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Vamed-Betriebsrat warnt vor Verkauf an Fonds

Medizinische Versorgung und Arbeitsverhältnisse würden sich verschlechtern, wird befürchtet.

Die Vamed-Firmenzentrale in Wien.
Die Vamed-Firmenzentrale in Wien.

Der bevorstehende Eigentümerwechsel beim Gesundheitskonzern Vamed erhitzt die Gemüter bei Gewerkschaftern. Am Dienstagnachmittag richtete der Zentralbetriebsrat der Vamed einen Appell an die Bundesregierung, von dem geplanten Verkauf von Vamed-Anteilen an den französischen Finanzinvestor PAI Partners Abstand zu nehmen. Die Franzosen wollen 67 Prozent der Rehakliniken der Vamed übernehmen.

Zuvor hatten die Betriebsräte der 21 betroffenen Vamed-Unternehmen mit insgesamt 3500 Beschäftigten bei einer Konferenz in der Zentrale der Dienstleistungsgewerkschaft Vida in Wien vor einer "Zerschlagung" der Vamed gewarnt, darunter würde die medizinische Versorgung leiden. In einem an Bundeskanzler Karl Nehammer gerichteten Brief fordert die Gewerkschaft, "unverzüglich tätig zu werden und Alternativen zu prüfen und in die Wege zu leiten". Der Hedgefonds PAI sei schon in anderen EU-Ländern im Gesundheitssektor "negativ aufgefallen", heißt es. Nach der Übernahme sei es "zu massiven Einschnitten bei der Qualität" der Patientenversorgung und der Arbeitsplatzqualität gekommen. Es gehe um die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung - "nehmen Sie Ihre Verantwortung wahr", appellieren die Gewerkschafter an den Kanzler. Unterzeichnet ist das Schreiben vom Vida-Vorsitzenden Roman Hebenstreit und Harald Steer, Vamed-Konzernbetriebsrat und Vida-Landessprecher für den Bereich Gesundheit. Ein auf Gewinnmaximierung fokussiertes Management würde "unweigerlich zu Einsparungen und Kürzungen von Leistungen führen", warnt Vida-Vizevorsitzender Gerald Mjka.

Die Vamed wurde 1982 von der voestalpine gegründet, um das Allgemeine Krankenhaus (AKH) in Wien fertigzustellen. Bereits kurz darauf wurde die Vamed auch international tätig, 1984 lieferte man Einrichtungen für Krankenhäuser im Irak, es folgten Engagements in Kasachstan und zahlreichen anderen Ländern weltweit. Seit 1998 ist das Unternehmen auch im Bereich Thermen- und Gesundheitstourismus aktiv, damals beteiligte sich die Vamed an der Therme Geinberg in Oberösterreich. Im Jahr 1996 wurde die bis dahin zu 100 Prozent in Staatsbesitz stehende Vamed mehrheitlich privatisiert. Neuer Mehrheitseigentümer wurde mit 77 Prozent der deutsche Gesundheitskonzern Fresenius, 10 Prozent übernahm die österreichische B&C Holding. 13 Prozent blieben in der staatlichen Beteiligungsholding Öbag. Im Mai übernahm ein Konsortium der Baukonzerne Porr und Strabag das Österreich-Kerngeschäft der Vamed, für 90 Mill. Euro wurden Anteile an mehreren Thermen ebenso übernommen wie die technische Betriebsführung des AKH und das österreichische Projektgeschäft. Der Bereich Krankenhausdienstleistungen mit einem Umsatzanteil von 30 Prozent ging an Fresenius. Das internationale Projektgeschäft soll bis 2026 "schrittweise und geordnet zurückgeführt werden".

Laut jüngstem Fresenius-Geschäftsbericht hatte die Vamed zuletzt gut 20.000 Beschäftigte weltweit. Der Umsatz belief sich 2023 auf 2,36 Mrd. Euro, der operative Verlust (Ebit) auf 16 Mill. Euro. Im Juni kündigte die Öbag den Rückzug aus der Vamed an, man verkaufe den Anteil an Fresenius.

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