Die Anordnung bezüglich Nexperia werde in enger Absprache mit den europäischen und internationalen Partnern ausgesetzt, erklärte Wirtschaftsminister Vincent Karremans. Das komme dem diplomatischen Prozess zu einer langfristigen Lösung zugute. Seine Regierung begrüße die Maßnahmen Chinas, die Versorgung mit Halbleitern global sicherzustellen. "Wir sehen dies als ein Zeichen des guten Willens." Der konstruktive Dialog mit den chinesischen Behörden werde fortgesetzt.
Die Niederlande hatten am 30. September den chinesischen Nexperia-Chef abgesetzt und die Firma in Obhut genommen. Begründet wurde das später damit, dass Wingtech dabei war, Technologie und Produktionsanlagen nach China zu transferieren. Das hätte unter anderem das Nexperia-Werk in Hamburg betroffen. Die Regierung in Peking stoppte daraufhin Exporte von Produkten mit Nexperia-Chips aus China. Das versetzte der Lieferkette in der Autoindustrie und anderen Branchen einen Schock, weil Nexperia mit seinen Basischips einen großen Marktanteil hat. Bei Autozulieferern stockt seitdem zeitweise die Fertigung elektronischer Bauteile.
Exporte wieder angelaufen
Die einst von Philips abgespaltene Firma aus den Niederlanden ist mit weltweit rund 12.500 Beschäftigten der führende Anbieter einfacher Halbleiter wie Dioden oder Transistoren. In Hamburg ist das größte Werk, in Deutschland hat Nexperia 1.600 Mitarbeitende. Die in Europa gefertigten Chips werden nach China zur Verpackung und Weiterverarbeitung geliefert. Das Exportverbot des chinesischen Handelsministeriums betraf laut Wingtech 80 Prozent der Endprodukte.
Die Restriktion wurde Anfang November gelockert, doch die Lieferungen stockten weiter. Die Abnehmer in der Autoindustrie suchten fieberhaft nach alternativen Lieferanten. Der deutsche Verband der Automobilindustrie (VDA) führte nach Rücksprache mit dem Bundeskartellamt eine Tauschbörse ein, damit sich die Unternehmen gegenseitig aushelfen konnten. Erst am Dienstag hatte VDA-Geschäftsführer Marcus Bollig gesagt, die Versorgungslage sei weiterhin angespannt. Für eine Entwarnung sei es zu früh.
Die Niederlande hatten in dieser Woche eine hochrangige Delegation nach Peking entsandt, um Gespräche zu führen. Es sei deutlich geworden, dass die chinesischen Behörden Unternehmen aus Europa und anderen Regionen derzeit tatsächlich Exportgenehmigungen erteilten. Nexperia müsse das Wirtschaftsministerium weiter über den Transfer geistigen Eigentums oder kritischer Produktionsanlagen informieren.
(Quelle: APA/Reuters)
