Dabei erweist sich die herkömmliche Produktion von Wasserstoff als klimaschädlich: Im Vorjahr entfielen rund 290 Mrd. Kubikmeter Erdgas sowie 90 Mio. Tonnen Kohleäquivalent auf die herkömmliche Produktion. Die Nachfrage wurde vor allem von "klassischen" Sektoren wie Ölraffinerien oder der Industrie angetrieben. Auf neue Anwendungen wie die Biosprit-Produktion entfiel weniger als 1 Prozent.
Hohe Kosten, eine unsichere Nachfrage sowie regulatorische Rahmenbedingungen bremsten jedoch die bei der Produktion des emissionsarmen Wasserstoffs gesetzten Ziele. So liegen etwa die endgültigen Investitionsentscheidungen deutlich hinter den Ankündigungen zurück. So ging die potenziell emissionsarme Wasserstoffproduktion bis 2030 erstmals zurück - auf 37 Mio. Tonnen. Vor einem Jahr lag dieser Wert laut dem Global Hydrogen Review der IEA noch bei 49 Mio. Tonnen.
Mehr als 200 Projekte
Dennoch bewertet die Energieagentur die aktuelle Situation positiv: 2020 waren nur eine Handvoll Demonstrationsprojekte in Betrieb, inzwischen wurden mehr als 200 Projekte zur Produktion von "grünem" Wasserstoff genehmigt. Dazu zählen Projekte mit Kohlenstoffabscheidung, -nutzung und -speicherung (CCUS) und Elektrolyseprojekte. Wobei letztere für mehr als 80 Prozent des Gesamtrückganges verantwortlich waren.
Ein wesentliches Hindernis für die Produktion von "grünem" Wasserstoff ist die Kostendifferenz gegenüber der fossilen Produktion. Einerseits gingen die Erdgaspreise gegenüber den Preisniveaus von 2022/23 zurück. Damit steigt etwa in den USA oder dem Nahen Osten die Kostendifferenz zur emissionsarmen Produktion.
Andererseits stiegen die Preise für die Elektrolyseure: Die Technologie wurde langsamer eingeführt als geplant und die Inflation trieb die Preise in die Höhe. China könnte jedoch von niedrigen Technologie- und Kapitalkosten profitieren, Europa hingegen von steigenden Preisen für CO2-Zertifikate.
China als führender Hersteller
China entwickelte sich mit einer Produktionskapazität von 60 Prozent zum weltweit führenden Hersteller von Elektrolyseuren. Allerdings übertraf die Produktionskapazität von 20 GW pro Jahr die Nachfrage von 2 GW deutlich. Die Kosten für die Herstellung und Installation eines Elektrolyseurs außerhalb Chinas beliefen sich im Vorjahr auf 2.000 bis 2.600 Dollar (bis 2.221 Euro) pro Kilowatt (kW), verglichen mit 600 bis 1.200 Dollar pro kW für Elektrolyseure, die in China hergestellt und installiert wurden. Berechnet man jedoch alle Kosten bis hin zu Zöllen, kommt man auf bis zu 2.400 USD pro kW - wodurch sich der Abstand zu nicht-chinesischen Wettbewerbern verringert.
Für den Ausbau der "grünen" Produktion muss laut der IEA auch die Nachfrage entsprechend gesteigert werden: Neue Verträge konzentrierten sich 2024 auf die Bereiche Raffinerie, Chemie und Schifffahrt. So wurden neue Abnahmevereinbarungen über 1,7 Mio. Tonnen pro Jahr unterzeichnet, verglichen mit 2,4 Mio. Tonnen im Jahr zuvor. Allerdings wurden 2024 einige in den Vorjahren unterzeichnete Vorverträge bestätigt.
Gesetzliche Rahmenbedingungen und Vorgaben sorgen für einen steigenden Bedarf an "grünem" Wasserstoff: In Europa liegt der Fokus auf der EU-Richtlinie über erneuerbare Energien und Vorgaben für den Luftverkehr. In Indien liegt der Schwerpunkt auf Raffinerien und Düngemittel, während Japan und Korea den Schwerpunkt bei der Stromerzeugung setzen. Aber auch die Internationale Seeschifffahrtsorganisation (IMO) wird über kurz oder lang mit den Vorgaben für die Schifffahrt den Bedarf an "grünem" Wasserstoff fördern - auch wenn Reeder kurzfristig auf andere Treibstoff-Alternativen zurückgreifen könnten.