SN.AT / Wirtschaft / Österreich / Wirtschaft

WKÖ halbiert Gehaltserhöhungen nach Kritik auf 2,1 Prozent

Nach heftiger Kritik an vergleichsweise üppigen Gehaltsanpassungen in der Wirtschaftskammer wird das angedachte Plus für die Mitarbeiter dort von 4,2 Prozent auf 2,1 Prozent halbiert. Das kündigte WKÖ-Präsident Harald Mahrer am Mittwoch in mehreren Medien an. "In gesamtstaatlich schwierigen Situationen braucht es auch von der Kammer ein Zeichen", begründete er den Schritt im Ö1-"Mittagsjournal". Angesichts der schiefen Optik habe er nun ein "Machtwort" gesprochen, so Mahrer.

Viel Kritik an Gehaltserhöhungen in der WKÖ
Viel Kritik an Gehaltserhöhungen in der WKÖ

"Richtig rechnen heißt nicht immer richtig handeln", sagte Mahrer zu den ursprünglich geplanten Anpassungen über der Teuerung. Für die Aufregung äußerte er Verständnis, nun gelte es aber, "das Ergebnis zu beurteilen". Mit der Halbierung sowohl in der WKÖ als auch in den Landesorganisationen komme die Wirtschaftskammer nun ihrer Verantwortung nach. "Es müssen alle ihren Beitrag leisten", sagte Mahrer. Über die Herabsetzung der Gehaltssteigerung berichteten zunächst auch "Kronen Zeitung" und "Presse".

Debatte mit Boykottaufruf vor Eskalation

Zuvor drohte die Debatte zu eskalieren, rief der Industrielle Stephan Zöchling doch zu einem Boykott bzw. einer Aussetzung von Beitragszahlungen seitens der Unternehmen auf. "Vielleicht ist es an der Zeit, dass die Kammer endlich spürt, was der Rest des Landes schon lange hört: den Warnschuss", schrieb er in einer Aussendung.

Für Empörung hatte die 4,2-prozentige Gehaltserhöhung, die über der Inflation gelegen wäre, angesichts der häufig von Wirtschaftskämmerern in KV-Verhandlungen formulierten Forderung nach Lohnzurückhaltung auch in der Politik gesorgt. Die Kammer habe "offenbar jedes Maß verloren", sie predige "Wasser und säuft Wein", hieß es etwa von den Sozialdemokraten, die sich damit Kritik von FPÖ, NEOS und Grünen anschloss. Nur die Gewerkschaft vida ließ mit seltenem Lob an der Kammer aufhorchen - wohl auch mit Blick auf die am Donnerstag startenden Kollektivvertragsverhandlungen im Handel.

Mahrer will an Formel für Zukunft festhalten

Die Wirtschaftskammer hatte die Erhöhungen damit argumentiert, dass sie zeitverzögert erfolgten und sich stark an den KV-Abschlüssen der Unternehmen im vergangenen Jahr orientierten, "um die Realitäten der Mitgliedsunternehmen bestmöglich abzubilden". Außerdem seien die jährlichen Gehaltserhöhungen der WKÖ-Mitarbeiter im langjährigen Vergleich deutlich niedriger ausgefallen als in der Privatwirtschaft oder im öffentlichen Dienst. In diesem Sinne will Mahrer auch an der Berechnungsformel der Gehälter in der Kammer festhalten: "Warum soll man sie aussetzen, (...) wenn die Gehaltsanpassungen immer unter dem Handel, dem öffentlichen Dienst und unter den Metallern waren", meinte Mahrer im ORF-Radio. Heuer finde man sich lediglich in einer besonders schwierigen wirtschaftlichen Situation wider, die einen Eingriff erfordere.

Noch nicht erledigt ist die Sache hingegen für die NEOS: Sie forderten nach Ankündigung der Halbierung prompt die Auflösung der "überdimensionierten Rücklagen", um damit Unternehmern zu helfen, sowie die Abschaffung der Kammerumlage 2, wie es einer Aussendung hieß.

Andere Berechnungsformeln in AK und LKÖ

Die Gehaltsanpassungen in der Arbeiterkammer und der Landwirtschaftskammer folgen im Übrigen anderen Regeln als in der Wirtschaftskammer. Die Mitarbeiter der Arbeiterkammern bekommen zwischen 2,7 Prozent (alte Dienstverträge) und 2,9 Prozent (neue Dienstverträge), wobei die meisten Beschäftigten schon neue Dienstverträge haben. Als Basis für die Gehaltsverhandlungen zwischen den Betriebsräten und den Präsidien der neun Landesarbeitskammern dient die rollierende Inflation, heuer jene im April. Überzahlungen gibt es in der AK nicht, es gelten einheitliche "Schema-Bezüge".

Wieder anders läuft es in der Landwirtschaftskammer: Auf Bundesebene und auch in den meisten Bundesländern werden 1:1 die Abschlüsse des öffentlichen Dienstes übernommen. In einzelnen Länderkammern sei das in den letzten Jahren auch anders gewesen - in diesen Fällen seien das aber stets Abweichungen nach unten gewesen, hieß es aus der LKÖ.

(Quelle: APA)

WIRTSCHAFT-NEWSLETTER

Abonnieren Sie jetzt kostenlos den Wirtschaft-Newsletter der "Salzburger Nachrichten".

*) Eine Abbestellung ist jederzeit möglich, weitere Informationen dazu finden Sie hier.