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USA verklagen Ratingagentur S&P

Fünf Jahre nach dem Beinahe-Kollaps des US-Finanzsystems hat das US-Justizministerium eine Betrugsklage gegen die führende Ratingagentur Standard & Poor´s und deren Mutterfirma McGraw-Hill eingereicht.

USA verklagen Ratingagentur S&P
USA verklagen Ratingagentur S&P

Der Vorwurf: S&P habe Risiken bei Hypothekenpapieren verschwiegen. Diese Hypothekenpapiere waren der Sprengstoff, der zum Zusammenbruch der Investmentbank Lehman Brothers 2008 führte.

Das US-Justizministerium reichte die Klage am späten Montag (Ortszeit) vor dem Bezirksgericht von Los Angeles ein. Es ist die bisher heftigste juristische Attacke auf die Ratingagenturen in den Vereinigten Staaten. Eine milliardenschwere Strafzahlung droht. Die Aktie des Mutterkonzerns McGraw-Hill war nach Bekanntwerden der anstehenden Auseinandersetzung bis Börsenschluss am Montag in New York um annähernd 14 Prozent eingebrochen.

Ratingagenturen schätzen ein, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass Wertpapiere ausfallen und Investoren damit ihr Geld verlieren. In diesem Falle lagen den bewerteten Anlageprodukten vor allem Kredite von US-Eigenheimen zugrunde. Die Idee: Hunderte oder Tausende von Krediten werden von den Banken gebündelt und weiterverkauft. Die Anleger sollten dann an den regelmäßig eingehenden Kreditraten sowie an der Wertsteigerung der Immobilien verdienen.

In den Jahren vor der Finanzkrise bekamen solche Hypothekenpapiere regelmäßig sehr gute Bonitätsnoten. Investoren verließen sich auf diese Urteile und griffen Anlageprodukten zu. Als der zunächst boomende amerikanische Immobilienmarkt jedoch ins Taumeln geriet und letztlich die Finanzkrise ausbrach, verloren die Papiere schlagartig an Wert - selbst solche, die die Ratingagenturen nur Monate zuvor noch mit der Bestnote Triple-A ausgezeichnet hatten.

S&P habe die Risiken bei bestimmten Wertpapieren bewusst heruntergespielt, so der Vorwurf des Justizministeriums. Beweisen sollen das unter anderem interne E-Mails. Grund sei gewesen, dass die Ratingagentur Aufträge habe ergattern wollen. Denn nicht die Anleger hatten S&P mit der Bewertung der Hypothekenpapiere betraut, sondern die verkaufenden Banken. S&P hatte schon vor der Klageerhebung erklärt, die Vorwürfe seien komplett unbegründet. Auch niemand anderes habe das volle Ausmaß des Abschwungs am Immobilienmarkt vorausgesehen.

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