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Prekäre Arbeitsverhältnisse nehmen zu

Ein unsicheres Beschäftigungsverhältnis, das befristet oder jederzeit kündbar ist: Prekäre Arbeitsverhältnisse nehmen zu und dringen zunehmend auch in die Mitte der Gesellschaft vor.

Prekäre Arbeitsverhältnisse nehmen zu
Prekäre Arbeitsverhältnisse nehmen zu

"Erwerbsarbeit ist zentral für den Zusammenhalt in einer Gesellschaft bzw. die Integration in eine Gesellschaft. Dieser Bereich wird aber durch die fortschreitende Prekarisierung zunehmend brüchig", erklärte Jörg Flecker, Professor für Allgemeine Soziologie an der Universität Wien, der am Montag seine Antrittsvorlesung halten wird.

"Heute ist die Prekarisierung vom Rand der Gesellschaft in die Mitte vorgerückt. Oft sind Hochqualifizierte betroffen, die noch vor 20 oder 30 Jahren sicher mit einem langfristigen Arbeitsplatz und einer guten Bezahlung rechnen konnten", sagte Flecker. Oft prekäre Bereiche sind nicht nur das Reinigungs- oder Baugewerbe, sondern etwa auch der Journalismus und die Kreativwirtschaft sowie der Wissenschaftsbetrieb. Die Gleichsetzung von hoher beruflicher Qualifikation mit guter gesellschaftlicher Integration und Teilhabe sei brüchig geworden, erklärte der Soziologe.

Problematisch wird es vor allem dann, wenn Menschen in der gleichen Tätigkeit mit der gleichen Qualifikation unterschiedlich behandelt und auch bezahlt werden. Vielfach leisten Arbeitnehmer in prekären Verträgen - etwa der Scheinselbstständigkeit - in der Hoffnung auf ein sicheres Arbeitsverhältnis besonders viel. "Da stößt dann das Leistungsprinzip als Legitimationsgrundlage unserer Gesellschaft an seine Grenzen", meinte Flecker.

Erklärungsansätze für die zunehmende Prekarisierung gibt es viele: Teil des Problems kann etwa die Deregulierung der Arbeit sein, die flexiblere und leichter kündbare Arbeitsverhältnisse erlaubt. In Österreich trifft das jedoch nicht in dem Umfang anderer europäischer Länder zu.

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