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USA verteuern Arbeitsvisa drastisch auf 100.000 Dollar

US-Präsident Donald Trump hat am Freitag eine Verordnung zur drastischen Erhöhung der Gebühren für Arbeitsvisa für ausländische Fachkräfte unterzeichnet. Der Schritt könnte vor allem die Technologiebranche hart treffen, die stark auf Fachkräfte aus Indien und China angewiesen ist. Unternehmen sollen künftig 100.000 Dollar (85.207,91 Euro) pro Jahr für ein sogenanntes H-1B-Visum zahlen, teilte die Regierung mit.

"Wenn Sie jemanden ausbilden, dann bilden Sie einen der jungen Absolventen unserer großartigen Universitäten aus. Bilden Sie Amerikaner aus. Hören Sie auf, Leute ins Land zu holen, die uns die Arbeitsplätze wegnehmen", sagte US-Handelsminister Howard Lutnick. Die Gebühr von 100.000 Dollar solle für jedes der drei Jahre der Visumsdauer anfallen, die genauen Einzelheiten würden jedoch noch geprüft.

Höhere Visagebühr nur für Neuanträge

Damit solle es sich für US-Unternehmen nicht mehr rechnen, unerfahrene Mitarbeiter ins Land zu holen und auszubilden, erklärte Lutnick. Sie müssten sich dann die Frage stellen, ob ein Jobkandidat für sie wertvoll genug sei, um der Regierung zusätzlich zu seinem Gehalt 100.000 Dollar zu zahlen. Stattdessen könnten sie dann amerikanische Arbeitnehmer einstellen, sagte der Minister.

Das Weiße Hause präzisierte, dass die hohe Gebühr nur für Neuanträge gelte. Für Personen, die bereits ein H-1B-Visum haben oder es verlängern, werde sie nicht bezahlt werden müssen, berichtete der Finanzdienst Bloomberg unter Berufung auf einen Vertreter des Weißen Hauses. Auch wenn ein neues Visum der Kategorie vor dem 1. Oktober in Kraft trete, müsse die neue Gebühr nicht bezahlt werden, hieß es.

Nur für Amazon wurden im ersten Halbjahr über 10.000 Visa genehmigt

Bisher werden für ein solches Visum 215 Dollar fällig, um zunächst an einer Verlosung teilzunehmen. Bei Erfolg können Gebühren in der Größenordnung von mehreren tausend Dollar folgen. Die Visagebühren müssen fast vollständig von den Arbeitgebern getragen werden. Die H-1B-Visa werden für einen Zeitraum von drei bis sechs Jahren genehmigt.

Regierungsangaben zufolge sind etwa zwei Drittel der über das H-1B-Programm vermittelten Stellen im Computerbereich angesiedelt. Allein in der ersten Hälfte des Jahres 2025 wurden mehr als 10.000 H-1B-Visa für Amazon genehmigt. Bei Microsoft und Meta Platforms waren es den Daten der US-Einwanderungsbehörde zufolge jeweils mehr als 5.000. Inhaber können die befristeten Visa verlängern lassen oder eine Greencard beantragen.

Analysten befürchten, die Gebühr könne Unternehmen dazu zwingen, hochwertige Arbeitsplätze ins Ausland zu verlagern. Dies würde die Position der USA im Wettbewerb mit China um die Vorherrschaft bei der Künstlichen Intelligenz schwächen. "Kurzfristig mag Washington einen Geldsegen einstreichen; langfristig riskieren die USA, ihre Innovationskraft wegzusteuern und Dynamik gegen kurzsichtigen Protektionismus einzutauschen", sagte der Analyst Jeremy Goldman vom Marktforscher eMarketer.

Kritiker der Visa - vor allem Einwanderungsgegner unter Trumps Anhängern - argumentieren, dass Unternehmen H-1B-Arbeitskräfte nutzen, um die Löhne zu drücken. Befürworter wie Tesla-Chef Elon Musk halten dem entgegen, dass mit dem Programm hoch qualifizierte Mitarbeiter in die USA geholt würden und die Wettbewerbsfähigkeit amerikanischer Unternehmen gestärkt werde. Musk, der in Südafrika geboren und inzwischen US-Staatsbürger ist, hatte selbst ein H-1B-Visum.

Trump schien sich im Wahlkampf Ende 2024 noch der Position von Musk angeschlossen zu haben. Allerdings wollte er schon in seiner ersten Amtszeit die Nutzung der Visa einschränken. Der Präsident hat unmittelbar nach seinem zweiten Amtsantritt in der Einwanderungspolitik eine deutlich härtere Gangart eingelegt.

US-Konzerne rufen ausländische Mitarbeiter zurück

Mehrere US-Konzerne haben unterdessen potenziell betroffene Mitarbeiter dazu aufgerufen, in den USA zu bleiben oder im Falle eines Auslandsaufenthalts umgehend in das Land zurückzukehren. Das geht aus internen E-Mails der Techriesen Microsoft und Amazon sowie der Großbank JPMorgan hervor, die die Nachrichtenagentur Reuters einsehen konnte. Die Schreiben richten sich an Inhaber von H-1B-Arbeitsvisa für hochqualifizierte ausländische Fachkräfte.

Microsoft, Amazon und JPMorgan sowie die Anwaltskanzlei Ogletree Deakins, die die Bank in der Angelegenheit vertritt, reagierten zunächst nicht auf Anfragen von Reuters nach einer Stellungnahme.

Präsident unterzeichnete auch Erlass zu "Trump Gold Card"

Der Präsident unterzeichnete auch den Erlass zur bereits zuvor angekündigten "Trump Gold Card", mit der man sich für eine Million Dollar in den USA niederlassen können werde. Auf einem Plakat neben seinem Schreibtisch war die Darstellung einer goldenen Karte mit Trumps Abbild und der Freiheitsstatue im Hintergrund zu sehen. Mit einer geplanten Platin-Karte soll man sich unterdessen für fünf Millionen Dollar bis zu 270 Tage pro Jahr in den USA aufhalten können - ohne US-Steuern auf außerhalb der USA erzielte Einkünfte zahlen zu müssen.

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