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Einsam vorm Handy: Wie soziale Medien unsere persönlichen Kontakte gefährden

Durch die Flucht in eine digitale Welt vernachlässigen wir zunehmend unsere Beziehungen im "echten Leben". Junge-Seite-Autorin Mia Neuhauser gibt Tipps, wie wir damit umgehen können.

Die Allgegenwärtigkeit von Smartphones macht es leicht, sich in die digitale Welt zu flüchten.
Die Allgegenwärtigkeit von Smartphones macht es leicht, sich in die digitale Welt zu flüchten.

Heutzutage besitzt fast jeder ein Smartphone, vom Schulkind bis zur Pensionistin. Soziale Medien sind dabei ein fester Bestandteil unseres Alltags. Sie ermöglichen es uns, mit Freunden und Familie trotz Entfernung immer und überall in Kontakt zu bleiben, Fotos zu teilen und Nachrichten zu konsumieren.

Trotz dieser Vorteile bringt das Smartphone auch Nachteile mit sich, die immer mehr Menschen betreffen: Einsamkeit und soziale Isolation. Leider können Plattformen, die eigentlich dafür da sind, um miteinander zu kommunizieren, dazu führen, dass wir uns von der realen Welt entfernen und unsere persönlichen Kontakte vernachlässigen.

Dies kann verschiedene Gründe haben. Zum einen lassen wir uns leicht dazu verleiten, zum Smartphone zu greifen, da soziale Medien nichts von uns erwarten. Wir können eintauchen und uns von anderen Menschen unterhalten lassen, ohne etwas tun zu müssen. Zum anderen ist es viel einfacher, via Handy zu kommunizieren und seine Gefühle auszudrücken, als persönlich von Angesicht zu Angesicht zu sagen, wie man sich fühlt.

Außerdem macht es die Allgegenwärtigkeit von Smartphones leicht, sich in die digitale Welt zu flüchten. Anstatt persönliche Treffen zu planen, ziehen es viele vor, über Textnachrichten, Telefonate oder Videocalls zu kommunizieren. Besonders wegen Corona und durch die Lockdowns hat diese Form der Kommunikation an Beliebtheit gewonnen. Doch langfristig kann der Verzicht auf echte Begegnungen dazu führen, dass Beziehungen oberflächlicher werden und Freundschaften enden oder Freunde sich distanzieren. Ein weiteres Problem ist, dass Menschen oft ihre Smartphones nutzen, während sie Zeit mit anderen verbringen. Dies kann die Qualität von Beziehungen negativ beeinflussen, da es dem Gegenüber das Gefühl vermittelt, weniger wichtig zu sein als das Gerät. Um die negativen Auswirkungen sozialer Medien auf unser soziales Leben zu mindern, können folgende Ideen helfen:

Bewusstsein schaffen: Der erste Schritt besteht darin, sich bewusst zu machen, wie viel Zeit wir in sozialen Medien verbringen und welchen Einfluss dies auf unser Wohlbefinden hat. Bildschirmzeit-Tracker können dabei helfen, einen Überblick zu gewinnen und sich Grenzen und Ziele zu setzen. Soziale Medien bewusst und gezielt zu nutzen, anstatt gedankenlos durch Feeds zu scrollen, ist sehr wichtig. Zeitlimits zu setzen, um seine Grenzen zu beachten, und zu überlegen, welche Inhalte wirklich bereichernd sind, kann helfen. Auch eine sogenannte "digitale Entgiftung" kann dabei helfen, die Abhängigkeit von sozialen Medien zu reduzieren. Man kann bewusst Zeiten einplanen, in denen man sein Smartphone zur Seite legt, sich auf seine Mitmenschen konzentriert und mit ihnen ganz analog Zeit verbringt.

Eine weitere Idee wäre, persönliche Kontakte zu priorisieren. Man versucht, Begegnungen mit Menschen, die man gern hat, in den Mittelpunkt seines Lebens zu stellen. Verabredet euch regelmäßig mit Freunden und Familie und schafft schöne Erinnerungen ohne Handys. Auch Interaktionen wie Umarmungen und gemeinsames Lachen sind wichtig. Tiefe und bedeutsame Gespräche können helfen, die Bedeutung von engen Beziehungen zu erkennen. Falls es sehr schwierig wird, die Abhängigkeit von digitalen Geräten zu überwältigen, gibt es professionelle Unterstützung. Therapien oder Personen in sozialen Fachbereichen können helfen.

Soziale Medien können unser Leben bereichern, doch sie können uns auch in die Einsamkeit treiben, wenn wir uns unbewusst von ihnen beeinflussen lassen. Indem wir uns unserer Nutzung bewusst werden, persönliche Kontakte besser pflegen und uns gelegentlich auch aus der digitalen Welt zurückziehen, können wir das Gleichgewicht zwischen der virtuellen und der realen Welt wiederherstellen. Es liegt an einem selber, die Kontrolle über seine Zeit und Aufmerksamkeit zurückzugewinnen, um ein erfülltes und sozial verbundenes Leben zu führen.


Mia Neuhauser ist 16 Jahre alt, kommt aus Wien und besucht die AHS Wien West.