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Vier Wochen ohne Smartphone, geht das überhaupt? Unsere Autorin wagte das Experiment

Schnell ein Foto verschicken, die Busverbindung checken oder mit der Freundin in Irland über WhatsApp in Kontakt bleiben - all das ist ohne Smartphone nicht möglich.

Am 22. September 2025 begann unser Experiment und unsere Handys wurden in der Schule versperrt.
Am 22. September 2025 begann unser Experiment und unsere Handys wurden in der Schule versperrt.

Schaffen wir vier Wochen ohne Smartphone? Diese Frage stellten sich mein Klassenkamerad Dani und ich, nachdem wir uns die ORF-Doku "Drei Wochen Handy-Entzug: Das Experiment" in der Schule angeschaut hatten. Zusammen mit vier weiteren Mitschülerinnen und Mitschülern wollten wir es dann probieren - aber nicht für drei, sondern gleich für vier Wochen.

Am 22. September 2025 begann unser Experiment und unsere Handys wurden in der Schule versperrt. Fast alle haben sich danach ein Tastenhandy besorgt - ich hatte meines vom Urliopa. Anfangs fiel es mir leicht, ohne Handy auszukommen. Fast so, als hätte ich es einfach irgendwo vergessen. Aber spätestens am zweiten Tag wurde mir bewusst, dass das vielleicht doch nicht so einfach werden könnte.

Wir waren zum Beispiel mit Freunden am Rupertikirtag. Bis man sich da einmal zusammengerufen hatte, dauerte es. Und auch, wenn du neue Leute kennenlernst, kannst du nicht einfach dein Handy rausholen und den Snapchat-Kontakt oder die Nummern austauschen, so wie wir das bis jetzt gemacht haben. Leider hat man auch weniger Kontakt zu Menschen, die nicht in der Nähe wohnen. Ich habe beispielsweise eine Freundin in Irland, mit der ich eigentlich nur via Snapchat und WhatsApp kommuniziere.

Vor allem in der Anfangszeit wollte ich oft schnell etwas googeln oder fotografieren, bis mir eingefallen ist, dass mein Smartphone ja weggesperrt ist. Stundenplan checken, Busverbindungen nachschauen oder jemandem per WhatsApp zum Geburtstag gratulieren - all das ging leider nicht mehr. Ich habe auch viel weniger mitbekommen, was in der Welt los ist.

Generell war alles umständlicher. Ich habe in der Zeit den Mopedführerschein gemacht und musste dafür Online-Übungen machen. Vor meiner Handy-Challenge hätte ich das überall mit dem Handy machen können, aber so konnte ich es leider nur am Laptop zu Hause tun.

Bei vielen Apps oder Websites gelangte ich ohne Handy nicht in meinen Account, weil ich mich nicht verifizieren konnte. Was ich noch sehr vermisst habe: Ich konnte keine Bilder verschicken oder schnell eine Nachricht schreiben - bei Tastenhandys dauert das nämlich eine halbe Ewigkeit, auch wenn ich mit der Zeit schneller wurde. Ja, ich habe das Projekt wirklich ein bisschen unterschätzt. Mir ist schnell klar geworden, dass ich es wirklich wertschätzen muss, dass wir alle Smartphones haben.

Wenn ich gerade etwas mit Freunden oder mit meiner Familie unternommen habe, ist es mir wirklich leichtgefallen, kein Smartphone zu haben, da ich ja abgelenkt war. Aber beim Heimfahren von der Schule oder zwischen zwei Terminen hat es mir richtig gefehlt.

Ich habe aber nach und nach angefangen, die Zeit produktiver zu nutzen, also statt zwei bis drei Stunden am Smartphone zu verbringen, habe ich öfter gelernt, gelesen, Querflöte gespielt und sogar mein Zimmer zusammengeräumt. Oder ich bin laufen gegangen, einfach weil mir ohne Handy langweilig war. Ich habe zu Hause auch mehr mit meiner Familie gemacht, anstatt allein im Zimmer aufs Smartphone zu schauen.

Ich schlief insgesamt besser und merkte mir plötzlich auch, was ich träumte. Wenn alle anderen, außer mir, ein Handy hatten, nervte mich das aber. Mir ist außerdem aufgefallen, dass beim Spazierengehen viele Erwachsene am Handy sind. Auch im Bus spielen Menschen oft lieber auf ihrem Smartphone, anstatt miteinander zu kommunizieren. Es wäre wirklich schön, wenn alle ihr Handy öfter mal auf die Seite legen und wieder mehr miteinander sprechen würden.

Unser Projekt wurde vor allem von unserer Parallelklasse verfolgt, in der sich sechs Schülerinnen und Schüler in unserer dritten Woche ohne Smartphone dazu entschieden, eine handyfreie Woche mitzumachen. Generell wurde unsere Challenge positiv aufgenommen und vor allem Erwachsene waren begeistert. In verschiedenen Fächern durften wir darüber erzählen, wie es uns ergangen war.

30 Tage nach dem Start, am 20. Oktober 2025, bekamen wir unsere Handys wieder und hatten, obwohl wir unsere Challenge angekündigt hatten, über tausend Nachrichten.

Ich würde so eine Aktion auf jeden Fall wieder einmal machen, einfach weil es angenehm ist, nicht erreichbar sein zu müssen, und ich dadurch viel mehr Zeit für anderes hatte.
Hannah Steinberger ist 14 Jahre alt, kommt aus Bergheim und besucht das SUM-RG in der Stadt Salzburg.