der erfolgreichen Bemühungen unserer Gas-Taskforce in den letzten drei Jahren ist OMV diesbezüglich sehr gut aufgestellt. Wir können heute auf ein diversifiziertes Portfolio alternativer Gasquellen zurückgreifen und damit die Versorgungssicherheit unserer Kunden gewährleisten", wird Stern zitiert.
E-Control sieht Gasversorgung für zwei kalte Winter gesichert
Kurz zuvor hatte die E-Control bereits Entwarnung für diesen Winter gegegen. Auch wenn die Ukraine ab dem 1. Jänner 2025 kein russisches Gas mehr nach Westen durchlassen sollte, wird es in den nächsten zwei Wintern keinen Gasmangel in Österreich geben, versichert E-Control-Vorstand Alfons Haber. "Importe von russischem Gas über die Ukraine und die Slowakei nach Baumgarten können durch Importe über Deutschland und Italien vollständig ersetzt werden", sagte Haber am Montagabend vor Journalisten in Wien.
"Dieses Szenario, dass jemand erfrieren muss in Europa, das gibt es nicht", betonte die Leiterin der Gas-Abteilung bei der E-Control, Carola Millgramm. Solche Überlegungen seien "an den Haaren herbeigezogen". Der Gasmarkt sei liquide, die Gasspeicher gut gefüllt und man habe nach der ersten Gaskrise 2009 europäische Sicherheitsmaßnahmen aufgebaut. Darüber hinaus gebe es die europäische Versorgungssicherheitsverordnung mit Solidaritätsmechanismen für geschützte Kunden.
Inzwischen sei auch die erforderliche Transportkapazität für den Import nicht-russischen Gases vorhanden, sagte Haber. "Mit 1. Oktober hat sich die Importkapazität über Italien auf 95 Terawattstunden pro Jahr erhöht. In Deutschland liegt die Importkapazität bei 90 Terawattstunden." Zum Vergleich: 2021 lag Österreichs Gasverbrauch noch bei 96 TWh, 2023 waren es nur noch 75,64 TWh. "Das entspricht einer Gasverbrauchsreduktion von rund 21,4 Prozent", so Haber. Auch heuer werde der Verbrauch in Österreich bei rund 75 TWh liegen. Der Gesamtverbrauch in Europa betrage 3.600 TWh pro Jahr.
Über Deutschland würde vor allem norwegisches Pipeline-Gas und US-LNG kommen. Im italienischen Gasmarkt sind algerisches Pipelinegas und LNG-Lieferungen die wesentlichen Quellen. Für Österreich wichtige LNG-Terminals liegen in Holland, Belgien und Deutschland sowie in Norditalien. In Belgien und Italien handelt es sich vor allem um Gas aus Katar. Laut E-Control beträgt der Anteil von US-LNG in Belgien rund 20 Prozent und in Italien rund 40 Prozent.
Gasspeicher zu 90 Prozent gefüllt
Insgesamt sind laut Haber in den österreichischen Gasspeichern rund 92 TWh Gas eingelagert, die Speicher sind zu 90 Prozent gefüllt. In letzter Zeit habe es allerdings "Falschmeldungen" gegeben, wonach nur ein geringer Anteil des Gases in den Speichern für den österreichischen Markt zur Verfügung stehen würde, ärgerte sich der Energieregulator. Tatsächlich seien von den eingespeicherten 92 TWh rund 33 TWh den österreichischen Endkunden vorbehalten, weitere 16 TWh würden "mit hoher Wahrscheinlichkeit" auf dem österreichischen Gasmarkt verbleiben. Ein Teil der Speicherkapazitäten werde von ausländischen - meist deutschen - Speicherkunden genutzt. "Die haben auch die Möglichkeit, die Mengen auf dem virtuellen Handelsplatz in Österreich - das heißt also auch über die Börse - zu handeln und den österreichischen Gaskunden zur Verfügung zu stellen. Wesentlicher Punkt, ob sie das machen, ist der Preisunterschied auf den Großhandelsmärkten."
