Der Duft von frischem Heu, idyllisch gelegene Höfe und eine Mutterkuh, die sich auf einer mit Blumen bedeckten Weide mit ihrem Kalb beschäftigt. All das ist eine idealisierte Vorstellung vom Alltag in der Landwirtschaft. Oft stammt diese von Menschen, die von der harten Arbeit in der Landwirtschaft - von der Bereitschaft, rund um die Uhr für seine Tiere da zu sein - keinen blassen Schimmer haben.
Doch wie ist es wirklich, Bäuerin oder Bauer zu sein? Ich habe Christian Buchwinkler getroffen. Er ist nicht nur Metzger, Mitglied der freiwilligen Feuerwehr und der Stadtkapelle Oberndorf, sondern zusätzlich auch noch Jungbauer. Für einen Vormittag durfte ich den Alltag auf einem Bauernhof hautnah miterleben, angefangen mit einer Hoftour bis hin zum Mulchen mit dem Traktor. Und ich habe ihm ein paar Fragen gestellt.
Wolltest du schon immer den Hof deiner Eltern übernehmen? Ja, das war für mich von Anfang an klar. Seitdem ich ein kleiner Bub war, wollte ich unbedingt Bauer werden - um jeden Preis. Das hat sich nie geändert.
Welche Voraussetzungen sollte man mitbringen, wenn man Bauer oder Bäuerin werden möchte? Man muss auf jeden Fall handwerklich geschickt sein, man muss fleißig sein und man darf keine Arbeit scheuen. Außerdem braucht man oft eine dicke Haut. Gestern etwa bin ich Gülle gefahren und habe den "Schuber" nicht ordentlich zugemacht. Und schon war ich komplett voll mit Gülle - das ist nicht so cool.
Rentiert es sich überhaupt noch, ohne Nebenerwerb Bauer zu sein? In unserer Größe nicht. Mit dem Erlös aus den Eiern und den Bio-Hühnern sowie den etwa 15 Stieren, die wir im Jahr zum Schlachter bringen, geht es sich nicht aus. Man muss aber auch ehrlich sagen, dass ich nicht so ein hohes Arbeitspensum hätte, wenn ich die ganze Woche immer nur zu Hause wäre. Außerdem gilt: Je mehr Fläche bewirtschaftet wird, desto mehr Förderungen bekommt man und auch die Sozialversicherung geht nach dem sogenannten Einheitswert. Dieser wird über die Fläche und deren Ertragspotenzial berechnet.
Inwiefern beeinflusst der Klimawandel die Landwirtschaft? Man merkt den Klimawandel mittlerweile stark. Vergangenen Sommer war es beispielsweise relativ nass, da wurden Teile unserer Flächen überschwemmt und es standen etwa vier bis fünf Hektar unter Wasser. Die vergangenen Jahre ist uns eigentlich immer eine Mahd abgegangen. Aber das Gras muss dann trotzdem abgemäht werden, weil ansonsten nichts oder eben nichts Gutes nachwächst. Das kostet dann Geld, obwohl man kein Futter zusammenbringt. Es ist einfach wärmer geworden und die prognostizierten Wetterextreme merkt man schon sehr, denn wenn es den ganzen August regnet, dann wächst auch nichts.
Glaubst du, dass die fortschreitende Technologie in der Zukunft die Bäuerinnen und Bauern ersetzen wird? Nicht hundertprozentig. Also man braucht auch immer noch das Menschliche, denn man sieht ganz viel bei den Tieren, was man mit den Parametern nicht messen kann. Ich glaube, dass die Technologie sicher einiges ersetzen wird, vor allem Arbeiten wie zum Beispiel das Mulchen, das wird vermutlich einmal ein autonomer Traktor machen. Aber ich glaube, dass es vor allem bei uns in Österreich, mit unserer klein strukturierten Landwirtschaft, schwierig sein wird, weil auch eine Überwachung des autonomen Fahrens benötigt wird, und das funktioniert nur bei großen Flächen richtig gut.
"Wachsen oder weichen", wie ist deine Ansicht zu dieser Aussage? Ich glaube, dass es ganz viele andere Wege gibt. Es muss nach anderen Vermarktungswegen als der Lieferung der Milch an die Molkerei oder des Stiers an den Metzger gesucht werden. Wenn man so klein ist wie unser Betrieb, muss man einfach in die Direktvermarktung gehen. Das ist sicher nicht für jeden. Man muss mögen, dass die Kundschaft am Hof ist, und das muss einem Spaß machen - schließlich ist auch nicht jeder ein Verkaufstalent. Aber ich bin ganz klar der Meinung, dass es auch für die kleinen Betriebe eine Chance gibt.
Julia Lüftner ist 16 Jahre alt, kommt aus Oberndorf und besucht die 3. Klasse der HLW - ABZ St. Josef.
