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Schweiz will mit Gold-Raffinerie in USA Strafzölle mildern

Als Teil eines geheimen Angebots zur Milderung der hohen US-Strafzölle hat die Schweiz der Regierung von US-Präsident Donald Trump Insidern zufolge Konzessionen im Gold-Geschäft unterbreitet. Teil des Plans sei, dass die Schweizer Goldindustrie eine Raffinerie in den USA baue oder ihre dortigen Verarbeitungskapazitäten erhöhe, sagten zwei mit der Angelegenheit vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters.

Die Schweizer Goldindustrie könnte eine Raffinerie in den USA bauen
Die Schweizer Goldindustrie könnte eine Raffinerie in den USA bauen

Damit solle der Handelsüberschuss der Schweiz mit den USA verringert werden. Zudem solle die Pharmaindustrie ihren kompletten US-Absatz zukünftig vor Ort produzieren. Trump hatte am 7. August Zölle von 39 Prozent auf Schweizer Warenimporte verhängt. Er begründete dies mit dem US-Handelsdefizit mit der Schweiz, das vor allem auf die Schweizer Exporte von Chemie- und Pharmaprodukten sowie Gold zurückzuführen ist. Seitdem arbeiten die Schweizer Regierung und der Privatsektor gemeinsam an einer Lösung, um die Zölle zu senken. Die Schweiz ist einer der weltweit wichtigsten Standorte für die Veredelung von Gold.

Das Wirtschaftsministerium erklärte, es liefen vertrauliche Gespräche mit den USA auf verschiedenen Ebenen. Christoph Wild, Präsident des Verbands der Schweizerischen Vereinigung Edelmetallfabrikanten und -händler, lehnte eine Stellungnahme zum Bau einer Raffinerie ab. Solange Gold jedoch dazu beitrage, das Defizit zu erhöhen, müsse die Branche prüfen, wie dies verhindert werden könne, sagte Wild. "Dies könnte sogar dadurch geschehen, dass die US-Nachfrage aus den Vereinigten Staaten heraus gedeckt wird."

Pharma soll US-Nachfrage komplett mit Produkten aus USA decken

Die Schweizer Pharmakonzerne sollen den Insidern zufolge künftig die gesamte US-Nachfrage mit in den USA hergestellten Produkten decken. Die Produktion könne sogar so weit erhöht werden, dass die Unternehmen aus den USA exportieren könnten. Die Schweiz hoffe, dass ihre Pharmafirmen damit von möglichen Zöllen ausgenommen werden, die sich aus einem separaten Verfahren ergeben könnten. Im Rahmen einer Untersuchung wollen die USA in Erfahrung bringen, ob die Abhängigkeit des Landes von ausländischer Arzneimittelproduktion die nationale Sicherheit gefährdet.

Der Branchenverband Interpharma argumentierte, dass es unter Einbeziehung von Dienstleistungen kein wirkliches US-Defizit gebe. Eine Verlagerung der Produktion würde zudem dem Pharmastandort Schweiz schaden. Roche und Novartis gehören zu den weltweit größten Arzneimittel-Herstellern und haben bereits eine umfangreiche US-Präsenz.

Die Schweiz will den Insidern zufolge zudem mehr US-Militärgüter beschaffen und den USA ermöglichen, mehr Flüssigerdgas (LNG) über und in die Schweiz zu verkaufen. Der Schweizer Wirtschaftsminister Guy Parmelin hatte am vergangenen Freitag Gespräche mit hochrangigen Wirtschaftsvertretern der Trump-Regierung als "konstruktiv" bezeichnet. Die Verhandlungen zwischen den beiden Ländern dauern an.

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