Der Trend zu Teilzeitarbeit verstärkt den Druck auf das österreichische Pensionssystem weiter. Dieses ist ohnehin bereits durch die demografische Entwicklung - immer mehr ältere Pensionsberechtigte bei immer weniger Beitragszahlern - belastet. In einer Studie hat jetzt das Economica-Institut für Wirtschaftsforschung die Auswirkungen auf die individuelle Pensionshöhe berechnet.
Darin zeigt sich, dass schon die Reduzierung der wöchentlichen Arbeitszeit von 40 auf 32 Stunden für den einzelnen Arbeitnehmer eine Pensionslücke im Ausmaß von 442.115 Euro zur Folge hat - im Vergleich zu einem Arbeitnehmer, der sein gesamtes Erwerbsleben in Vollzeit arbeitet. Studienautor Christian Helmenstein spricht von einer "sehr beträchtlichen Pensionslücke" etwa in Höhe des Kaufpreises einer Eigentumswohnung.
Das Rechenbeispiel ist bewusst in der männlichen Form gehalten. Für eine Frau ergibt sich unter denselben Grundannahmen eine kleinere Pensionslücke von 422.635 Euro. Angenommen wurde jeweils eine 45-jährige Berufstätigkeit von 20 bis 65 Jahren bei einem durchschnittlichen Einkommen, wobei die betreffende Person im Alter von 24 Jahren vom Vollzeit- in den Teilzeitmodus wechselt.
Eine große Rolle spielt die Anzahl der in Teilzeit gearbeiteten Berufsjahre. Beim Wechsel von 40 auf 32 Stunden erst mit 36 Jahren verringert sich die Einkommenslücke beim männlichen Rechenbeispiel auf 339.805 Euro. Reduziert Herr Mustermann die Arbeitszeit erst mit 48 Jahren, büßt er gegenüber einem Vollzeit arbeitenden Kollegen 219.245 Euro ein. Dieser kann nach 40 Berufsjahren mit einem Gesamterwerbseinkommen von (brutto) 1,721 Millionen Euro rechnen, dazu kommt ein kumulierter Pensionsbezug von 634.147 Euro. Macht in Summe ein Gesamtlebenseinkommen von 2.355.221 Euro.
Die durchgerechnete Musterfrau kommt bei Vollzeitarbeit auf ein Gesamterwerbseinkommen in Höhe von 1,55 Millionen Euro, dazu bezieht sie kumulierte Pensionsleistungen von 706.515 Euro, zusammen also 2.256.979 Euro. In dem Rechenbeispiel bezieht die Frau zwar eine geringere monatliche Pension als der Mann, in Summe kommt sie aber auf einen höheren kumulierten Pensionsbezug, weil sie mit durchschnittlich fünf Jahren längerer Lebensdauer rechnen kann.
Der Trend zur Teilzeitarbeit habe sich rasant beschleunigt, sagt Ökonom Helmenstein. Arbeiteten Mitte der 1970er-Jahre 6,5 Prozent der Beschäftigten in Teilzeit (jeder 15.), so ist dieser Anteil inzwischen auf 30,5 Prozent gestiegen, fast ein Drittel.
Die Teilzeit-Pensionslücke könnte durch Einzahlungen in eine private Pensionskasse geschlossen werden, sagt Andreas Zakostelsky, Obmann des Fachverbands Pensions- und Vorsorgekassen. Bei Teilzeitarbeit ab 24 Jahren wäre eine monatliche Zahlung von 150 Euro (Mann) oder 170 Euro (Frau) nötig, um die Lücke auszugleichen.
Die heimischen Pensionskassen sind heuer erfolgreicher unterwegs als im Vorjahr, als die veranlagten Mittel 9,68 Prozent an Wert verloren. Nach sechs Monaten verzeichneten die veranlagten Gelder eine Wertsteigerung um 3,28 Prozent.
Mit Pensionsleistungen von 847 Millionen Euro seien die Pensionskassen der "größte private Pensionszahler Österreichs".