Die klingenden Namen verknüpft man eigentlich mit der luxuriösen Welt der Mode: Doch in Zeiten der Corona-Krise ist auch für Prada oder Louis Vuitton Umdenken angesagt. Spitäler und Gesundheitseinrichtungen stoßen bei persönlicher Schutzausrüstung bereits an ihre Kapazitätsgrenzen, da dringend benötigter Nachschub immer öfter ins Stocken kommt. Europaweit gibt es nun Anstrengungen, die Produktion eben dieser fehlenden Güter von Betrieben durchführen zu lassen, die bisher solche Produkte nicht hergestellt haben.
So startet der Mailänder Luxuskonzern Prada mit der Produktion von 80.000 Arztmänteln und 110.000 Atemschutzmasken für die Sanitäter der Region Toskana. Das Material wird in einer Prada-Fabrik nahe Perugia hergestellt.
Auch der Autobauer Fiat Chrysler (FCA) wird in einem seiner italienischen Produktionswerke Atemschutzmasken herstellen. Dies berichtete der Chef des italo-amerikanischen Autobauers Mike Manley in einem Schreiben an die Mitarbeiter, wie die Gewerkschaften am Montag berichteten. Ziel sei es, in den kommenden Wochen die Produktion auf eine Million Atemschutzmasken aufzustocken.
Desinfektionsmittel statt Parfum
Der weltweit führende französische Luxuskonzern LVMH hat bereits vorige Woche begonnen, wegen der Coronavirus-Krise in seinen Parfum- und Kosmetikfabriken in Frankreich Desinfektionsmittel zu produzieren. In Normalfall wird dort Parfüm für Christian Dior oder Givenchy produziert. Nun soll ein Gel hergestellt werden um dem Mangel an Desinfektionsmittel entgegenzuwirken. Es soll kostenlos an Gesundheitseinrichtungen in Frankreich ausgeliefert werden. Zu LVMH Moet Hennessy Louis Vuitton gehören unter anderem Champagnerhäuser wie Veuve Clicquot und Krug sowie Modehäuser wie Kenzo und Fendi.
Der deutsche Hautpflege-Konzern Beiersdorf hat ebenfalls schon in der Vorwoche die technischen Voraussetzungen geschaffen um in drei Werken, eines davon in Spanien nahe Madrid, um medizinische Handdesinfektionsmittel zu erzeugen. In einem ersten Schritt sollten 500 Tonnen erzeugt werden, vorrangig für Krankenhäuser sowie Polizei und Feuerwehr, teilte das Unternehmen mit.
Auch in Österreich wird umgestellt
Auch kleinere Firmen wie Ringana haben umgestellt. Wo normalerweise Zahnöl und Kosmetik produziert wird, wird nun mit vorhandenen Rohstoffen, Desinfektionsmittel hergestellt, teilt der der Naturkosmetik und Nahrungsergänzungsmittelerzeuger mit Sitz im oststeirischen Hartberg mit. Mehr als 1000 Flaschen waren vorige Woche bereits an lokale Einsatzorganisationen aber auch Essen auf Rädern und die Kommune ausgeliefert worden.
In Vorarlberg haben sich angesichts knapper werdender Schutzausrüstungen und -mittel gegen das Coronavirus regionale Initiativen aus Wirtschaft und Sport gebildet, um Atemschutzmasken und Desinfektionsmittel herzustellen. So haben mehrere Firmen ihre Kräfte gebündelt, um ab kommender Woche täglich 8.000 Masken zu produzieren. Bereits am Freitag starteten nach Koordination durch die WISTO (Wirtschafts-Standort GmbH) und die Smart Textiles Plattform der Textilveredler Grabher Group, der Bandhersteller Bandex, Getzner Textil, die Stickerei Hämmerle, das Unternehmen tecnoplast und der Strumpfhersteller Wolford mit der Produktion von Atemschutzmasken, berichtete die wirtschaftspresseagentur.com. Ölz Meisterbäcker liefere Verschlussclips, zudem sind rund 80 Änderungsschneidereien beteiligt. Hergestellt werden bis zu 8.000 Mund-Nasen-Masken täglich, die Produktion von Atemschutzmasken der Schutzklasse FFP2 und FFP3 sei in Vorbereitung, hieß es.
Vorarlberger sammeln Alkohol für Desinfektionsmittel - Fußballspieler holen es ab
Um der Knappheit von Desinfektionsmitteln in Vorarlberg entgegenzuwirken, haben sich die Lustenauer Destillerie Freihof, das Liechtensteiner Unternehmen Fritsch & Co. sowie der Fußballverein Austria Lustenau zusammengetan. Besonders komme es derzeit bei 85-prozentigem Alkohol zu Engpässen. Gemeinsam will man daher aus Rum, Schnaps, Whiskey, Wodka und Gin 85-prozentigen Alkohol zur Desinfektion herstellen. Die Bevölkerung wurde via "Vorarlberger Nachrichten" zur Spende von Alkohol aus ihrem Vorrat aufgerufen. Die im besten Fall ungeöffneten Spirituosen können von Montag bis Mittwoch kommender Woche direkt bei Freihof in Lustenau abgegeben werden. Bei Personen der Risikogruppe übernehmen Spieler der Austria Lustenau die Abholung. Das Desinfektionsmittel wolle man regional zur Verfügung stellen, man hoffe auf Nachahmer in ganz Österreich, so die Initiatoren.
Heimische Produktion von Schutzausrüstung wird forciert
Die Herstellung der Produkte sei bereits vor Jahren in Nicht-EU-Länder oder sogar auf andere Kontinente verlegt worden, weshalb nun verstärkt die erneute europäische Produktion vonnöten sei, hieß es am Montag auch in einer Aussendung von "Austrian Standards". Aufgrund von maschineller Infrastruktur und vor allem Know-how seien dazu viele Betriebe in der Lage.
Konkret geht es um Atemschutzgeräte, medizinische Gesichtsmasken und Handschuhe zum einmaligen Gebrauch, Operationskleidung und -abdecktücher sowie um Schutzkleidung gegen Infektionserreger. Um die Produktion zusätzlich zu beschleunigen und anzukurbeln, stellt Austrian Standards die dafür nötigen Standards ab sofort kostenlos zum Download zur Verfügung.