Jeder kennt das Gefühl, im Kino zu sitzen, auf die große Leinwand zu blicken und dort unsere größten Helden zu sehen, die gerade eine beachtliche Tat vollziehen. Sei es Spiderman als fiktive Figur, Timothée Chalamet in der Rolle als Bob Dylan, Biene Maja in der Lieblingsserie vieler Kinder oder Pedro Pascal als General Acacius in Gladiator II. Jeder hat eine "berühmte" Persönlichkeit oder einen Filmhelden, zu dem er aufsieht - und eventuell sind sie sogar noch ein und dieselbe Person, Schauspieler und Filmcharakter.
Als Kind sind das die gängigen Assoziationen mit den Worten "Helden" oder "inspirierende Persönlichkeit". Man will sich verkleiden wie sie, aussehen wie sie, das können, was sie auf der Leinwand zeigen, und am liebsten auch noch genauso heißen. Mein Lieblingscharakter als Kind war eindeutig Pippi Langstrumpf. Alles an ihr wollte ich auch sein - und ein Affe als Haustier in Kombination mit einem Pferd wäre mein allergrößter Traum gewesen. Heute ist der Charakter eines rebellischen, fantasievollen, furchtlosen, frechen Mädchens mit einem Affen und einem Pferd noch immer in meinem Kopf. Ich denke, ich strebe auch immer noch danach, Pippis Eigenschaften anzunehmen.
Aber je erwachsener ich werde, desto mehr sehe ich Helden und inspirierende Persönlichkeiten weniger als die fiktiven Charaktere im Kinofilm oder den Hollywoodstar, der in seiner neuen Rolle glänzt. Vielmehr suche ich Menschen, die mich inspirieren, im persönlichen oder familiären Umfeld. Ich könnte jetzt so etwas sagen wie: Mama und Papa sind meine Alltagshelden. Was eventuell auch stimmt. Sie sind meine Eltern. Ohne sie wäre ich nicht. Allerdings gibt es für mich da zwei andere wichtige Menschen, die mir alles, was Eltern einem auf viel strengere Art und Weise beibringen müssen, immer mit Scherzen und viel Spaß gezeigt haben.
Meine zwei Helden, zwei große, mich inspirierende Persönlichkeiten, das sind meine Großväter. Sie haben alles, was ich in den vergangenen Jahren getan habe, unterstützt, sie waren wohlwollend und aufmerksam. Sie haben Daumen gedrückt (und tun es noch) bei jeder Prüfung und vor allem haben sie immer die besten Geschichten auf Lager. Meine Großväter - und ich denke, wohl auch die Großväter vieler anderer - strahlen eine ruhige und gelassene Art aus. Sie machen alles, was sie tun, mit Bedacht, und sie geben einem gute Lebensweisheiten und Ratschläge mit auf den Weg. Es wird niemals langweilig mit ihnen.
Das, was ich an handwerklichen Dingen kann, von Buchbindertechniken bis Holzschnitzen, Regale zusammenbauen oder die einfachsten Gartenarbeiten, habe ich von den beiden gelernt. Als Kind, zugegebenermaßen, waren die stundenlangen Waldspaziergänge und die Ausflüge zu Wildparkwanderungen nicht gerade meine Lieblingsbeschäftigung. Doch mittlerweile weiß ich, wie viel ich von ihnen - oft wohl ganz nebenbei - für mein Leben mitbekommen habe. Wie man ein Weidenpfeiferl schnitzt. Wie noch die kleinsten Tiere in einem Teich heißen. Dass man einen genauen Plan macht, bevor man eine Arbeit angeht.
Auch viele traditionelle beziehungsweise in Österreich als traditionell geltende Dinge kenne ich von ihnen: das Räuchern im Winter, was ein Kruzifix ist und auch, dass man zu Weihnachten in die Kirche geht. Diese Dinge tue ich per se nicht, weil ich sie für mich als irgendein oberstes Gebot betrachte, sondern weil es eine Verbindung zu meinen Großvätern herstellt, weil es mich ihnen nahebringt, auch wenn sie gar nicht da sind.
Was mich jedoch am meisten fasziniert, sind die Zeit und die Hingabe, die sie mir stets entgegenbringen, wenn ich ihnen vom Sporteln, früher auch von der Schule oder von Partys am Wochenende, erzähle. Sie wollen immer alles wissen. Freilich verrate ich nicht alles, aber immer erfahren sie von mir über den Blödsinn oder die Späße, die gemacht wurden.
Mit ihnen kann man lachen, weinen, sich ärgern und wissen: Sie sind immer für einen da. Und am wichtigsten: Sie sind bedingungslos stolz auf alles, was man tut.
Lola Flieher ist 20 Jahre alt, wohnt in Innsbruck und studiert Management, Kommunikation und IT am dortigen MCI.