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Personallücke in Freizeitbranche durch Corona verdoppelt

Die Coronakrise hat den Mitarbeitermangel in der Gastronomie und im Tourismus verschärft. "Die Knappheit an Arbeitskräften wird die Branche wohl noch auf längere Zeit begleiten", so die Einschätzung von AMS-Chef Johannes Kopf auf Anfrage der APA. "Betrieben kann nur geraten werden, sich diesen Tatsachen zu stellen und an Konzepten zu arbeiten, wie sie ihre Arbeitgeberattraktivität erhöhen können."

Gastronomen und Hoteliers bereit für Saison, suchen aber mehr Personal
Gastronomen und Hoteliers bereit für Saison, suchen aber mehr Personal

Während laut Branche bis zu 35.000 Personen fehlen, sind es laut AMS und aktuellsten April-Daten 15.555. Dieser Zahl zu Folge hat sich die Lücke binnen drei Jahren sei April 2018 fast verdoppelt, denn damals wurde ein Arbeitskräftemangel von 8.600 Personen gezählt. Die Zahl der unselbstständig in der Branche Beschäftigten blieb mit gut 185.000 bzw. nun gut 188.000 Menschen nahezu gleich. Die April-Arbeitslosigkeit 2022 lag deutlich unter den Vorjahren.

"Zu den Ursachen für die hohe Nachfrage nach Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zählen sicherlich Nachholeffekte nach zwei Jahren mit Covid-Restriktionen, die nach wie vor gute Konjunktur und die Tatsache, dass weniger Menschen in die Branche einsteigen als früher", sagt Kopf. Das AMS unterstütze die Gastro- und Tourismusbranche: Derzeit finde eine sogenannte Business Tour statt, bei der 7.500 Betriebe besucht werden. Kopf appelliert an Unternehmen auch, sich proaktiv beim AMS zu melden. "Gemeinsam sollten wir eine Lösung finden, die weiterhilft."

Dass die Einschätzung von Branchenvertretern bis zu 35.000 fehlenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern hinauf geht, erklärte die nunmehrige ÖVP-Tourismusstaatssekretärin Susanne Kraus-Winkler kürzlich mit der Betrachtung der gesamten Kernsaison des Sommers. Die Hoteliervereinigung (ÖHV) spricht von 20.000 bis 25.000 fehlenden Mitarbeitern. Einige Branchenvertreter erwarten auch eine gewissen Strukturbereinigung.

Arbeitsminister Martin Kocher (ÖVP) sah den Arbeitskräftemangel in der Gastronomie und im Tourismus dieser Tage hauptsächlich darin begründet, "dass in den letzten zwei Jahren so wenige Menschen in die Branche gewechselt sind oder neu eingestiegen sind". "Normalerweise gehen in zwei Jahren 40.000 Arbeitskräfte in Österreich in den Tourismus. In den letzten zwei Jahren waren es nur 20.000. Und ausländische Fachkräfte sind auch noch ausgeblieben", rechnete Kocher vor.

Manche Gastronomen sehen auch einen größeren Strukturwandel kommen, der zum Teil dem Mitarbeitermangel geschuldet ist. "Es wird nicht mehr das Angebot da sein, wie wir es kennen", sagte der Chef der Villa Lido in Klagenfurt, Franz Huditz, erst am Freitag der APA. Bei vielen Qualitätsbetrieben könnte künftig, ähnlich wie in den USA, ohne Reservierung nichts mehr gehen. Im günstigeren Bereich erwartet der auch in der Wirtschaftskammer-Sparte Gastronomie und Tourismus Engagierte mehr Selbstbedienungskonzepte. Andere Branchenvertreter sehen auch in der Hochsaison Ruhetage kommen, oder dass Hotels keine Küche à la carte anbieten, weil ihnen Mitarbeiter fehlen.

Der Personalmangel in Tourismus und Gastronomie ist in vielen europäischen Ländern großes Thema für die Branche. In Italien verzeichnet das Gaststätten- und Hotelgewerbe - im nun wieder anziehenden Geschäft - rund 390.000 Stellen.

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KOMMENTARE (1)

Robert Wider

Arbeitsmärkte: Es gibt davon mindestens drei! Der Beste ist der, dass ein Mitarbeiter einen anderen "mitzieht". Ich kenn da jemanden der ... oder die .... Und der oder die kommt dann auch. Wir beide gehen als (eine Stufe höher - weil der Betrieb den Aufstieg nicht bietet) als Küchenchef, Souchef, Chef de Rang usw. in den Betrieb XYZ. Die Bezahlung passt, das Betriebsklima passt, der Umgang mit dem Personal passt - Der Betrieb wird nur schwer - eher gar nicht - in der Statistik des AMS auftauchen. Der freie Arbeitsplatz steht nicht einmal in der Zeitung und es klappt trotzdem. Diese Stellen sind selten und stehen einem "Nicht- Insider" gar nicht erst zu Verfügung. Der zweite Arbeitsmarkt -" die Zeitung": Die Salzburger Nachrichten (in Österreich) Schweizer und internationale Zeitungen "saugen" natürlich gute Fachkräfte ab. Je seltener ein Betrieb in den Anzeigen auftaucht desto "besser" ist er normalerweise. Der Arbeitsplatz der immer wieder in den Anzeigen auftaucht" kann nichts". Der „dritte und schlechteste Arbeitsmarkt. Ist - Das AMS - ehemals Arbeitsamt! Dieser Einrichtung bleibt der „Rest“. Einerseits müssen diese Arbeitnehmer arbeiten, andererseits rechnen sie auch genau! Ein Job, den das AMS vermittelt ist von vorne herein nicht gut beleumundet. Weshalb sollte er auch! Weite Anfahrtswege, schlechtes Arbeitsklima , schlechte Unterkunft und große Fluktuation kennzeichnen diese Betriebe, die auf das AMS angewiesen sind. Wäre der Betrieb „besser“ würde er bereits am Ersten oder zweiten Arbeitsmarkt erfolgreich rekrutieren. Da geht es zu wie bei den Waren - Die guten Stellen sind bald weg. (Die brauchen aber auch kein AMS). Die akzeptablen Stellen werden über die Zeitungen besetzt. Erst wer nicht genügend anbietet, muss wohl oder übel zum AMS. (Und die vom AMS wissen das auch). Und es hat sich auch in einem viertel Jahrhundert nichts geändert. Wer weiß wie viel teilweise recht guter Nachwuchs an diesen Stelle verheizt wird? wie viele sagen nach solchen Erfahrungen: "Gastronomie?" - nie wieder! Ich habe bereits vor 30 Jahren eine Studie gemacht die die Saisonstellen in Kärnten über mehrere Jahre analysiert hat. (Damals gab es Hefte mit den nachgesuchten Stellen in der Saisongastronomie) Da war West – bzw. Oberkärnten mit einer „Erneuerungsrate der Belegschaft “ von 30% für eine Saison gut bis sehr gut unterwegs. Unterkärnten war da mit einer Erneuerungsrate von 130 % miserabel aufgestellt. 130 % Der Belegschaft, die von Saison zu Saison (also auch während der Saison) die Stelle wechselt? So schlechte Zahlen - Da können nicht nur die Arbeitnehmer alleine schuld sein. Da wird wohl auch etwas anderes dahinter stecken! Das Problem ist alt und hat sich "nur" verstärkt. Ein ehemals in der Gastronomie Beschäftigter – der Saubertl -
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