Ich gelobe! Diese Worte spricht jeder Grundwehrdiener bei der Angelobung zum Soldaten - so auch ich vor einigen Monaten. Nun geht meine Zeit als Grundwehrdiener beim Österreichischen Bundesheer zu Ende. Ich hatte das Glück, eine spezielle Ausbildung als Cybergrundwehrdiener absolvieren zu dürfen. Somit tauschte ich "Tarnen und Täuschen" gegen "Schreibtisch und Computer". In diesem Rückblick soll es jedoch um die vierwöchige "Basisausbildung Kern" gehen, die jeder Soldat durchlaufen muss, sowie um meine persönlichen Erfahrungen. Mein Ausbildner sagte in der ersten Woche, dass wir alle Erwartungen an das Bundesheer - ob gut oder schlecht - beiseitelegen und mit Hirn und Herz mitarbeiten sollten, um eine gute Zeit zu haben. Ich kann so viel verraten: Diesen Spruch muss man sich zu Herzen nehmen, denn es gibt Dinge, die sich beim Heer in den letzten fünfzig Jahren nicht verändert haben.
Ein Beispiel dafür ist die Zimmersituation, die nach wie vor Stahlrohrbetten mit Holzbrettern als Lattenrost vorsieht. In solchen Betten hat bereits mein Großvater in den 1960er-Jahren geschlafen. Dies konnten meine Zimmerkameraden und ich wortwörtlich bestätigen, denn auf den Brettern fanden wir Zeichnungen und Jahreszahlen, darunter auch das Jahr 1970. Generell merkt man, dass in den letzten Jahrzehnten zu wenig in das Bundesheer investiert wurde. Speziell im ländlichen Raum wird deutlich, dass modernisierende Maßnahmen - sei es die Ausgabe neuer Uniformen oder die Beschaffung neuer Möbel - später als in Städten durchgeführt werden. Hier sehe ich auch die neue Bundesregierung in der Pflicht. Der von Klaudia Tanner eingeschlagene Weg muss konsequent fortgesetzt werden, um das Bundesheer grundlegend zu modernisieren.
Die Ausbildung zum Soldaten hat sich jedoch weiterentwickelt und wurde der heutigen Zeit angepasst. Neben dem Umgang mit der Waffe lernt man eine strenge Form von Disziplin und Teamfähigkeit. Man wird durch Märsche, Gefechtsdienste und eine präzise Pünktlichkeit den gesamten Tag über gefordert. Der Alltag ist genau durchgeplant und getaktet, dabei wird zwischen Sport, Lehrveranstaltungen und speziellen Soldatenausbildungen unterschieden. Man beginnt den Tag pünktlich um sechs Uhr morgens, richtet seine Zimmer- und Spindordnung und tritt anschließend zur Standeskontrolle an. Danach beginnt der Dienst, der entweder bis zum späten Nachmittag oder Abend dauert. Im Lauf der Ausbildung wird man widerstandsfähiger und entwickelt ein Kameradschaftsgefühl in der Gruppe. Man erlebt Stresssituationen und Anstrengungen mit den anderen Rekruten.
Hier ist gegenseitige Unterstützung unerlässlich, denn eine Gruppe ist nur so stark wie ihr schwächstes Glied. Ist beispielsweise ein Kamerad zu spät oder wird in der Einteilung gesprochen, so werden alle zum Sport beordert und müssen Liegestütze machen - nach dem Motto: "Einer für alle, alle für einen." Ein Vizeleutnant meiner Kompanie sagte einmal: "Ihr seid wie ein kleines Zahnrad in einem großen Apparat. Funktioniert nur eines nicht, gerät das gesamte System ins Stocken." Genau deshalb ist gegenseitige Unterstützung essenziell. Dieser Spruch wird mich auch im künftigen Arbeitsleben begleiten, denn Teamfähigkeit ist in meinen Augen eine der wichtigsten Eigenschaften in der heutigen Zeit.
Ich höre immer wieder von jungen Menschen, dass sie nicht zum Heer gehen, weil es Zeitverschwendung sei. Man verdiene dort nichts und werde nur körperlich und mental fertiggemacht. In meinen Augen ist der Grundwehrdienst keine Zeitverschwendung, denn man gibt der Gesellschaft etwas zurück. Zudem gibt es verschiedene Alternativen zum klassischen Einsatz als Soldat in einem Zug. So wurde ich zum Cybersoldaten ausgebildet, während andere den Dienst als Kraftfahrer oder Sanitäter leisteten oder in der Werkstatt arbeiteten. Der Grundwehrdienst kann also nicht pauschalisiert werden, da diverse Dienstwege offenstehen.
Abschließend lässt sich sagen, dass ich eine gute Zeit beim Heer hatte. Natürlich wird man körperlich und mental gefordert, doch genau dadurch kann man sich sportlich weiterentwickeln und seine Selbstdisziplin stärken. Wichtig ist nur, eine Dienststelle zu wählen, die den eigenen Anforderungen entspricht und einen entsprechend herausfordert. Letztendlich kann ich mit einem Schmunzeln an meine Zeit beim Österreichischen Bundesheer zurückdenken.
Manuel Prodinger ist 20 Jahre alt und war Grundwehrdiener in der Krobatinkaserne in St. Johann im Pongau.
