SN.AT / Wochenende / Junge Seite

Allein ins Abenteuer: Zwei Wochen mit dem Zug durch Irland

"Stay away from Ireland!" Dieser Satz ist Teil eines besonderen Reisesouvenirs und markiert den Beginn eines unvergesslichen Abenteuers.

Du weißt noch nicht, was du nach der Matura oder nächsten Sommer machen sollst? Dann ist ja eine Interrail-Reise vielleicht etwas für dich.
Du weißt noch nicht, was du nach der Matura oder nächsten Sommer machen sollst? Dann ist ja eine Interrail-Reise vielleicht etwas für dich.

Im Juni 2025 absolvierte ich meine Matura am BORG Nonntal in Salzburg. Nach Wochen voller Lernstress, Prüfungen und Schlafmangel hatte ich es endlich geschafft. Nun brauchte ich dringend eine Pause, das war klar. Deshalb packte ich nur drei Tage nach meiner Maturafeier meinen Rucksack, verabschiedete mich von meiner Familie und nahm den nächsten Flug von Wien nach Dublin. Ich hatte mich nämlich entschieden, mit dem Interrail-Ticket zwei Monate lang Europa zu bereisen, zuerst zwei Wochen allein durch Irland und dann die restliche Zeit mit einem Freund durch Großbritannien, Frankreich und Italien.

Ich kann mich noch genau daran erinnern, wie emotional ich war, als das Flugzeug abhob, denn ich war noch nie allein verreist. Mir rollte eine Träne über die Wange. Ich war mir nicht sicher, ob vor Angst oder Freude. Plötzlich tippte mich der Junge, der neben mir saß, an und gab mir etwas von seiner Schokolade. Schnell entwickelte sich eine Konversation zwischen dem Iren, der in Wien Urlaub gemacht hatte, seiner Sitznachbarin, einer Wienerin, und mir.

Das Gespräch war sehr unterhaltsam, denn der Ire war ganz aus dem Häuschen, dass ich Urlaub in Irland machen wollte, wenn ich stattdessen doch auch in den Süden hätte reisen können. Trotzdem gab er mir Irland-Tipps und Insidertipps, und der Flug verging wie im Nu.

Kurz vor der Landung gab ich den beiden mein leeres Notizheft und forderte sie auf, mir etwas hineinzuschreiben, als Erinnerung für mich. Während die Wienerin mir eine gute Reise wünschte, schrieb der Ire nur einen simplen Satz in das Heft: "Stay away from Ireland!" - mit einem Zwinkersmiley.

Am selben Tag nahm ich den Zug von Dublin nach Galway, denn dort hatte ich meine erste Unterkunft gebucht. In dem Zug traf ich auf zwei Amerikanerinnen, mit denen ich ebenfalls nett quatschte und die sich dann auch in meinem Heftchen verewigten.

Mit der Zeit füllte sich das Notizheft immer mehr und so entstand aus einer spontanen Idee ein sehr persönliches und außergewöhnliches Reisesouvenir. Menschen aus der ganzen Welt schrieben mir Zitate, Wünsche oder lustige gemeinsame Insider in das Heft. Zum Beispiel haben mich zwei Hostelmitarbeiterinnen in Belfast gefragt, ob ich mit ihnen "Sound of Music" schauen möchte, denn das sei ihr Lieblingsfilm. Ich hatte den Film noch nie zuvor gesehen. Nun also schaute ich den Film, der in Salzburg spielt, das erste Mal in Nordirland an. Nach dem Filmabend haben sich die beiden Zeit genommen, mir eine Nachricht in mein Notizheftchen zu schreiben. Sie nannten das Heft auch Talk-to-Strangers-Journal und das gefiel mir so, dass ich es nun auch selbst so nenne.


Nach den zwei Wochen allein in Irland traf ich mich mit einem Freund in London und wir reisten dann gemeinsam weiter durch Großbritannien, Frankreich und Italien. Auch während der gemeinsamen Zugreise durch Europa haben sich einige Menschen in meinem Talk-to-Strangers-Journal verewigt. Ich bin echt froh, dass ich auf die Idee dieses Notizheftchens gekommen bin. Dadurch durfte ich so viele großartige Menschen kennenlernen, die mir über ihre Kultur und ihr Leben erzählten.


Am Ende der Reise freute ich mich zwar riesig auf mein eigenes Bett und meine Familie, trotzdem war ich traurig, dass diese Reise nun vorbei war. Diese zwei Monate gehören zu den schönsten meines bisherigen Lebens. Ich bin sehr dankbar, dass ich mit dem Interrail-Ticket so viele schöne europäische Orte erkunden durfte und dabei so viele neue Menschen kennengelernt habe.

Du weißt noch nicht, was du nach der Matura oder nächsten Sommer machen sollst? Dann ist ja eine Interrail-Reise vielleicht etwas für dich. Und auch wenn du keinen hast, der mit dir reist, dann zieh doch allein los! Denn, und das habe ich in diesen zwei Monaten gelernt, die meisten Menschen sind offen für neue Bekanntschaften und nette Gespräche. Man muss sich nur trauen, sie anzusprechen!

Klara Grössenberger (18) studiert Kommunikationswissenschaften und PPÖ (Philosophie, Politik und Ökonomie) in Salzburg.