Diese Begriffe sind in diesem Text wichtig:
- Primäreinkommen: Markteinkommen und Pensionen - also alles, was jemand verdient.
- Sekundäreinkommen: Primäreinkommen minus Steuern und Sozialabgaben plus staatlichen Geld- und Sachleistungen.
- Geld- und Sachleistungen: Kinderbeihilfe, Sozialhilfe, Gesundheitsausgaben, Arbeitslosengeld u.ä.
- Umverteilung: Maßnahmen, um Einkommen auf verschiedene Bevölkerungsgruppen besser (gleicher, gerechter) zu verteilen.
Umverteilung erfolgt vor allem über Ausgaben. Denn der Großteil der sozialen Geld- und Sachleistungen kommt allen Haushalten gleichermaßen zugute. Daher ist die Bedeutung von Sozialleistungen für Haushalte mit niedrigen Einkommen deutlich höher.
Menschen im obere Einkommensdrittel bezieht 60 Prozent der Primäreinkommen, an sie gehen aber nur 26 Prozent der Sozialleistungen. Hingegen hat das untere Einkommensdrittel zwar nur einen Anteil von 12 Prozent am Primäreinkommen, sie beziehen aber 42 Prozent der öffentlichen Geld- und Sachleistungen.
Gleichzeitig zahlen die hohen Einkommen 63 Prozent aller Steuern und Sozialabgaben, die Haushalte mit niedrigem Einkommen nur 10 Prozent.
Gesundheit, Bildung und FamilieÜber 90 Prozent der öffentlichen Geld- und Sachleistungen entfallen auf die Bereiche Gesundheit, Bildung und Familie, wobei diese Leistungen relativ gleichmäßig verteilt werden. Die Arbeitslosenleistungen, die Leistungen gegen soziale Ausgrenzung sowie Förderung im Bereich Wohnen gehen hingegen deutlich überproportional an niedrige Einkommen. Bei den 10 Prozent der Haushalte mit den niedrigsten Einkommen, die von Arbeitslosigkeit betroffen sind, machen die Arbeitslosenleistungen über 90 Prozent des Gesamteinkommens aus; für jene, die Sozialhilfe beziehen, stellt dieses Einkommen fast die Hälfte des Gesamteinkommens dar.
In Haushalten mit Kindern, die Familienleistungen beziehen, machen diese Leistungen im Durchschnitt etwa 13 Prozent des Gesamteinkommens aus, in der Gruppe der niedrigen Einkommen sogar fast ein Drittel.
AuswirkungenDie staatlichen Eingriffe schaffen der Studie zufolge eine deutlich ausgeglichenere Wohlfahrtssituation der Haushalte.
Die niedrigen Einkommen haben rund 12 Prozent des Primäreinkommens aber rund 20 Prozent des Sekundäreinkommens (Primäreinkommen zuzüglich der staatlichen Geld- und Sachleistungen).
Auf die mittleren Einkommen entfallen 28 Prozent des Primäreinkommens und 30 Prozent des Sekundäreinkommens.
Die hohen Einkommen beziehen 60 Prozent des Primäreinkommens und es verbleiben 50 Prozent des Sekundäreinkommens.
"Für die mittleren Einkommen ändert sich aufgrund der Umverteilung durch die öffentlichen Haushalte nur relativ wenig, eine deutliche Umverteilung findet von den hohen zu den niedrigen Einkommen statt", fasst das Wifo zusammen.
Zunehmende UngleichheitFestgestellt wird in der Studie auch, dass die Verteilung der Primäreinkommen insbesondere in der zweiten Hälfte der 2000er-Jahre deutlich ungleicher wurde, vor allem weil sich die Markteinkommen der einkommensschwächsten Haushalte gegenüber 2005 stark verringerten, während jene der einkommensstärkeren kräftig stiegen. Zudem erhöhte sich der Anteil der Personen ohne Markt- oder Pensionseinkommen. Die Zunahme der Ungleichheit in der Verteilung der Primäreinkommen konnte durch die staatlichen Umverteilungsaktivitäten jedoch nicht gänzlich ausgeglichen werden. Das Transfersystem erreicht die Haushalte nicht mehr im gleichen Ausmaß wie Anfang der 2000er Jahre. Öffentliche Leistungen, "die speziell ärmeren Haushalten zugute kommen, gewinnen demnach an Bedeutung", stellt das Wifo fest.
Schwache ArbeitsmarktentwicklungAls Grund für die Zunahme der Ungleichheit in der Verteilung der verfügbaren Einkommen macht das Wifo in erster Linie die schwache Arbeitsmarktentwicklung, die teilweise geringen Entlohnung in den Bereichen mit steigenden Beschäftigungszahlen sowie das ungenügende Angebot an sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätzen aus. Die Studie basiert auf Daten für das Jahr 2010.