Die Menschen müssten sich daher so lange auf einen geringeren Lebensstandard einstellen, bis der Umstieg auf Erneuerbare Energien gelungen sei, sagte der DIW-Chef weiter. Zum Ausgleich müsse es staatliche Unterstützung geben. Fratzscher sprach sich für die Zahlung von 100 Euro monatlich an alle Bürgerinnen und Bürger mit niedrigen Einkommen aus und zwar für die kommenden anderthalb Jahre.
Dieses Modell würde demnach pro Jahr etwa 35 Milliarden Euro kosten, sei aber "die beste Investition, die dieser Staat im Augenblick tätigen kann". Investiert würde damit "in sozialen Frieden, in Solidarität, in Schutz derjenigen, die jetzt Hilfe benötigen". Die Finanzierung müsse über Schulden erfolgen, die Schuldenbremse dafür erneut ausgesetzt werden.
"Der Bundesregierung fehlt ein klarer Kompass", kritisierte Fratzscher die anhaltenden Debatten in der Ampel-Koalition über ein weiteres Entlastungspaket. Die geplante Gasumlage lehnte der Wirtschaftswissenschaftler ab. Die Bürgerinnen und Bürger müssten hier für unternehmerische Fehler und Risiken geradestehen, sagte er dem SWR. Insofern sei die Gasumlage in der vorliegenden Form eine "völlige Verletzung jeder sozialen und jeder marktwirtschaftlichen Logik".
"Verluste von Unternehmen werden sozialisiert, indem wir alle dafür zahlen. Gewinne werden privatisiert, sie bleiben bei den Unternehmen", kritisierte der DIW-Chef. Er forderte die Regierung auf, die Gasumlage zu begraben und stattdessen eine Übergewinnsteuer einzuführen.